Neuste Investitionen am Industriestandort nahe Kecskemét
Deutsch-Ungarische Getreideverarbeitung in der Julia-Mühle
Neuste Investitionen am Industriestandort nahe Kecskemét
Deutsch-Ungarische Getreideverarbeitung in der Julia-Mühle
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Neuste Investitionen am Industriestandort nahe Kecskemét
Deutsch-Ungarische Getreideverarbeitung in der Julia-Mühle
Die Julia-Mühle nahe Kecskemét ist eine der größten Getreidemühlen Ungarns. Entstanden auf dem grünen Acker gehört die Modernisierung zu ihrer DNA. Die drei Geschäftsführer möchten den Betrieb in einigen Jahren an ihren Nachfolger übergeben. Dafür stellen sie die Mühle zukunftsfähig auf.
Julia ist drei Jahre alt, als sie den Spatenstich setzt für die Getreidemühle, die einmal ihren Namen tragen wird. Nicht im Sandkasten, sondern auf einem Acker im Ort Kunszállás nahe der Stadt Kecskemét. Ihr Vater Johann Tiemens und sein Partner Attila Csontos haben das Land gekauft, auch weil der Bürgermeister ihnen eine eigene Autobahnauffahrt verspricht. Heute, einundzwanzig Jahre später, fahren wir 100 Kilometer südlich von Budapest auf der Landstraße zur Julia-Mühle und passieren Bagger und Kräne. Die Auffahrt zur Autobahn entsteht tatsächlich, ist aber noch nicht fertig. Die Mühle dagegen vermahlt seit ihrer Inbetriebnahme im Oktober 2005 fast 3 Mio. t Getreide.
„Wenn es eine Zeit gibt, in der wir nicht planen oder modernisieren, dann werde ich unruhig“, sagt Geschäftsführer Johann Tiemens.
2005 geht die erste Weizenmühle mit einer Kapazität von 220 t pro Tag an den Start, 2006 folgt eine Hartweizenlinie mit 100 t pro Tag. Eine weitere Weizenmühle kommt 2008 hinzu mit einer Kapazität von 250 t pro Tag. Mit ihrer Tageskapazität von 570 t pro Tag ist die Juli-Mühle lange die größte Mühle Ungarns und heute die drittgrößte. Der Mühlenstandort mit Weichweizen- und Hartweizenprofil verfügt über einen hohen Automationsgrad und ein mit Farinograph, Extensograph und Alveograph ausgestattetes Labor mit eigener Analytik.
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Der Betrieb positioniert sich mit einem breitem Mehlportfolio für die Brot- und Lebensmittelindustrie in Mitteleuropa. Rund ein Viertel der Produktion wird ins EU-Ausland exportiert, 3% gehen ins Nicht-EU-Ausland und der Rest bleibt im Inland. Rund 34% der Kunden sind Industriebetriebe, 20% Bäcker und 22% Mischfutterhersteller. Der Grund für die Standortwahl der Mühle ist die strategisch günstige Lage im Zentrum der ungarischen Tiefebene, einer wichtigen Drehscheibe für Verkehr und Landwirtschaft.
“Als der Bürgermeister damals sagte, wir bekommen das Feld inklusive Autobahnanschluss, war es für uns wie ein Sechser im Lotto,“ erzählt Geschäftsführer Attila Csontos.
Auch ohne Autobahnanschluss, erweist sich die Standortwahl als richtig.
Weichweizen und Durum
„Wir setzen auf Leistungsfähigkeit, und die beginnt beim Rohstoff“, so Attila Csontos, der für die Rohstoffbeschaffung zuständig ist. In der Vergangenheit war Ungarn berühmt für seinen Weizen. Daran möchte er anknüpfen. „Der ungarische Weizen war besonders harter Weizen mit einer hohen Wasseraufnahme“, schildert Attila Csontos, der auf 34 Jahre Branchenerfahrung zurückblickt, die Vorteile der alten Sorten. Die letzten Jahre achtet er besonders auf die Qualität der Rohstoffe. Aktuell bevorzugt er fünf Sorten – zwei aus Österreich und drei aus der Slowakei. „Die drei slowakischen Sorten entsprechen den alten ungarischen Sorten beziehungsweise haben deren guten Eigenschaften“, erklärt er. „Die Ukraine hat 60 Mio. ha beste Bodenqualität und ein enormes Potenzial. Dagegen produziert Ungarn lediglich 5 Mio. t Weizen“, erläutert er sein Konzept.
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Vor dem Ankauf der Rohstoffe beprobt und prüft sein Labor sämtliche Partien. Letztes Jahr rund 400 000 t Weizen. Seine Mitarbeiter fahren zu jedem Landwirt und ziehen Muster, die sie im eigenen Labor auswerten.
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Qualitätssicherheit vor Masse
Die Julia-Mühle liefert Hartweizengrieß für die Teigwarenindustrie und Feinmehle. Für Weichweizen umfasst ihr Portfolio unter anderem Pizzamehl, griffiges Kuchenmehl, Brotmehle sowie Vollkornmehl. Hinzu kommen Roggen- und Dinkelmehle in hell und als Vollkorn. Die Typenbezeichnungen folgen ungarischen Normen und decken Back-, Keks-, Waffel- und Teigwarenlinien ab. Für Lebensmittelsicherheit sorgen mikrobiologische Routinen, Pestizid- und Schwermetallprüfungen sowie die DON-Kontrolle. Das Management zertifiziert über das FSSC-22000-System, ergänzt um eine einheitliche Umweltnutzungsgenehmigung und ein Halal-Zertifikat. Die Logistik ist auf Schüttgut und Sackware ausgelegt. Ein eigener Silofahrzeugpark mit sieben Lkw und rund zehn Fahrern versorgt Großkunden.
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Die Verpackungen reichen von Einheiten zu einem bis fünf Kilogramm für den Einzelhandel bis zu 25-Kilogramm-Ventilsäcken sowie Big-Bags auf Abruf. Für die Kleie nutzt der Betrieb gewebte Polypropylensäcke. Die Maschinenausstattung folgt dem Prinzip gründlicher Vorreinigung und stabiler Prozessführung. In der Reinigung setzt die Mühle auch den Farbsortierer Sortex von Bühler ein. Die Automatisierung steuert den kompletten Herstellungsprozess, so dass für die Schicht ein Müller ausreicht. Johann Tiemens denkt an die Anfänge der Produktion im Jahr 2005, als er mit GBS-Stühlen aus Italien nur lose Produkte aus Weichweizen und Durum auf der kombinierten Mühle produziert. Die Büros und das Labor befinden sich noch in Containern und der Transport läuft über Kieswege. Der Erfolg stellt sich schnell ein und die Einnahmen fließen seitdem kontinuierlich in neue Technik. Insgesamt 16 Silos kommen nach und nach dazu mit einer Kapazität von je 2500 t. Dazu eine Lagerhalle mit Absackmaschinen und einer Kleinpackerei.
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Technik von Swisca
Für die aktuelle Modernisierung und Erweiterung vertraut der Betrieb auf das Schweizer Unternehmens Swisca. Im ersten Schritt wird die Hartweizenmühle zu einer kombinierten Mühle für Durum, Gries und Weichweizen umgebaut.
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Dafür installiert Swisca vier Romil-Walzenstühle sowie ein Siebabteil des Plansichters Sifto. Im zweiten Schritt voraussichtlich im März 2026 werden die alten Walzenstühle von Mühle 1 gegen 14 weitere Romil-Walzenstühle ausgetauscht.
“Auch von der Energieseite her sind unsere Lösungen attraktiv. Die Leistung steigt von 220 t auf 300 t pro Tag, ohne dass die Mühle mehr Energie verbraucht”, so Swisca-Projektmanager Stefan Schmitz. „Wir arbeiten hier mit sieben Plansichter-Abteilen, die je nach Konfiguration als Einzel- oder Doppelabteile montiert werden. Hinzu kommen zwei Getreidenetzer vom Typ Dampe. Einer ist bereits installiert, ein zweiter wird für die Mühle 1 ergänzt.“
Für die Wäge- und Dosiertechnik liefert Swisca eine Densi Waage zur Feuchtigkeitsmessung des Weizens, dazu mehrere Cervo-Schüttwaagen für die zweite Mühle sowie zwei Fertigproduktwaagen für die erste Linie. Im Weizensilo sind bereits acht Dosierer vom Typ Floba integriert.
Ebenfalls komplett neu aufgebaut wird die Reinigung. Swisca übernimmt die Anlagenplanung und koordiniert die Installation. Farbsortierer, Trieur und Steinausleser werden bei Drittanbietern gekauft ergänzt mit Komponenten von Swisca wie Filter und Schnecken. Das Unternehmen liefert nicht nur die Technik, sondern auch das Projektmanagement bis hin zur Unterstützung der Elektroinstallation, die für die lokalen Elektriker Neuland darstellt. Die Inbetriebnahme übernehmen Stefan Schmitz und Mitglieder seines Technologieteams. „Vor zwei Jahren war ich noch allein, heute sind wir fünf Technologen im Team“, erklärt er. Mit diesem Ausbau setzt die Julia-Mühle Maßstäbe. Zusätzlich sollen der Bau eines Solarparks und zwei Windräder die Klimabilanz der Mühle verbessern.
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Kooperation für Tierfutter
Stolz ist der technische Direktor Ádám Csontos, der die Mühlenleitung in Zukunft übernehmen wird, auf die Investition in eine Anlage zur Herstellung von Kleiepellets. Die Anlage entsteht in Kooperation mit dem Unternehmen Vitafort, einem führenden Futtermittelunternehmen, welches mehr als ein Viertel des ungarischen Bedarfs deckt. Der amerikanische Konzern Archer Daniels Midland (ADM) hält 30 % der Anteile am Unternehmen. Vitafort liefert die Inhaltsstoffe, um aus der Kleie der Julia-Mühle hochwertige Pellets zur Verfütterung herzustellen. Die Anlage für die Pellets liefert der deutsche Maschinenbauer Amandus Kahl, derzeit läuft die Produktion an.
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