Bühler unterstützt bei Klimabilanzierung von Mehl und Mühlen
Klimabilanzen und CO₂e-Transparenz für Getreideverarbeiter
Bühler unterstützt bei Klimabilanzierung von Mehl und Mühlen
Klimabilanzen und CO₂e-Transparenz für Getreideverarbeiter
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Bühler unterstützt bei Klimabilanzierung von Mehl und Mühlen
Klimabilanzen und CO₂e-Transparenz für Getreideverarbeiter
Immer mehr Kunden von Mühlen verfolgen ehrgeizige Klimaziele und wünschen eine Klimabilanz der eingekauften Produkte. Der ökologische Fußabdruck von Mahlerzeugnissen wird zum Wettbewerbsfaktor. Bei dessen Berechnung unterstützt die Bühler Group nach dem GHG-Protokoll.
Die Anforderungen an Transparenz und Nachhaltigkeit wachsen – getrieben von internationalen Großkunden und Handelsketten. Wer seine CO₂-Emissionen kennt und gezielt reduziert, kann seine Position im Markt stärken. Nestlé etwa strebt Klimaneutralität bis 2050 an, REWE will die absoluten Emissionen in den Lieferketten seiner Eigenmarken bis 2030 um 15 Prozent senken. Für Mühlen bedeutet das: Sie müssen künftig offenlegen, wie viele Treibhausgase in ihren Produkten stecken – und was sie tun, um diese zu reduzieren.

Ein wirksamer Hebel zu mehr Transparenz liegt in der systematischen Erfassung aller klimarelevanten Emissionen entlang der Wertschöpfungskette. Das GHG Protocol hat sich als globaler Standard für die Treibhausgasbilanzierung etabliert. Es ist eine zivilgesellschaftliche Initiative unter Beteiligung von Unternehmen und ohne regulatorische Befugnisse. Dennoch ist das Protokoll weltweit der anerkannte De-facto-Standard zur Treibhausgasbilanzierung geworden - vergleichbar mit einem offenen Branchenstandard.
“Was heute freiwillig geschieht, kann morgen zur Pflicht werden: Die kommende EU-Berichtspflicht für Nachhaltigkeit (CSRD), nationale Klimastrategien und das wachsende Interesse von Kunden erhöhen den Druck, Emissionen auszuweisen“, Dr. Josef Rampl, Bayerischer Müllerbund.
Entwickelt wurde das GHG-Protokoll vom World Resources Institute (WRI) und dem World Business Council for Sustainable Development (WBCSD). Das WRI, mit Sitz in Washington D.C., ist eine Non-Profit-Organisation (NGO). Sie finanziert sich über Spenden und Stiftungsgelder beispielsweise von der Gates Foundation und Bloomberg Philanthropies. Der zweite Player, das WBCSD hat seinen Sitz in der Schweiz in Genf. Es ist ein CEO-geführter, globaler Unternehmensverband, in dem über 200 große Unternehmen wie Unilever, Nestlé, Bayer, Microsoft oder Shell Mitglieder sind.

Beide Organisationen sind keine Regulierungsbehörden, sondern verstehen sich als Initiatoren von Methoden und Standards zur Bilanzierung und Berichterstattung von Treibhausgasemissionen. Das GHG Protocol bildet weltweit die Grundlage für zahlreiche Berichtsformate und Nachhaltigkeitsinitiativen. Inzwischen greifen 97 % der Unternehmen im S&P-500-Index auf dieses Protokoll zurück, um ihre Treibhausgasbilanzen zu erfassen und offenzulegen.
Das Protokoll unterscheidet drei Kategorien von Emissionen: direkte Emissionen aus unternehmenseigenen Quellen wie beispielsweise Verbrennungsprozesse (Scope 1), indirekte Emissionen aus zugekaufter Energie wie Strom oder Fernwärme (Scope 2) sowie eine Vielzahl weiterer indirekter Emissionen entlang der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungskette, etwa durch Rohstoffproduktion oder Transport (Scope 3).
Für Mühlenbetriebe bedeutet das: Neben dem Energieeinsatz in der Produktion (Scope 1 und 2) rücken auch die vor- und nachgelagerten Prozesse in den Fokus – etwa der Transport des Getreides, die Düngung, die Lagerung, der Mehllogistikweg bis hin zur Entsorgung von Verpackungen (Scope 3). Wer seine Emissionsquellen kennt, kann gezielt dort ansetzen, wo die größten Einsparpotenziale liegen.
Weltweiter Bilanzierungsstandard
Zur Datenerhebung stellt das GHG Protocol Vorlagen bereit, ergänzt mit Leitfäden. Diese enthalten Informationen zur Methodik des Protokolls und beschreiben die erfassten Sektoren, Emissionsquellen und Prozesse. Erklärt werden verschiedene Ansätze zur Berechnung von CO₂ und anderen Treibhausgasemissionen, beispielsweise durch direkte Messung oder Massenbilanzen. Dies soll eine Datengrundlage schaffen, die Emissionen erfasst und Fortschritte bei den Klimazielen dokumentiert. Allerdings zeigt sich auch: Die rohstoffabhängigen Mühlen stoßen bei der Reduktion ihrer Emissionen an Grenzen. Wie stark der CO₂-Fußabdruck pro Tonne Mehl durch den eingesetzten Rohstoff geprägt wird, verdeutlicht die folgende Grafik.

Bei der Erfassung des CO₂e-Fußabdruck nach den Vorgaben des GHG Protocol werden verschiedene Softwarelösungen wie LCA- und GHG-Software eingesetzt. Diese helfen dabei, die Emissionen und den Ist-Zustand zu bestimmen, auf dessen Basis Reduktionsstrategien entwickelt werden, die auf eine energieeffizientere Prozessgestaltung, verbesserte Anlagensteuerung, die Integration erneuerbarer Energien oder eine optimierte Rohstofflogistik abzielen.
LCA- und GHG-Software
Die GHG-Software erfasst alle relevanten Emissionen entlang der Lieferketten gemäß GHG Protocol und erstellt Klimabilanzen. Daten aus Energie- und Rohstoffverbräuchen, Logistik, Mobilität, Abfall und Prozessen werden kategorisiert und nach Emissionen entsprechend Scope 1, Scope 2 und Scope 3 sortiert. Emissionsfaktoren aus globalen Datenbanken (z. B. DEFRA, IPCC, ecoinvent) werden angewendet und ermöglichen Szenarienvergleiche, wie beispielsweise Auswirkungen durch Ökostrom, neue Logistikwege oder veränderte Produktionsmengen.
„Unsere Produktionsabläufe sind energieintensiv. Ressourcen sparen kann nur, wer seine CO2-Emissionen kennt und entsprechend anpasst. Deshalb sehen wir genau hin,“ Norbert Lötz, Harry-Brot.
LCA steht für "Life Cycle Assessment", also Lebenszyklusanalyse. Mit einer LCA-Software erfassen und bewerten Unternehmen die ökologischen Auswirkungen eines Produkts über seinen gesamten Lebensweg – von der Rohstoffgewinnung bis zur Auslieferung. Möchte ein Mühlenbetrieb den CO₂e-Fußabdruck einer Tonne Weizenmehl berechnen, kann die LCA-Software alle Prozessschritte modellieren - vom Getreideanbau, Transport zur Mühle, Vermahlung, Verpackung, Lagerung und Distribution. Primärdaten wie der Energieverbrauch, Abfälle und die Logistik werden dafür mit Emissionsfaktoren aus Datenbanken kombiniert. Die Software liefert CO₂e-Werte pro Produkt, zeigt Emissions-Schwerpunkte im Prozess auf und vergleicht Energie- und Ressourceneinsatz.
Um künftig die Nachhaltigkeitsdaten aus den vorgeschalteten landwirtschaftlichen Betrieben einzubeziehen, kooperiert die Bühler Group mit dem schwedischen Technologieunternehmen Improvin'. Das erste gemeinsame Pilotprojekt erfolgt mit einem schwedischen Rapsölproduzenten. Dabei werden betriebliche Emissionsdaten mit Rohstoffdaten entlang der gesamten Wertschöpfungskette verknüpft. Dabei werden betriebliche Emissionsdaten mit Rohstoffdaten entlang der gesamten Wertschöpfungskette verknüpft, so dass auf spezifische Kundenwünsche nach individuellen Produkten reagiert werden kann, anstatt auf Marktdurchschnittswerte.
Mühlenverbände und Tools
In einer Klimabilanz wird nicht die Größe des Betriebs bewertet, sondern seine Emissionen pro Funktionseinheit (z. B. pro Tonne Mehl, pro Euro Umsatz, pro Standort). Wer wenig verbraucht, hat formal „bessere“ Emissionswerte – unabhängig davon, ob dies auf Effizienz oder schlichter Kleinstruktur beruht. Neutral betrachtet können sich für kleinere Mühlen strukturelle Vorteile ergeben, insbesondere in Scope 3. Sie haben weniger Transportemissionen durch regionale Getreidebeschaffung, eine geringere Logistikkette durch direkte Lieferbeziehungen zu Bäckereien und Endkunden, wenig Dienstflüge und eine kleine Verwaltung. Im Vergleich zu großen Mühlen kann das vorteilhaft erscheinen – tatsächlich fehlt es oft an Skaleneffekten, um Investitionen in Energieeffizienz oder Datenerfassung wirtschaftlich zu rechtfertigen. Fehlt die Datenerfassung und -auswertung oder werden standardisiert stark vereinfachte Emissionsfaktoren zur Bewertung verwendet, können die Vorteile nicht mehr sichtbar sein.
„Wir brauchen eine einfache und bürokratiearme Umsetzung, ansonsten scheitert das Vorhaben an der Akzeptanz der Menschen und der Wirtschaft“, Dr. Josef Rampl, Bayerischer Müllerbund.
Für kleinere Mühlenbetriebe ist der Aufwand zur Datenerfassung und -darstellung in Relation zu Großbetrieben oft größer. Der Zugang zu professionellen Tools, Beratung und Fördermitteln meist eingeschränkt. Förderungen oder Anreize für kleinere Betrieb sollten nicht an der Dokumentationsfähigkeit scheitern, sondern an der realen Umweltwirkung ansetzen. Deshalb sind Kooperationen notwendig und wichtig, beispielsweise mit Branchenverbänden. Standardisierte Hilfen etwa durch spezifische Tools für Getreideverarbeiter mit Voreinstellungen – könnten kleinere Mitgliedsbetriebe unterstützen.
Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) hat den sogenannten „Klima-Check“ entwickelt. Das ist ein kostenloses Online-Tool, das auf dem LfL-Deckungsbeitragsrechner basiert. Dieses Tool ermöglicht es landwirtschaftlichen Betrieben, ihre Treibhausgasemissionen zu erfassen und zu analysieren. Der Klima-Check berücksichtigt verschiedene Produktionsverfahren aus dem Anbau und der Tierhaltung. Dabei sind Kalkulationswerte hinterlegt, die an die spezifischen Gegebenheiten des jeweiligen Betriebs angepasst werden können. Das Tool wurde im Rahmen des Projekts „THG-Vermeidung Landwirtschaft: Klima-Check“ entwickelt und steht frei zur Verfügung (www.lfl.bayern.de).
Praxisbeispiel Hemelter Mühle
Wie sich die Methodik des GHG Protocol in der Praxis umsetzen lässt, zeigt die Kooperation aus dem Jahr 2020 zwischen der Bühler Group und der traditionsreichen Hemelter Mühle. Das familiengeführte Unternehmen mit Sitz in Rheine und Spelle besteht seit über 128 Jahren und wird heute in vierter Generation von Jan Cordesmeyer geleitet. Insgesamt vermahlt die Mühle jährlich rund 400.000 Tonnen Weizen, Roggen und Dinkel.
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Im Rahmen der Zusammenarbeit wurde zunächst der CO₂e-Fußabdruck des Hauptprodukts Mehl über sämtliche Prozessschritte hinweg berechnet. Von der landwirtschaftlichen Erzeugung über die Lagerung und den Transport zum Werk bis hin zum Mahlprozess und der Auslieferung wurde jeder Abschnitt der Wertschöpfungskette einbezogen. Darüber hinaus erfolgte ein Vergleich der Emissionen der unterschiedlichen Transportmittel, per Lkw, Bahn oder mit Binnenschiffen. Geschäftsführer Jan Cordesmeyer war mit der Zusammenarbeit zufrieden. Besonders hob er hervor, dass die Methodik und die Rechenschritte des Bühler-Teams gut nachvollziehbar aufbereitet wurden. Dies ermögliche es heute, Kundenfragen zur Klimabilanz der Produkte fundierter zu beantworten.
Interview mit Bühler Experte
Lesen Sie unser M+M-Interview mit Claudio Antonelli, Sustainability Business Developer for Europe. Der Experte der Bühler Group erklärt im Interview wie Klimabilanzen erstellt werden und welche Daten benötigt werden. Hier geht es zum Interview: http://bit.ly/4mVKyUm
Cool Farm Tool
Das Cool Farm Tool (CFT) ist ein webbasiertes Berechnungsinstrument zur Ermittlung von Treibhausgasemissionen in der landwirtschaftlichen Produktion. Es unterstützt Betriebe dabei, ihren ökologischen Fußabdruck zu analysieren und Potenziale zur Emissionsminderung zu identifizieren. Das CFT wird u. a. von Nestlé, Unilever, Oatly, PepsiCo und landwirtschaftlichen Kooperativen in Europa genutzt. Auch Mühlenbetriebe können es zur Abschätzung ihres Rohstoff-Fußabdrucks im Getreideeinkauf einsetzen. Und Umweltwirkungen abschätzen, wie den Ausstoß von Treibhausgasen (CO₂, CH₄, N₂O) – gemäß GHG Protocol und IPCC-Richtlinien, den Wasser-Fußabdruck und eine Biodiversitätsbewertung.
. Es unterstützt Betriebe dabei, ihren ökologischen Fußabdruck zu analysieren und Potenziale zur Emissionsminderung zu identifizieren. Das CFT wird u. a. von Nestlé, Unilever, Oatly, PepsiCo und landwirtschaftlichen Kooperativen in Europa genutzt. Auch Mühlenbetriebe können es zur Abschätzung ihres Rohstoff-Fußabdrucks im Getreideeinkauf einsetzen. Und Umweltwirkungen abschätzen, wie den Ausstoß von Treibhausgasen (CO₂, CH₄, N₂O) – gemäß GHG Protocol und IPCC-Richtlinien, den Wasser-Fußabdruck und eine Biodiversitätsbewertung.
Das Tool nutzt betriebsindividuelle Eingabedaten wie Erträge, Düngermengen, Bodenbearbeitung, Pflanzenschutzmittel, Energieverbrauch und Kraftstoff. Daraus werden die Emissionen einzelner Produktionsschritte oder ganzer Ernteprodukte berechnet – in CO₂-Äquivalenten pro Hektar oder Tonne Produkt.
Vorteile:
• Kostenfrei online nutzbar (nach Registrierung)
• Basierend auf wissenschaftlich anerkannten Emissionsfaktoren
• Unterstützt auch Scope-3-Erhebungen für Lieferketten
• Erleichtert erste Schritte zur unternehmensbezogenen Klimabilanzierung
Nachteile:
• Keine vollständige Lebenszyklusanalyse (LCA)
• Nicht ISO-zertifiziert – daher nur bedingt für offizielle Nachhaltigkeitsberichte einsetzbar
• Nicht alle Verarbeitungsschritte (z. B. Vermahlung) sind detailliert abbildbar

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Täglich kommen Milliarden Menschen mit Technologien von Bühler in Kontakt, um ihre Grundbedürfnisse an Lebensmitteln und Mobilität zu erfüllen. Bühlers Technologien sind in Smartphones, Solarmodulen, Windeln, Lippenstift und Geldscheinen enthalten. Sie sind in den Lebensmitteln zu finden und in Fahrzeugen. Das Ziel der Bühler Group ist es, Innovationen für eine bessere Welt zu entwickeln, die gesund, sicher und nachhaltig sind.