Mühle
This is some text inside of a div block.
Interview

Risiken und Chancen beim Einsatz von KI und Robotik

KI und Arbeitssicherheit

Veröffentlicht am: 
10
November
2025
Lesezeit:
0
Min
Interview

Risiken und Chancen beim Einsatz von KI und Robotik

KI und Arbeitssicherheit

Veröffentlicht am: 
10
November
2025
Lesezeit:
0
Min
Mühle
This is some text inside of a div block.
Interview

Risiken und Chancen beim Einsatz von KI und Robotik

KI und Arbeitssicherheit

Veröffentlicht am: 
10
November
2025
Lesezeit:
0
Min
Mühle
This is some text inside of a div block.
KI und Arbeitssicherheit

Risiken und Chancen beim Einsatz von KI und Robotik

KI und Arbeitssicherheit

Mühle
This is some text inside of a div block.
Interview
Veröffentlicht am: 
10
November
2025
Lesezeit:
0
Min
Bild von: 

In Mühlen war Arbeitssicherheit oft Chefsache. Wer mit Getreide, Staub und Silos arbeitet, kennt die dünne Trennlinie zwischen Routine und Risiko. Heute treten neue Helfer auf die Bühne. Künstliche Intelligenz (KI) und Robotik. Wie sie für mehr Arbeitssicherheit sorgen können, darüber sprachen wir mit Dr. Oliver Schmitt von der BGN Mannheim.

Gastartikel von:
Logo Verlag Moritz Schäfer
Artikel von:
Dr. Oliver Schmitt, BGN Mannheim

M+M: Können Mensch, KI und Roboter zusammen eine robuste Sicherheitskultur stärken, die den Alltag im Getreidewerk noch risikoärmer macht?

Dr. Oliver Schmitt: Wer das Risikoprofil einer Mühle nüchtern betrachtet, erkennt die klassischen Gefährdungen. Staubexplosionen in ATEX-Zonen 20, 21 und 22, Funken als Zündquelle in pneumatischen Förderleitungen, blockierende Elevatoren mit heißlaufenden Lagern, Absturzgefahren auf dem Silo, Lärm, Vibrationen, Scher- und Quetschstellen an Walzenstühlen und Plansichtern etc. Die traditionelle Antwort lautete Explosionsschutzdokument, technische Schutzmaßnahmen, Lockout-Tagout, Unterweisung, sauberes Housekeeping und disziplinierte Instandhaltung. Daran wird sich auch künftig nichts ändern. Neu ist, dass wir viele dieser Punkte digital überwachen, antizipieren und automatisieren können.

M+M: Sensoren gibt es bereits, was würde sich durch KI und Robotik konkret ändern?

Dr. Oliver Schmitt: In der Praxis könnte es bedeuten, dass fixe Sensoren und mobile Einheiten den Zustand der Anlage kontinuierlich erfassen. Kameras mit Bilderkennung kontrollieren und melden Abweichungen. Thermografische Module beobachten Lagerstellen, Walzenstühlen oder Ventilatoren und schlagen Alarm, beispielsweise bevor ein Hotspot zum Brand wird. Sie erfassen zudem Unwuchten und beginnende Lagerschäden. Die KI kann Muster abgleichen mit bekannten Ausfallbildern. Gas- und Partikelsensoren in Silos und Förderleitungen warnen vor CO-Anstieg, beginnender Selbsterwärmung oder gefährlicher Staubkonzentration. Diese 24-Stunden-Wache hat zudem den Vorteil, sie ermüdet nicht, protokolliert sauber und liefert Trends statt Momentaufnahmen.

M+M: Müssen Beschäftigte bald nicht mehr auf und in das Silo steigen?

Dr. Oliver Schmitt: Das kann heute bereits ein geländegängiger Inspektionsroboter mit ATEX-tauglicher Ausrüstung übernehmen. In schwer zugänglichen Bereichen helfen kleine Indoor-Drohnen mit Abstandssensorik und Käfigrahmen. Sie inspizieren Filterhäuser, Dachräume und hohe Schächte, filmen Risse, lockere Manschetten und Leckagen an Absaugrohren. In Silozellen kann eine Drohne Füllstand, Brückenbildung und Oberflächentemperatur detektieren, ohne dass jemand die Leiter anlegt. Mobile Saugroboter nehmen im Nachgang den Staubfilm auf, der als Kraftstoff für jede Explosion dient. Das klingt nach Zukunft, lässt sich aber in modularen Schritten in den Alltag integrieren.

M+M: Wie sieht es in anderen Bereichen des Betriebs aus, beispielsweise im Labor?

Dr. Oliver Schmitt: Kollegen im Labor und in der Verpackung erleben die Unterstützung anders. In der Probenahme aus dem Endprodukt oder aus Zwischenstromlinien hilft beispielsweise ein kleiner Manipulator, Probengefäße sicher zu greifen, zu verschließen und zum Labor zu bringen. Eine KI protokolliert lückenlos, welche Probe wann und wo gezogen wurde. Das dient der Rückverfolgbarkeit und der Compliance. Ein kollaborativer Roboter palettiert Mehlsäcke, wechselt Greifer zwischen 10- und 25-Kilo-Gebinden und hält die Taktzeit. Eine Bildauswertung prüft Etiketten, Sacknähte und Chargencodes. Der Cobot begrenzt seine Kräfte und stoppt, wenn ihn jemand berührt. In ATEX-Zonen braucht es gesonderte Konzepte, oft arbeiten Cobots daher in Nicht-Ex-Bereichen, nehmen den physischen Druck aus monotonen Aufgaben und senken die Fehlerquote, die in Hektik entsteht.

M+M: Das hört sich vernünftig an, aber wo ist die neue Qualität oder Erleichterung für die Belegschaft durch die KI?

Dr. Oliver Schmitt: Der größte Sicherheitshebel entsteht dort, wo Daten intelligent verknüpft werden. Das Prozessleitsystem liefert Temperaturen, Stromverbrauch, Drehzahlen. Zustandsüberwachungssysteme steuern Schwingungsdaten bei. Kameras und Mikrofone liefern Bild und Ton. Eine KI verdichtet diese Ströme zu Ereignissen, bewertet deren Kritikalität und löst abgestufte Reaktionen aus. Bei einem beginnenden Lagerschaden am Elevator meldet das System erst an die Bereitschaft, senkt dann die Geschwindigkeit, fährt den Strang kontrolliert leer und verriegelt den Start, bis die Wartung den Schaden behoben hat. Bei einer Staubwolke in der Förderleitung meldet die Funkenmeldeanlage einen Treffer, die KI prüft das Bild der Kamera am Zyklon, erkennt Flammenerscheinungen und triggert die Löschanlage. In der Leitwarte erscheint kein rotes Lichtermeer, sondern ein geordneter Handlungsleitfaden. Diese Orchestrierung entscheidet, ob aus einer Störung eine Havarie wird. Ich sehe hier viel Nutzen. Kontinuierliche Überwachung erkennt Gefahren, bevor Menschen sie sehen, und senkt die Reaktionszeit. Die Dokumentation hilft bei Behördenprüfungen und Audits. Reduzierte Abstiege in enge Räume senken die Exposition. Weniger Hektik bei Palettierung und Probenahme reduziert typische Handverletzungen.

M+M: Wo sind dabei die Grenzen und Nebenwirkungen? Keine KI versteht jedes Sonderereignis. Bildalgorithmen verwechseln Staubschwaden mit Dampf, akustische Modelle interpretieren einen Riemenpfiff als Lagergeräusch. Wer blind auf Automatik vertraut, riskiert falsche Sicherheit. Dazu kommen berechtigte Datenschutz- und Akzeptanzfragen. Die Belegschaft möchte wissen, was die Sensoren sehen, wer die Daten nutzt und wie lange.

Dr. Oliver Schmitt: Der Rechtsrahmen setzt Leitplanken. Wer neue Roboter und KI-Überwachung einführt, muss die Gefährdungsbeurteilung aktualisieren, das Explosionsschutzdokument fortschreiben und die Schnittstellen zur Sicherheitssteuerung sauber bewerten. Sicherheitsfunktionen benötigen einen definierten Performance Level nach ISO 13849 oder eine passende SIL-Einstufung. In Ex-Bereichen sind Zündschutzarten, Zertifikate und Temperaturklassen einzuhalten. Eine Kamera oder Drohne mag technisch exzellent sein, doch ohne Ex-Zulassung darf sie in Zone 21 nicht arbeiten. Auch die IT-Sicherheit gehört ins Paket. Ein Inspektionsroboter, der per Funk streamt, muss gegen Angriffe geschützt sein, sonst entsteht aus Sicherheit eine Schwachstelle. Wirtschaftlich rechnet sich Sicherheit nicht nur über vermiedene Unfälle. Früh erkannte Lagerschäden, planbare Stillstände und eine niedrigere Reklamationsquote zahlen ein.

M+M: Kann eine mittelständische Mühle damit nach und nach starten?

Dr. Oliver Schmitt: Eine mittelständische Mühle startet vernünftig mit zwei bis drei klaren Anwendungsfällen. Erste Wahl sind oft Elevator-Überwachung mit Thermografie und Drehzahlwächtern, Funkenmeldung mit automatischer Abschaltung und dokumentiertes Housekeeping mit mobilen Saugern und KI-gestützter Flächenkontrolle. Danach folgen Palettierung durch einen Cobot außerhalb der Ex-Zone, PSA-Erkennung an neuralgischen Punkten und eine akustische Zustandsüberwachung ausgewählter Lager. Wer die Kennzahlen zu Vorfällen, Beinahe-Ereignissen und Stillständen vor und nach dem Pilot vergleicht, kann den nächsten Schritt faktenbasiert planen. Leasingmodelle, Serviceverträge und modulare Upgrades helfen, die Anfangslast zu verteilen.

M+M: Aber entscheidend bleibt der Mensch und die Belegschaft lebt die Sicherheitskultur. Helfen dabei Schulungen?

Dr. Oliver Schmitt: Gute Werke binden Mitarbeiter früh ein, schulen zielgruppengerecht, erklären Nutzen und Grenzen, üben Szenarien und definieren klare Verantwortlichkeiten. Eine Leitwarte, die Vorfälle versteht, sortiert und sauber übergibt, ersetzt keine Begehung mit erfahrenem Blick. Wer Technik als Partner begreift, gewinnt Zeit für die Aufgaben, die nur Menschen lösen. Dazu zählen Ursachenanalysen, permanente Verbesserung und die Kommunikation, die Vertrauen schafft.

M+M: Haben Sie schon Erfahrungen gemacht, ob der Einsatz von KI Gefahren senkt?

Dr. Oliver Schmitt: Ob KI und Roboter Arbeitsunfälle senken, ist eine Frage der Umsetzung. Untersuchungen aus industriellen Umfeldern berichten von sinkenden Quoten, wenn Betriebe Robotik maßvoll und zielgerichtet einsetzen. Absolute Zahlen variieren, Methodik und Datenbasis lassen sich diskutieren. Für Mühlen gilt daher ein nüchterner Satz. Wer die richtigen Use-Cases wählt, wer Technik sauber in den Explosionsschutz, in die Maschinensicherheit und in die Organisation einbettet, wer Datenpflege ernst nimmt und die Mannschaft respektvoll mitnimmt, der reduziert Risiken messbar. Am Ende bleibt die Einsicht, dass KI und Robotik neue Werkzeuge liefern, sie treffen jedoch keine Entscheidung und tragen keine Verantwortung. Das leisten die Menschen im Werk. Die Kunst ist, beides klug zu verbinden.

Mühle + Mischfutter Online Logo Small
Mühle + Mischfutter Online +

Bereits Abonnent der M+M Print oder Print plus Online ?

Als Abonnent der Mühle + Mischfutter erhalten Sie diesen Zugriff gratis.

Lizenz erhalten

Mühle + Mischfutter Online Abo inklusive M+ Online

ab 22€ /Monat
Unbegrenzter Zugang zu allen Artikeln auf M+ Online
Mühle + Mischfutter Print, Online oder Online + Print
Zugang zu allen Newslettern
zum Mühle + Mischfutter Abo
Unbegrenzter Zugang zu allen M+ Inhalten
Genießen Sie rund um die Uhr uneingeschränkten Zugang zu allen unseren Artikeln und Berichten.
Regelmäßiger Newsletter
Erhalten Sie regelmäßige Updates und die neuesten Branchentrends direkt in Ihr Postfach.
Bequemer digitaler Zugang
Egal, ob Sie am Schreibtisch sitzen oder unterwegs sind, Sie können jederzeit und überall auf unsere Inhalte zugreifen.
Unterstützung unabhängiger Fachberichterstattung
Mit Ihrem Abonnement unterstützen Sie die unabhängige Berichterstattung und helfen uns, weiterhin hochwertige Informationen zu liefern.

M+ Online

1€ /Woche
monatlich abgerechnet
Unbegrenzter Zugang zu allen Artikeln auf M+ Online
Zugang zu allen Newslettern
Jederzeit zur nächsten Abrechnung kündbar

30 Tage kostenlos testen

Jetzt abonnieren
Anzeige

Meldungen zu diesem Artikel

No items found.

Weiterlesen

Unsere Experten zu diesem Thema

No items found.

Personen aus diesem Artikel

No items found.

Firmen aus dem Artikel

No items found.
Aus Ausgabe: 
Gastartikel von:
Artikel von:
Mühle + Mischfutter Online Logo

Abonnieren Sie unseren Newsletter. Fachspezifische Berichterstattung. Direkt in Ihr Postfach.

'Nichts verpassen!
Herzlich willkommen! Vielen Dank, dass Sie unseren Newsletter abonniert haben.
Leider scheint dies nicht funktioniert zu haben. Probieren Sie es gerne erneut. Alternativ
Anmeldung erfolgreich
Error