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Wenn Mühlen schneller denken als Müller

Warum Künstliche Intelligenz in der Mühle mehr ist als ein Hype

Veröffentlicht am: 
9
July
2025
Lesezeit:
0
Min

Wenn Mühlen schneller denken als Müller

Warum Künstliche Intelligenz in der Mühle mehr ist als ein Hype

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9
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Warum Künstliche Intelligenz in der Mühle mehr ist als ein Hype

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Warum Künstliche Intelligenz in der Mühle mehr ist als ein Hype

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9
July
2025
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Bild von: 
IAOM
Vortragssaal in Oklahoma City bei der IAOM 2ß25

Von der Schaltanlage zum neuronalen Netzwerk – selten wurde ein technisches Thema so lebendig auf einem Müllertreffen präsentiert wie von Liam Cassidy, Director of Automation bei Knobelsdorff, USA. Wer sich bei seinem Vortrag zur KI in Mühlen auf ein trockenes Technik-Update eingestellt hatte, wurde einer Besseren belehrt.

Gastartikel von:
Logo Verlag Moritz Schäfer
Artikel von:

Mit einer Prise britischem Humor – Liam Cassidy stammt ursprünglich aus England und lebt seit über einem Jahrzehnt in Minnesota – schaffte er es, sein Publikum zum Lachen, Staunen und Mitdenken zu bringen. Er wollte auf dem Treffen der International Association of Operative Millers (IAOM) in Oklahoma City mit seinem Vortrag „AI and the Future of Automation in Milling“ seine Erfahrungen aus der Automatisierung mit den Entwicklungen rund um die KI verbinden.

Ein Redner erklärt etwas auf einer Müllermesse
LIam Cassidy schilderte in seinem Vortrag die Auswirkungen der KI auf die Mühlenindustrie und wie sich die Müller darauf vorbereiten können (Foto: IAOM).

Hype oder Realität

Sein Vortrag solle inspirieren und so nahm er seine Zuhörer mit auf eine Zeitreise durch die Geschichte der Automatisierung. Er begann mit Start- und Stop-Anwendungen der 1990er Jahre, als Schaltschränke noch fast vollständig manuell liefen und es nur wenige Sensoren gab. Anfang des neuen Jahrtausends kamen die Produktionsleitsysteme dazu. Müller begannen Daten auszuwerten und Prozesse besser zu steuern.

Ab 2015 ging der Hype los rund um Digitalisierung und das Internet der Dinge (IoT). In wenigen Jahren nahm die Automatisierung enorm an Fahrt auf. Dennoch überlebten viele Mühlen auch ohne. Heute ginge das nicht mehr. Cassidys These lautet: Wer heute nicht automatisiert, wer sich nicht mit KI auseinandersetzt, der wird ganz sicher abgehängt.

Draufgänger sollten sich aber bremsen, denn taucht eine neue Technik auf, sind erstmal viele begeistert. Um 2016 hieß es: „Wir müssen alle Daten der Sensoren mit der Cloud verbinden!“ Also wurden Unmengen an Daten gesammelt, obwohl kaum jemand wusste, wie man diese alle nutzen kann. Die Euphorie wich der Ernüchterung und erst danach setzten sich sinnvolle Anwendungen durch.

Ein Redner hält vor vielen Zuschauern einen Vortrag
Die Müller auf der IAOM 2025 in Oklahoma City verfolgten aufmerksam den Vortrag von Liam Cassidy (Foto: Sabine Kemper).

Moderne Mühlen vernetzen heutzutage die Maschinen intelligenter. Sie messen beispielsweise Temperatur und Luftfeuchtigkeit in Silos. Die Daten landen in der Cloud und lassen sich mit dem Ertrag vergleichen. Wer mutig ist, kann sogar Wetterdaten mit einbeziehen und seine Prozessdaten in Echtzeit anpassen. Viele Mühlenbetriebe verfügen über eine gute technische Infrastruktur, oft ohne es zu wissen.

„All das geschieht nicht irgendwann – es passiert jetzt. Und es hört nicht auf. Im Gegenteil: Die Geschwindigkeit nimmt weiter zu.“ Liam Cassidy

Die modernen Anlagen, die Sensoren zur Temperatur- und Feuchtemessung, die betrieblichen Abläufe – all das ist für Cassidy der perfekte Nährboden für die Integration von KI. „Sie haben den Boden längst bereitet, ohne es zu merken“, behauptete er und erntete zustimmendes Nicken in den Reihen der über hundert Zuhörer.

Die rasante Entwicklung der letzten Jahrzehnte sei harmlos im Vergleich zu dem, was KI bedeutet. Wir befinden wir uns nicht mehr auf einer sanften Hype-Kurve - KI sei ein Schnellzug. Vor zwei Jahren fing alles mit einem Chatbot namens ChatGPT an und seitdem ist ein Tsunami an Entwicklungen über uns hereingebrochen.

Ein Redner steht vor einer Leinwand mit einer Grafik zu seinem Vortrag.
Der Experte von Knobelsdorff Electric würzte seinen technischen Vortrag mit britischem Humor (Foto: Sabine Kemper).

Was wir aktuell erleben, ist ein exponentieller Sprung. Wer das anzweifele, sollte dem Geld folgen: Große Tech-Konzerne wie OpenAI, Apple, Microsoft und Elon Musks X-KI investieren Milliardenbeträge. Mit Stand April 2025 hat OpenAI allein 46,6 Mrd. US-Dollar eingesammelt, Microsoft steckte fast 100 Mrd. in eine KI-Offensive und Apple war mit 25 Mrd. dabei. Noch beeindruckender ist die Entwicklung bei Nvidia. Der Chiphersteller, der die Rechenkerne für die KI liefert, hat seinen Börsenwert in zwei Jahren von 300 Mrd. auf 2,2 Billionen US-Dollar gesteigert.

“NVIDIA verkauft die Schaufeln für den KI Gold Rausch,” Liam Cassidy.

Die Entwicklung ist rasant. Anfang 2025 kam das völlig unbekannte chinesische Unternehmen Deepseek mit einer neuen KI auf den Markt – über Nacht hatte sie über 1 Mio. Nutzer weltweit. Gleichzeitig revolutioniert Elon Musk mit „Grok“ die Integration von KI in soziale Netzwerke wie X, wo Inhalte in Echtzeit analysiert und mit Nutzern interaktiv diskutiert werden.

Um das greifbarer zu machen, hat Liam einen Vergleich gewählt: Vom ersten Flug der Gebrüder Wright im Jahr 1903 bis zur Mondlandung 1969 vergingen 66 Jahre. Weitere 46 Jahre später landete SpaceX wiederverwendbare Raketen. Insgesamt über 100 Jahre technischer Fortschritt. Die Entwicklung von ChatGPT-3 zu GPT-5 in nur zwei Jahren entspricht dem gleichen Innovationssprung. Das ist, als würde man in zwei Jahren von der Entdeckung des Stroms zum iPhone gelangen.

Liam Cassidy fragt rhetorisch: Was bedeutet das für uns? Seine Antwort: Diese Technologie ist da und Mühlen müssen anfangen, sie zu nutzen. Und zwar gemeinsam. Es funktioniert nur, wenn die Branche zusammenarbeitet.

Lernende Mühlen

Cassidy erklärte, dass es sich bei KI – oder genauer gesagt bei Large Language Models (LLMs) wie ChatGPT um Sprachmodelle handelt, deren Antworten auf Wahrscheinlichkeiten basieren. Sie berechnen anhand riesiger Textmengen, welche Antwort am wahrscheinlichsten sein könnte oder anders ausgedrückt, welches Wort am wahrscheinlichsten auf das vorherige folgt. Ein einfaches Beispiel brachte die Sache auf den Punkt. Liam Cassidy warf eine Frage ins Auditorium: Wenn er sage: „Once upon a“, welches Wort würden alle als nächstes erwarten? „Time“ riefen einige sofort. Ein anschauliches Beispiel, wie die KI funktioniert.

Daneben gibt es noch maschinelles Lernen, das etwas anders funktioniert. Dabei lernt das System beispielsweise mit Geschwindigkeits- und Temperaturdaten der Walzenstühle. Die KI erkennt darin Muster, die einem Müller vielleicht entgehen könnten – etwa feine Änderungen der Vibration, die vor einem Ausfall auftreten. Das System warnt frühzeitig, ermöglicht eine geplante Wartung und verhindert ungeplante Stillstände. Diese Fähigkeit macht die KI zum idealen Werkzeug für die vorausschauende Instandhaltung.

Hier schließt sich der Kreis. In den letzten Jahren haben viele Mühlen begonnen, ihre Anlagen zu vernetzen. Sie haben Sensoren installiert, Produktionsdaten erfasst, Cloudlösungen genutzt. Und genau diese Infrastruktur ist jetzt die perfekte Grundlage für den Einsatz von KI.

„Die Augen und Ohren der Mühle ist das IoT, maschinelles Lernen ist ihr Gehirn, das Muster erkennt und das Sprachmodell ist ihr Mundwerk,“ Liam Cassidy.

Wartungs- und Bedienungsanleitungen können ebenfalls in die KI eingespeist werden. Wenn ein Alarm im System auftrete, ziehe das KI-gestützte System nicht nur das Fehlerprotokoll, sondern gleich das passende Maschinenhandbuch, das Wartungsprotokoll und eine schrittweise Reparaturanleitung. Änderungen oder neue Erkenntnisse aus dem Wartungsvorgang könnten direkt in die SOP (Standard Operating Procedure) eingespeist werden – für alle Standorte eines Unternehmens zugleich. Eine globale Lernplattform für den Betrieb, gespeist aus der lokalen Erfahrung eines Technikers.

Mitdenkende Mühlen

Ein Müller könne ein KI-Modell so trainieren, dass es anhand historischer Daten – etwa zur Temperaturentwicklung seiner Walzenstuhlreihe – mögliche Ausfälle oder Optimierungspotenziale vorhersagt. Das sei keine Science-Fiction mehr, sondern Realität. Cassidy beschrieb ein „holistisches Netzwerk“, in dem alles miteinander kommuniziert: Maschinen, Steuerungen, Dokumentationen, Qualitätsdaten. Diese Datenströme laufen in einer Cloud-Plattform zusammen, wo sie analysiert, visualisiert und mithilfe von KI ausgewertet werden. APIs (Application Programming Interfaces) verknüpfen dann verschiedene Softwaresysteme und die KI miteinander.

Eine Grafik, wie Maschinen künstliche Intelligenz aufbauen
Quelle: Knobelsdorff

Das Ziel: Weniger manuelle Eingriffe, höhere Verfügbarkeit der Anlagen, bessere Ausbeute beim Mahlen. Und das nicht irgendwann, sondern jetzt. „Diese Zukunft ist nicht in fünf Jahren – sie ist heute“, betonte Cassidy und zeigte auf eine grafische Darstellung der neuen, vernetzten Mühlenwelt.

Gleichzeitig betont der Automatisierungsexperte, dass man sich nicht in falscher Sicherheit wiegen darf: KI ersetze kein Chaos. Wenn Prozesse schlecht dokumentiert sind, wird auch die beste KI keine vernünftigen Ergebnisse liefern. Man muss mit soliden Grundlagen starten: saubere und zugängliche Daten, vernetzte Systeme, klare dokumentierte Prozesse. Erst dann kann man mit KI arbeiten.

Train the system and yourself

Trotz aller Technik warnte Cassidy davor, den Menschen aus dem System zu streichen. „AI is a toolbox – not a replacement“, sagte er und ergänzte: Menschen arbeiten mit Menschen. Das wird sich nicht ändern. Die große Herausforderung liege darin, die vorhandenen Kompetenzen der Mitarbeitenden mit den Möglichkeiten der KI zu verbinden.

„Wer KI nicht nutzt, wird nicht ersetzt – aber er wird abgehängt,“ Liam Cassidy.

Der Rat an die Mühlenbetreiber war: Klein anfangen, echte Probleme identifizieren, eine Lösung finden, den Erfolg messen – und erst dann größer denken. Im ersten Schritt könne man diese Technologie auch nutzen, um interne Dokumente – etwa Wartungsprotokolle oder Rezepturvorgaben – für die KI nutzbar zu machen.

Doch damit das funktioniert, muss sich die Unternehmenskultur ändern. Cassidy nennt das: „Cultural Shift“. Wer sich zurücklehnt und abwartet, wird auf Dauer den Anschluss verlieren.

Eine Grafik zu einer Automatisierung mit KI
Quelle: Knobelsdorff

Er nennt ein anschauliches Beispiel aus seinem eigenen Unternehmen, Knobelsdorff. Dort wurde das gesamte US-amerikanische Elektroinstallationshandbuch, das „National Electrical Code Book“, in ein internes KI-System eingespeist. Früher mussten Monteure bei Problemen entweder das dicke Buch durchblättern oder jemanden anrufen. Heute zücken sie ihr Smartphone und stellen der App einfach die Frage, wie sie ein Kabel normgerecht in einem feuchten Bereich verlegen sollen. Die Antwort kommt sekundenschnell – direkt auf die Baustelle, präzise und praxisnah.

Wer das System mit seinem Wissen füttere, bekomme einen digitalen Assistenten, der niemals schläft, sich alles merkt und der auf Zuruf Problemlösungen oder Verbesserungsvorschläge liefert. Cassidys Botschaft war klar: Die Industrie, die die Welt ernährt, erfährt gerade einen radikalen Wandel und die Automatisierung in der Mühlenindustrie steht an der Schwelle zu einer neuen Ära. Sein Rat: Schulen Sie Ihr Personal. Lernen Sie, wie Sie KI sinnvoll einsetzen. Beginnen Sie heute – nicht morgen. Wer offen ist, strukturiert vorgeht und sein Team mitnimmt, könne von einem nie dagewesenen Effizienzschub profitieren.

Lesen Sie hier das Interview von Mühle + Mischfutter mit Liam Cassidy zur selbstoptimierenden Mühle.

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Knobelsdorff ist ein us-amerikanischer Industrie-Elektro-Dienstleister, der hochwertige Leistungen in den Bereichen Automatisierung und Steuerungstechnik, Elektrotechnik, Engineering, erneuerbare Energien und Energiedienstleistungen in Minnesota anbietet. Die Automatisierungsabteilung ist spezialisiert auf die Integration von Prozessleitsystemen, MES (Manufacturing Execution Systems), IoT (Internet of Things), ERP-Anbindungen sowie den Schaltschrankbau nach UL 508A/689A. Der Fokus liegt dabei auf den Branchen der verarbeitenden Industrie, insbesondere Getreide, Futtermittel, Mehl und Lebensmittelverarbeitung.

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