Besucherrekord bei Müllerei-Fachtagung in Volkach 2023

Impulse für die Mühlenwirtschaft

Besucherrekord bei  Müllerei-Fachtagung in Volkach 2023
Mühle
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Tagung

Impulse für die Mühlenwirtschaft

Besucherrekord bei Müllerei-Fachtagung in Volkach 2023

Veröffentlicht am: 
28
November
2023
Lesezeit:
0
Min
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28
November
2023
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Sabine Kemper
Tagungssaal in Volkach

Die 48. Volkacher Herbstfachtagung war ein voller Erfolg. Dr. Josef Rampl und seine Kollegen von der Geschäftsstelle des Bayerischen Müllerbunds freuten sich über einen Besucherrekord. 290 Gäste und 30 Aussteller kamen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Polen zu der Veranstaltung an der Mainschleife.

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Vom 26. bis 28. Oktober 2023 konnten die Teilnehmer aus der Müllereibranche in dicht gedrängter Atmosphäre auf den Gängen, im Ausstellerzelt und in den Pausen Netzwerken, Fachsimpeln und ganz viele Wiedersehen genießen. Hauptanziehungspunkt waren auch diesmal die Fachvorträge im großen Saal. Sie gliederten sich in die vier Themenschwerpunkte Märkte, Nachhaltigkeit, Qualität und Technik. Vor allem die Preisentwicklungen und unsicheren Getreidemärkte interessierten, ebenso wie Möglichkeiten, den eigenen Betrieb noch nachhaltiger aufzustellen sowie Trends bei Getreidequalitäten bis hin zu technischen Innovationen.

Rudolf Sagberger, Vorstandsvorsitzender des Bayerischen Müllerbundes mit Romana Ruth und Christian Kummer (beide von der Versuchsanstalt für Getreideverarbeitung in Wien) und Themenleiter der Tagung Dr. Josef Rampl vom Bayerischen Müllerbund.

Wie ein roter Faden zogen sich die Herausforderungen vor denen Müller, Landwirte und Bäcker aktuell stehen, durch die Referate. Vor allem ein in der Logik oft nicht nachvollziehbares und ständig anwachsendes Regelwerk macht den Alltag in den Mühlen und die Verhandlungen mit Zulieferern und Kunden schwerer und unerfreulicher.

Rudolf Sagberger, Vorstandsvorsitzender des Bayerischen Müllerbundes e.V., eröffnete am Donnerstagnachmittag die Tagung. Er sorgt sich über die im Durchschnitt gesunkenen Proteingehalte. Aufgrund der EU-Düngeverordnung liegen die deutschen Werte jetzt hinter denen des Getreides aus dem Baltikum. Zusätzlich geben immer mehr heimische Betriebe auf und die Anbaufläche hat sich um 30 000 ha reduziert. Die politischen Entscheider in Deutschland und der EU, müssen dringend die gesetzlichen Rahmenbedingungen so gestalten, dass es auch in schwierigen Erntejahren möglich bleibt, Getreide aller Qualitätsstufen herzustellen.  

Verleihung der DON-Vorerntemonotoring-Teilnehmerzertifikate v.l.n.r.: Dr. JosefRampl, Geschäftsführer Bayerischer Müllerbund e.V.; Herbert Willmerdinger,Weiss Mehl; Markus Schuster, Schuster Mühle Großaitingen; Anke Dege,Getreidemühle Erich Sack; Michael Hemmer, Meyermühle Landshut; ChristianLinder, Linder Mühle; Andrea Ramsauer, Poschenrieder Mühle; Michael Ritzinger,Rosenmühle; Anton Schmid, Kunstmühle Schmid; Peter Eiblmeier, BayerischeLandesanstalt für Landwirtschaft; Jürgen Englert, Gründleinsmühle; MartinHofmeir, Kunstmühle Hofmeir; Rudolf Sagberger, Sagberger Mühlen;  NikolaiKohl, Cramer Mühle; Susanne Dorfner, Bavaria Mühle. (Foto: Lorenz Strohmeir)

Grenzwerte als Herausforderung.

Der erste Themenblock umfasste die Referate zu Getreidequalitäten und Qualitätsmanagement. Martin Unterschütz, Leiter Getreide bei der BayWa AG gab eine Einschätzung zu Versorgungslage mit Brot- und Qualitätsgetreide. Er sieht die größten Herausforderungen beim Transport von Rohstoff über größere Distanzen.  So könnte Getreide aus dem Baltikum immer wichtiger für proteinreiche Mehle werden. Probleme sieht er bei der Versorgungslage mit Qualitätsweizen in der EU für die Mühlen nicht. „Wir müssen uns einstellen auf Weizen mit niedrigeren Qualitäten“, zieht Rudolf Sagberger sein Fazit.

Frau am Mikofon spricht
Nach den Vorträgen blieb genug Zeit für Fragen. Emilia Schmalhofer, die mit ihrem Meisterkurs die Veranstaltung besuchte, berichtete über ihre neu gebaute Mühle.

Anschließend referierte Uwe Langenhan von der Erzeugergemeinschaft aus Sicht der Thüringer Landwirte, für die volatile Getreidemärkte das neue Normal seien. Sein Tipp an die Zuhörer war es, die Ware vor der Ernte zu vermarkten. Er sieht auch in Thüringen das Problem, dass Landwirte aufgeben oder müde sind, aufgrund der wachsenden Bürokratie. Nach der Pause gab Jürgen Zankl vom Bioland e.V. einen Überblick über die Biomärkte. Die Preise sind seit Mai 2023 wieder angezogen und er rechnet mit einer Erholung in der nächsten Zeit, da der Lebensmittelhandel auf deutsche Herkunft setzt und der Staat zusätzlich das Angebot mit seinem Ziel „30% Bio“ unterstützt. Die Erreichung des Ziels mit den aktuellen Anbaubedingungen sieht er sportlich. Dazu seien mehr staatliche Anstöße notwendig. Als Abschluss des ersten Tages sprach Dr. Wolfgang Preißinger von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft über das Potential von Kleie, die viel mehr als nur ein Faserfuttermittel ist.

Am Freitag begannen die Vorträge über Nachhaltigkeit und Wirtschaft. Dietmar Heinemann von Bühler erklärte detailliert, wie der CO2-Fußabdruck in der Müllerei berechnet, verstanden und reduziert werden kann. Das optimaler Rohrbau Energie einsparen kann zeigte Edwin Priewasser von der Firma Sallhofer am Beispiel der Haberfellner Mühle. Der Familienbetrieb SB-Konzept stellte ein Fakturierungs- und Managementprogramm für Handwerksmühlen vor und Andreas Hummel berichtete über Advactory und die Digitalisierung des Qualitätsmanagement.

Stefan Schmitz von der Swisca AG aus Appenzell stellte eine innovative schneckenlose Getreidenetzung vor.

Dr. Jens Begemann vom Max-Rubner-Institut und Dr. Robert Aberham berichteten über die Mengen, Qualitäten und die Behandlung der Mehle der diesjährigen Ernte. Dr. Christian Kummer und Romana Ruth von der Versuchsanstalt für Getreideverarbeitung aus Wien erklärten anhand ihrer Forschungsergebnisse, wie man mit den reduzierten Grenzwerten für Mutterkorn ab 2024 umgehen kann. Management-Themen für Führungskräfte wurden von Dr. Peri Kholghi zur Stressvermeidung und Dr. Alexander Hoeppel zur Psychologie des Verhandelns sehr anschaulich und nachvollziehbar vorgetragen.

Sabine Kemper von Mühle + Mischfutter erklärte am Beispiel von Foodwatch, wie Desinformationen über Getreideprodukte, Kunden und Verbraucher verunsichert hat und wie die Branche sich dagegen wehren kann.
Viele Kontakte wie hier am Stand der Firma Foss Analytics: Sales Managerin Doris Niedermeier berät die Kunden.
Was der Hammer kann, kann auch der pneumatische Klopfer von Singold Gerätetechnik – nur schonender. Matthias Hofmann, Technischer Leiter und Geschäftsführer Oliver Lüer.
Fortsetzung einer Tradition. Die nächste Generation Mühlenbautechniker führt die Marke MIAG in eine neue Zeit. Das motivierte Team aus Lonnerstadt v.l.n.r.: Florian Fritsch, Louisa Otten, Frank Iftner und Felix Bruckmann.
Experten unter sich: Georg Schafler, Head of Process Technology Wheat & Rye bei Bühler in Uzwil und Klaus Oberhumer, Geschäftsführer von Sallhofer Mühlenrohrbau in Braunau am Inn.
Im Ausstellerzelt war die Stimmung nicht nur an denStänden der Firmen Austus, Swisca und Balaguer gut und sorgte für einen Besucheransturm.

Qualitätssicherung

Ulf Müller, Geschäftsleiter Qualitätssicherung/Qualitätsmanagement bei GoodMills Deutschland zeigte die wachsende Herausforderung für die Mühlenbetriebe im Qualitätsmanagement auf. Sein Vortrag unterlegt mit anschaulichen Grafiken beschrieb seine tägliche Praxis und machte den Zuhörern eindringlich deutlich, was die Mühlen für ihr Qualitätsmanagement in Zukunft noch zusätzlich leisten müssen. Sabine Kemper von Mühle+Mischfutter berichtete über „The dark side of Grain“, eine fragwürdige Kampagne vom Verein Foodwatch und wie die Redaktion dagegen vorgegangen ist (Posts in LinkedIn, Rainer Miserre, Mühle+Mischfutter, Seite 10, Ausgabe 20/2023). Ihre Empfehlung ist es, dass Verbände und Unternehmen die direkt geschädigt sind, stärker gegen diese Art der Berichterstattung vorgehen.

Den Fränkischen Abend im Staatlichen Hofkeller der Residenz Würzburg genossen die Müllerinnen, Müller und Aussteller bei guten Gesprächen.
Lorenz Strohmeir von der Geschäftsstelle des Bayerischen Müllerbundes e.V. begrüßte die vielen Besucher und Aussteller.

Nach dem abendlichen Besuch im Weinkeller der Residenz Würzburg startete am nächsten Morgen der Themenblock Müllereitechnik. Stefan Schmitz, von Swisca begann mit den Vorteilen einer schneckenlosen Getreidenetzung, die 90% weniger Energie verbrauchen soll. Über den Mühlenneubau der Schmalhofer Mühle berichteten Andreas Müller von Bühler sehr anschaulich mit vielen Fotos und Schaubildern (Den M+M-Report zum Neubau mit den Grafiken des Vortrages finden Sie auf www.mühle-mischfutter.de). Franz Schmid gab im Anschluss zusammen mit Johann Priemeier interessante Einblicke in Planung und Bau der Antersdorfer Mühle (Mühle+Mischfutter, Seite 12, Ausgabe 9/2023). Christian Rückert zeigte die Vielfalt des Anlagenbaus für Müllerei und Spezialanlagen,  Rolf Nagel von FD Waagenbau den neuesten Stand der Wägetechnik in der Mühle und Jan Gausepohl von FoodExperts neue Wege der Personalsuche und -qualifizierung.

Isabel Vogt, Assistentin der Geschäftsführung der Vogtmühlen Illertissen verfolgte aufmerksam die Vorträge.
„Die Müllerei-Fachtagung war auch in diesem Jahr sehr informativ und unterhaltsam! Das gesellschaftliche Rahmenprogramm sowie die Themenblöcke waren sehr abwechslungsreich. Allerdings hätte ich mir im CO2-Rahmenprogramm einen Zusatzthemenblock über die LKW-Maut gewünscht. Dadurch, dass die Einführung unmittelbar bevorsteht, wäre eine Diskussion hier wünschenswert gewesen. Die gesamte Branche muss hier eine gemeinsame Lösung finden! Besonders der persönliche Austausch steht allerdings für mich immer im Mittelpunkt. Volkach bietet hier eine großartige Möglichkeit über aktuelle Themen zu diskutieren und sich darüber auszutauschen.“ Isabel Vogt, Vogtmühle Illertissen.
Marco Kuhlmann und Thorsten Eiling von der Biomühle Eiling.
„Für mich ist es hier sehr familiär, wir sind eine relativ kleine Mühle und hier sind ähnlich große Mühlen. Es ist egal, ob man groß oder klein ist, alle werden gleich berücksichtigt. Wenn wir ein Anliegen haben, können wir Dr. Josef Rampl ansprechen und wenn es für viele relevant ist und den Müllern etwas bringt, organisiert er einen Vortag dazu. Am heutigen Tag fand ich die Vorstellung des SB-Konzepts interessant, da für kleine Betriebe die großen Anbieter vom Kosten-Nutzen Verhältnis oft nicht so passen.“ Thorsten Eiling, Biomühle Eiling
Anke Dege von der Getreidemühle Erich Sack ist aus dem niedersächsischen Langelsheim angereist.
„Volkach ist ein wertvolles Treffen der Müllerfamilie mit interessanten Vortragsthemen und guten Gesprächen. Der Termin der Fachtagung ist ein fester Bestand in meinem Kalender – man trifft oft Müllerkollegen, die man nur hier in Volkach trifft und sich darauf freut.“ Anke Dege, Getreidemühle Erich Sack.
Aus dem Erzgebirge angereist Dr. Thomas Rolle. Er bekam letztes Jahr für seine Innovationskraft die Sächsische Verfassungsmedaille.
„Herzlichen Glückwunsch dem Bayerischen Müllerbund zu der gelungenen, tollen Tagung sage ich als Vorstand des Mitteldeutschen Müllerbundes. Für die vielen Informationen, Eindrücke und Anregungen aus den Vorträgen und für die guten Gespräche untereinander danke ich gerne persönlich. Es war eine gute Zeit hier an der Mainschleife. Bis zur nächsten Tagung in Volkach wünsche ich Glück zu.“ Dr. Thomas Rolle, Geschäftsführer C.F. Rolle GmbH Mühle.

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