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Bauck GmbH und Bohlsener Mühle GmbH & Co. KG führen Gespräche

Getreidemühlen
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Biogetreide
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Bauck GmbH und Bohlsener Mühle führen derzeit Gespräche über eine gemeinsame Zukunft.
2025
5/21/2025
Bauck GmbH und Bohlsener Mühle GmbH & Co. KG führen Gespräche

Seit mehr als drei Jahreszehnten prägen die beiden Bio-Mühlen Bauck und Bohlsener Mühle den Landkreis Uelzen und die Region durch ihre ökologischen Produkte und ihre nachhaltige Wirtschaftsweise. Aus kleinen, idealtypischen Betrieben sind heute mittelständische Pionierunternehmen gewachsen, die ihre Bio-Getreide- und Hülsenfruchtprodukte bundesweit distribuieren. Mit ihren Sortimenten stehen sie für hochwertige und genussvolle Alternativen in der Lebensmittelindustrie.

Für die kommenden Jahre wird es mit Blick auf die Wettbewerbsfähigkeit zunehmend wichtiger, die Kräfte zu bündeln und Synergien zu heben. Um entsprechende Ansätze zu entwickeln, eruieren die geschäftsführenden Gesellschafter Jan-Peter Bauck, Friedemann Wecker und Volker Krause derzeit in gemeinsamen Gesprächen, wie eine solche Zusammenarbeit konkret aussehen kann.

Informationen zum weiteren Verlauf werden zum entsprechenden Zeitpunkt bekannt gegeben.

Über die Bauck GmbH

Die Bauck GmbH ist 1969 als einer der Pioniere unter den Naturkostherstellern aus den drei biologisch-dynamisch wirtschaftenden Bauckhöfen in Klein Süstedt, Stütensen und Amelinghausen hervorgegangen. Ursprünglich als Vermarktungsgesellschaft von Demeter-Erzeugnissen gegründet, stellt das Unternehmen heute unter der Marke „Bauck Mühle“ Demeter- und Bio-Produkte wie Mehle, Müslis und Backmischungen in seinen eigenen Mühlen her. Noch immer ist die Firma Familien- und Mitarbeiter-geführt. Mit den Landwirten der Region verbindet die Bauck GmbH eine langfristige und faire Partnerschaft. So werden bereits im Winter Verträge für die nächste und übernächste Ernte geschlossen. Preisspekulationen mit Demeter-Getreide möchte das Unternehmen so entgegenwirken und einen Beitrag dazu leisten, die biologisch-dynamische Landwirtschaft zu erhalten und zu fördern.

Über die Bohlsener Mühle GmbH & Co. KG

Die Bohlsener Mühle zählt zu den Pionieren der Biobranche. Mit der Übernahme der elterlichen Getreidemühle durch Volker Krause 1979 – dem Mühlensterben zum Trotz – folgte die Umstellung auf 100 Prozent Bio. Was ihn schon damals antrieb, ist seither spürbarer Bestandteil der Unternehmensphilosophie: Die Achtung gegenüber der 700 Jahre alten Mühlengeschichte, die Verbundenheit zum eigenen Zuhause und zur Region sowie die Überzeugung, durch nachhaltiges, zukunftsfähiges Wirtschaften Verantwortung zu übernehmen und Wertvolles zu schaffen. Die rund 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des mittelständischen Unternehmens arbeiten in der Wassermühle, der handwerklichen Frischebäckerei, in der Produktion der Müslis, Snäckebrote, Kekse und Fertiggerichte sowie in der Verwaltung. Gemeinsam für mehr Vielfalt auf dem Acker und auf dem Teller. Das umfassende Bio-Produktsortiment der Bohlsener Mühle ist im Naturkostfachhandel, im gut sortierten Lebensmitteleinzelhandel sowie im eigenen Webshop erhältlich.

Bauck GmbH und Bohlsener Mühle GmbH & Co. KG führen Gespräche
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Mehr Tempo für Bio-Futter

Anlagenbau
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Biogetreide
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Die Meika-Biofutter GmbH hat ihr Verladegebäude schon 2013 umgebaut, um Kunden schneller beliefern zu können.
2025
5/20/2025
Mehr Tempo für Bio-Futter

Die Meika-Biofutter GmbH liegt südwestlich von Augsburg, ein in fünfter Generation familiengeführtes Unternehmen, das seit 2003 zertifizierte Futtersorten in Bioqualität für Nutztiere herstellt. Jährlich produzieren 25 Mitarbeiter rund 48 000t Mischfutter. Mit seinem eigenen Fuhrpark beliefert das Unternehmen landwirtschaftliche Betriebe in Bayern, Baden-Württemberg und Österreich.

Vor zehn Jahren war der Firmeninhaber mit der Lose-Verladung nicht mehr zufrieden. Immer wieder kam es zu Engpässen. Grund dafür war das wachsende Sortiment an Futtersorten, das die Verladezeiten verlängerte und kostspielige Standzeiten des betriebseigenen Fuhrparks verursachte. Außerdem kam es immer wieder zu Verschleppungsproblemen der unterschiedlichen Futtersorten. Die bestehende Lose-Verladung mit einfachem Trogkettenförderer (TKF) und ohne Verladegarnitur war nicht mehr zeitgemäß. Ein weiteres Umsatzwachstum ließ sich mit dieser Anlage nicht mehr realisieren.  Christian Switalski erinnert sich: „Thomas Meitinger kam damals auf uns zu und wünschte lediglich einen Aufsatzfilter und etwas Rohrbau. Wir kamen dann ins Gespräch über unsere weiteren Leistungen und seine Vorhaben und Aufgabenstellungen.“ Die GeMa Anlagentechnik erstellte einen individuellen Vorschlag für die Verladung, um Engpässe dort künftig zu vermeiden. Sie bekam dann den Zuschlag für dieses Projekt.

Konzept und Planung

Die Meika-Biofutter GmbH wünschte sich eine neue Verladelösung mit Zellen, in denen kundenspezifische Produkte vorab bereitgestellt und rasch verladen werden können. Eine zweite Lkw-Spur sollte den Andrang zusätzlich entzerren. Auf dieser Basis plante die GeMa Anlagentechnik verschiedene Varianten mit acht gleich großen Silos mit je 17 Kubikmeter Raum. Um ungewollte Vermischungen zu vermeiden, sollte die Fördertechnik Reinigungsoptionen und Abstreifer besitzen und die Böden sollten segmentiert sein. Darüber hinaus sollten sich die Förderwege verschieben lassen und unterhalb sollte eine Fuhrwerkswaage eingebaut werden.

„Wir haben deshalb zunächst dem Kunden einige Schlüsselfragen gestellt“, erzählt Christian Switalski. Er fragte den damaligen Firmeninhaber Siegfried Meitinger, welche Kunden er beliefert. Wie oft und in welchen Mengen täglich verladen wird, welche Verladeleistung sinnvoll ist und wie groß die zukünftigen Chargen sein werden?

Die Antworten und eine Datenanalyse erlaubten klare Schlussfolgerungen: Die Biolandwirtschaft wächst weiter und die Betriebe der Kunden sind nicht homogen – insbesondere bei deren Größe und ihren Fütterungseinheiten gibt es Unterschiede. Die benötigten Chargen variieren daher stark. Da die meisten Endkunden keinen Bedarf für 17 m3 pro Ladung hatten, plante Switalski mehrere kleinere Verladezellen ein.

Ohne Rückstau

Der verfahrenstechnische Übergabepunkt war ein Trogkettenförderer im Erdgeschoss, der die produzierte Ware übernimmt. Ein Elevator in Saatgutausführung hebt das Produkt anschließend hoch. Der spezielle Elevatorfuß besitzt einen gerundeten Boden, der beim Nachspannen mitwandert. So vergrößert sich der Abstand zwischen Becher und Boden kaum, was die Vermischung der einzelnen Futtersorten miteinander auf ein Minimum reduziert.

Gleichzeitig misst eine patentierte Elevatordrehmomentwaage die Vorverlademenge. Das erlaubt eine Gewichtsermittlung ohne zusätzliche Maschinen und ohne erhöhten Platz- oder Wartungsbedarf. Nach der Überhebung gelangt das Produkt über einen Verteilerklappkasten jeweils zu einem Drehrohrverteiler mit zwölf Abgängen pro Linie. So fällt es direkt in die entsprechenden Verladezellen, ohne dass eine mechanische Querförderung nötig ist.

Die Verladesilos wurden als sechseckige, geschraubte Kantkonstruktionen ausgeführt. Das bringt gleich mehrere Vorteile: Die Eck-Innenwinkel sind bei einer Hexagon-Siloform größer, sodass ein Anhaften der Produkte in den Silos verhindert wird. Gleichzeitig nutzt die Wabenstruktur den verfügbaren Raum optimal, sodass das Gebäude für die neue Verladung kürzer gehalten werden konnte.

Letztlich entstand pro Linie ein Mix aus sechs Zellen à 5,4 Kubikmeter, zwei Zellen à 8,5 Kubikmeter und vier Zellen à 14,7 Kubikmeter. Um anschließend wieder in eine gemeinsame Verladespur zu führen, wurden die groß dimensionierten Siloausläufe (500 x 500 Millimeter, theoretische Durchflussmenge 950 t/h) asymmetrisch anordnet. Die Aspiration einer kompletten Verladesektion sowie des Elevators wird durch nur einen effektiv platzierten Aufsatzfilter erreicht.

Jeder Siloauslauf ist mit einem elektrisch angesteuerten Schnellschlussschieber versehen. Aufgrund der zu erwartenden frostigen Temperaturen wurde hier auf pneumatische Antriebe bewusst verzichtet.

Das Herzstück der Verladeanlage ist ein fahrbarer, eichfähiger Wiegebehälter pro Linie. Angebaut daran ist je ein Teleskop-Verladerohr. Der Wiegebehälter wurde unter den Verladezellen als zylindrischer Behälter mit einem Fassungsvermögen von 12 m³ geplant und gebaut. Dieser wurde in einem massiven Wagen, welcher über Doppelspurkranz-Fahrwerke im Gesamt-Stahlbau hängt und über beidseitige Zahnschienenantriebe bewegt wird, verbaut. Auch hier wurde der Auslauf mit einem Querschnitt von 500 x 500 mm versehen.

Das Teleskop-Verladerohr ist innen entgegen einer Verladebalg-Variante komplett glatt ausgeführt. Die ineinander verschiebbaren Edelstahlrohre sind durch nachstellbare Filzdichtungen gegeneinander abgedichtet. Somit ist eine Produktverschleppung deutlich minimiert. Eine gesteigerte Verladeleistung wird durch den großen Durchmesser des Verladerohrs erreicht. Mit dem gewählten Verladerohr ist es möglich, offene Lkw staubarm zu beladen.

Die Anlagensteuerung erfolgt in zwei Sektionen der Gesamtanlage: Im ersten Schritt werden die Verladezellen in der Schaltwarte der Produktionsanlage befüllt. Hier werden die Verladesilos zugeordnet und mit den kundenspezifischen Produkten beladen.

Verladezellen befüllen

Im zweiten Schritt erfolgt das eigenständige Verladen durch den Lkw-Fahrer. Jeder Verladebehälter einer Verladespur hat einen angebauten Steuerschrank mit Visualisierung. Hier werden die zur jeweiligen Linie zugehörigen Silozellen inklusive Produkt- und Kundenbezeichnung angezeigt. Der Fahrer wählt gemäß seinem Lieferschein denas Verladesilo aus. Der Wiegebehälter fährt automatisch an denas vorgewählte Verladesilo, dockt an und wird aus den Verladezellen gefüllt. Der befüllte Wiegebehälter wird anschließend verwogen und ein entsprechender Wiegeschein generiert. Danach manöovriert der Lkw-Fahrer den Verfahrwagen mit der Hängetaster-Steuerung an die gewünschten Tankwagen-Domdeckel. So kann er das Teleskop-Verladerohr präzise andocken und anschließend den Verwiegebehälter in den Tankwagen oder in mehrere Tankwagenkammern entleeren.  

Die Verladesteuerung ist unkompliziert aufgebaut. Nach kurzer Einweisung sollten auch fremde Lkw-Fahrer die Verladeanlage eigenständig bedienen können.

Aus heutiger Sicht hat sich das Verladekonzept für die Meika-Biofutter GmbH bewährt. Die Anlage läuft seit fast zehn Jahren im täglichen Betrieb. Im Durchschnitt verladen die Mitarbeiter rund 200 t Futter mit bis zu sieben verschiedenen Qualitäten in weniger als 20 Minuten pro Lkw. GeMa Anlagentechnik erledigt den Service und jährliche Wartungen. Der Auftraggeber lobt den geringen Wartungs- und Stillstandsumfang. Da das Unternehmen steigende Chargengrößen für Qualitätsfutter verzeichnete, wurde nachträglich das Silovolumen vergrößert und die äußeren Silos um jeweils einen zusätzlichen Höhenring erweitert. Dank der modularen Bauweise gelang dies ohne größere Eingriffe.

Der heutige Inhaber der Firma, Thomas Meitinger, welcher die Unternehmensführung 2016 übernahm, zieht fürrü sich ein Fazit: „Es war damals eine sehr große Entscheidung, aber nur durch die vorrausschauende Sichtweise meines Vaters, konnte ich das Unternehmen so voranbringen, wie es heute ist.“  Auch von den Lkw-Fahrern kommen nur positive Rückmeldungen: „Wir laden unsere LkwKW grundsätzlich am Tag vorher. Die Fahrerei wird immer anstrengender, der Verkehr nimmt stetig zu. Umso besser, wenn man weiß, dass in der Firma die letzte Tätigkeit des Arbeitstages schnell und unkompliziert abläuft.“

Der mittelständische Familienbetrieb GeMa Anlagentechnik hat jahrzehntelange Erfahrung in der Auslegung von Schüttgutanlagen. Besonders an diesem Umbau waren laut Christian Switalski die umfangreichen Vorarbeiten, die sorgfältige Analyse des Prozess-Engpasses und eine fundierte Planung. Zudem setzte er bei der Installation der Anlage auf eine hohe Eigenfertigung der Bauteile.

Mehr Tempo für Bio-Futter
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Müllereitreffen mit Western-Vibes

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Die International Association of Operative Millers (IAOM) veranstaltete ihre 129. Jahreskonferenz.
2025
5/18/2025
Müllereitreffen mit Western-Vibes

Drei Tage lang stand das Convention Center in der Hauptstadt von Oklahoma im Zeichen der Müllerei. In der Ausstellungshalle, den Vortragssälen und n den Banketträumen des angrenzenden Hotels trafen sich Inhaber und Mitarbeiter von Mühlen mit Mühlenbaubetrieben und Zulieferern. Das Ziel des Veranstalters war es, durch Weiterbildung, Netzwerke und Kongresse die internationale Kontaktpflege der Mühlenwirtschaft permanent zu verbessern.

Rainer Miserre und Andy Sharpe (CEO Bühler Nordamerika) beim Empfang der IAOM.

Feierlicher Auftakt war die Eröffnungszeremonie zur Eröffnung der Expo am Mittwoch, 30. April. IAOM-Präsidentin Fran Churchill (Amtszeit 2024-25) durchschnitt das Band zur Ausstellungshalle mit 140 Ausstellern, die an ihren Ständen Produkte rund um die Müllereitechnik präsentierten. Ein Catering ermöglichte es den Besuchern und Standmitarbeitern, sich gemeinsam zum Mittagessen an großen runden Tischen zu treffen. Viele Müllerei-Profis lobten die entspannte Atmosphäre und das ausgewogene Programm.

(V.l.n.r.) Monte White (President des Lebensmittelhändlers REPCO), Sunil Maheshwari (Siemer Milling Company und Vorstand IAOM), Mike Branson (Vice-Präsident REPCO), David Jansen (Ex-Präsident IAOM) sowie Wade und Becky Blalock (Grain Craft) freuen sich viele Bekannte beim Vorabendempfang in legerer Umgebung wieder zu treffen.
Rainer Miserre mit Eric Knott (Plant Manager Miller Milling Company) und Scott Roush (Director Ardent Mills) v.l.n.r. bei dem Vorabendempfang der IAOM.
Jonas Schär (Swisca), Attila Csontos (Geschäftsführer Julia-Mühle, Ungarn), Stefan Lutz (Swisca/Lateinamerika) und Ádám Csontos (Julia-Mühle, Ungarn).

Die Aussteller zogen eine positive Bilanz und lobten vor allem die Intensivierung von Kundenkontakten und die persönlichen Gespräche vor allem bei den Abendveranstaltungen. Erwähnt wurde aber auch eine gewisse Zurückhaltung bei der Nachfrage. Viele Investoren warteten offenbar auf die Ergebnisse der Zollverhandlungen.

Knobelsdorff, ein Unternehmen für Automatisierung und Steuerung hatte mit Swisca einen Saloon für eine Feier gemietet und Kunden und Bekannte eingeladen.
Viele der Müller und Zulieferer feierten am ersten Abend im Western-Saloon bei Swisca und Knobelsdorff.

Ein Highlight der Ausstellung war der neue modulare Plansichter SIFTO der Schweizer Swisca AG. Die Module der beiden SIFTO-Geräte trafen gerade noch rechtzeitig in der Nacht vor Messebeginn ein und wurden zügig aufgebaut. Pünktlich zur Eröffnung glänzten die Edelstahlmaschinen in der Halle, ein Beweis dafür, dass dieses Produkt einfach zu transportieren und schnell aufzubauen ist.

Swisca zog mit seinen beiden neuen SIFTO-Plansichtern die meisten Besucher an.
Jonas Schär (Entwickler bei Swisca) kurz vor der Ausstellungseröffnung vor einem der beiden modularen Plansichter mit der Bezeichnung: SIFTO. Der neue Plansichter wurde in Oklahoma zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgestellt.

Best of Show Case

Dieses Jahr nutzten sechs Unternehmen (Boss Products. Ground Truth, Modern Mill Design, Swisca, Kice Industrie und Imas) das Format “Show Case” die Möglichkeit den Besuchern in einem zehnminütigen Vortrag ihre Innovation am Messestand zu präsentieren. Zuschauer, die per Stempel nachweisen konnten, dass sie bei allen sechs Präsentationen dabei waren, wählten anschließend den besten Beitrag aus. Wie im letzten Jahr gewann Swisca die den  “Best of Show” der IAOM und konnte die begehrte Trophäe zum dritten Mal zum Firmensitz nach Flawil mitnehmen.

Andreas Kleiner, Stefan Schmitz, Simon Brönnimann, Jonas Schär, Ruedi Weiss und Stefan Lutz (v.l.n.r.) von Swisca mit der Trophäe „Best of Show“ der IAOM am letzten Tag der Expo (Foto: Sabine Kemper).
Nobuhiro Kishi (Miller Milling Company) und sein Kollege interessierten sich für die neuen Dünnblechsiebe von SIFTO mit ihren hexagonalen Sieböffnungen.
Ruedi Weiss (Swisca) mit Toshinori Nishisaka (Nisshin Flour Milling Inc, Japan).

Die IAOM-Jahreskonferenz bot neben der Ausstellung ein umfangreiches Fachprogramm mit einer Auswahl an Bildungsangeboten für die technische Betriebsführung, Mitarbeitermanagement, Produktschutz und Anlagenmanagement. Im Mittelpunkt standen dieses Jahr die Themen Digitalisierung und Automatisierung.

Auch der Müllerei-Nachwuchs war vertreten mit der Abschlussklasse der Kansas State University.

Die angebotenen Bildungs- und Technikprogramme bieten Müllereiprofis fachliche Unterstützung und die Gelegenheit ihre Karriere durch Bildungsprogramme und entsprechende Zertifikate voranzubringen.

Vor dem Veranstaltungsort der Abendveranstaltung am Mittwoch v.l.n.r.: Rainer Miserre und das Team der internationalen Müllereizeitung "Milling and Grain" Tuti Tan, CEO Roger D. Gilbert und Darren Parris.

Highlights der Vorträge

Liam Cassidy, Senior Executive Director für Automatisierung bei Knobelsdorff, erläuterte in seinem Vortag mit dem Titel „Künstliche Intelligenz (KI) und die Zukunft der Automatisierung in der Müllerei“ Integration und Nutzen künstlicher Intelligenz. Die im Mühlenbetrieb erhobenen Daten können durch Algorithmen ausgewertet werden, um beispielsweise bei der Instandhaltung optimale Wartungszeitpunkte vorherzusagen. Ein ausführlicher Bericht über den Vortrag folgt in der kommenden Ausgabe von M+M.

Liam Cassidy von Knobelsdorff Minneapolis (USA) hielt vor großem Publikum einen Vortrag über KI in der Müllerei. Mehr dazu in der nächsten M+M.

Bill Ritchie von der Bühler Group Nordamerika beleuchtete in seinem Vortrag ebenfalls die Trends in der Mühlenwartung und stellte Wartungstechnologien vor, um den Energieverbrauch zu reduzieren.

Martha Siemer Stice (Aufsichtsrat), Kenneth Stice (Werksleiter) und Henry Siemer (Vice President) von der Siemer Milling Company (v.l.n.r.).

Die beiden Mitglieder des IAOM-Ausschusses für Mitarbeiterbeziehungen, Stacy Payne (Personalverantwortliche bei Chelsea Milling) und Eric Knott (Miller Milling Company), erläuterten praxisnahe Ansätze für die Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Altersgruppen in der Belegschaft. Der Vortrag zeigte, wie Unternehmen Strategie an verschiedene Generationen anpassen und KI-Tools nutzerfreundlich für unterschiedliche Kompetenzniveaus einsetzen können. Ziel ist es, eine reibungslose Zusammenarbeit zwischen den Generationen zu erreichen.

Die scheidende Präsidentin Fran Churchill (Professor Milling Science Kansas State University) wird vom neuen Präsidenten Scott Martin (Ardent Mills) verabschiedet (Foto: IAOM)

Die Hauptrede der Veranstaltung hielt Lee Sanders, Präsidentin der Lee Sanders Strategy Group. Die bekannte Branchenexpertin und Autorin war früher in verschiedenen Positionen in der Regierung und danach in vielen Gremien der Getreidebranche tätig u.a. als Senior Vice Präsidentin der American Baker Association. Auf der Konferenz gab sie Einblicke in kommende politische Veränderungen und gesetzgeberische Initiativen, die die Müllerei unter der neuen US-Regierung betreffen. Insgesamt gibt es auch in den USA die Tendenz zu strengeren Kontrollen und einer Verschärfung des Lebensmittelrechts.

Frauen in der Müllerei

Ein weiterer Schwerpunkt der Konferenz lag auf der Förderung von Frauen in der Müllerei. Mehr als 150 Teilnehmerinnen besuchten den Empfang „Women in Milling“. Dort konnten die teilnehmenden Männer und Frauen in sogenannten interaktiven „4-Ecken“ in kleinen Gruppen diskutieren. Aufstiegsbarrieren und Möglichkeiten zur Erhöhung der Geschlechtervielfalt in der Müllerei waren ebenso Themen wie Karrieretreiber und bessere Qualifikation. „Solche Veranstaltungen bieten dringend benötigten Raum für Verbindungen und Mentorship“, sagte Fran Churchill, IAOM-Präsidentin. „Es ist inspirierend, so eine starke Beteiligung aus der gesamten Branche zu sehen, die sich für die Förderung von Frauen in Führungspositionen einsetzt.“ Um ein Zeichen des Zusammenhalts bei der Förderung von Frauen zu setzen, hatten sich viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer an diesem Tag rosa oder pinkfarbene Oberteile angezogen.

Wissens-Test und Spendenaktionen

Erstmals wurde in Oklahoma-City der „IMEF Milling Knowledge Challenge“ durchgeführt. Dabei handelt es sich um eine interaktive Spendenaktion, die das Wissen der Teilnehmer auf die Probe stellte. Für eine Teilnahmegebühr von 25 US-$ wurde über eine App ein Quiz mit zehn Fragen beantwortet. Der Hauptpreis ging an Megan Snavely, Studentin der Kansas State University, die als Einzige alle Fragen richtig beantwortete. Alle Einnahmen kamen der International Milling Education Foundation (IMEF) zugute und unterstützten die IAOM-Mission, in Bildung und zukünftige Führungskräfte der Branche zu investieren. Die Auktionen und Spendenaktionen auf der Konferenz erzielten über 85.000 USD. Viele Firmen und Mühlenbetriebe hatten Gegenstände gespendet, die im festlichen Rahmen mit einem professionellen Auktionator versteigert wurden. Ob Mengenregler für knapp 10.000 US-Dollar oder ein mehrtägiger Angelausflug, ein extra engagierter Profi-Auktionator sorgte für beste Stimmung und trieb die Gebote mit List und viel Spaß nach oben. Das zeigte sehr deutlich, wie stark die Branche die Bildungsmission der IMEF unterstützt.

Andreas Hummel referierte zu Anwendungen zur Schädlingsbekämpfung u.a. von Termico.

„Die 129. Jahreskonferenz & Expo hat unser Engagement für Innovation, Vernetzung und berufliches Wachstum gefestigt“, sagte Melinda Farris, CEO der IAOM. „Es geht nicht nur darum, auf dem Laufenden zu bleiben – sondern vorauszudenken. Von KI und Nachhaltigkeit bis hin zu Personalrekrutierung und internationaler Expansion führen unsere Mitglieder den Weg an.“

Führungswechsel

Der Vorsitz für die IAOM wechselt jedes Jahr. Nachdem Fran Churchill (Professorin Kansas State University) die Funktion innehatte, wurde Scott Martin (Technischer Senior Director bei Ardent Mills), zu ihrem Nachfolger und Präsidenten der IAOM für die Amtszeit 2025-26 ernannt. In seiner Antrittsrede beim Abschlussbankett stellte Martin das Motto seiner Präsidentschaft vor: „Lernen, Führen und Weiterentwickeln“. Martin ist seit 1986 Mitglied der IAOM und hat maßgeblich zu den Programmen und der Führung der Vereinigung beigetragen. Er war langjähriges Mitglied des IAOM-Bildungsausschusses, davon mehrere Jahre als Vorsitzender. Die IAOM ehrte auch herausragende Persönlichkeiten der Branche: Paul Campbell (ADM Milling) wurde als „Müller des Jahres“ ausgezeichnet und Keith Horton (Grain Millers) erhielt den Thaddeus B. Bownik Outstanding Service Award.

Die nächste Jahreskonferenz findet vom 14. bis 16. April 2026 in Cincinnati, Ohio, statt.
Die Bühler Group hatte den größten und höchsten Stand in der Ausstellung.
Rim Boltong von Behn + Bates USA (Firmengruppe Haver & Boecker).

Sylvia-C. Gräf von Vibronet-Gräf.
Thomas Kock und Marius Hermes von F. H. Schule Mühlenbau.

Ted Smith und Johannes Karcher vertreten den deutschen Hersteller FrigorTec in den USA.

Thomas Krimmel und Kody O´Brien von Fawema, die seit 2017 Standorte in den USA hat.

Roger Bruère und Gil Garcia von der 4B Braime Group, die eine deutsche Niederlassung in Ennepetal hat.
Helga Gschwind, Kevin Alexander und Shawn Bard (v.l.n.r.) von Anton Paar.

Morgan Watson repräsentiert Romer Labs in Nordamerika.
Andreas Hummel präsentierte die Anwendungen von Termico.

Céderic Anil Muller von der Sefar Group aus der Schweiz.
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Niedersachsen

Start des MIAG-Mühlensystems bei Gebr. Engelke

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Am 5. Mai 2025 feierte Gebr. Engelke die Einweihung ihrer neuen MIAG-Mühlenanlage.
2025
5/18/2025
Start des MIAG-Mühlensystems bei Gebr. Engelke

Der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil hielt eine Grußrede und betonte die wichtige Stellung der Mühlenwirtschaft für die Versorgung der Bevölkerung.

Christof Engelke mit Stefan Weil (Ministerpräsident Niedersachsen) und Christopher Engelke.

Eine inspirierende Rede hielt auch Dr. Christian von Boetticher, Vorsitzender Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie e. V. (BVE). Roland Ermer, Präsident Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks und Tobias Schuhmacher, Hauptgeschäftsführer Verband Deutscher Großbäckereien e.V.. sprachen ebenfalls Grußworte und freuten sich mit der Geschäftsführung über die Modernisierung und Effizienzsteigerung der Großen Mühle.

Dr. Christian von Boetticher, Vorsitzender Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie e.V. (BVE).
Roland Ermer, Präsident Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks.

Der Oberbürgermeister von Hildesheim, Dr. Ingo Meyer sowie Landtagspräsident Gunnar Schellenberger und Christian Dürr (FDP) gratulierten Familie Engelke zur Eröffnung.

Christof Engelke mit Oberbürgermeister Dr. Ingo Meyer und Joachim Engelke.

Christian Dürr (FDP), Dr. Gunnar Schellenberger (Landtagspräsident), Stefan Weil (Minitserpräsident) und Christof Engelke (Geschäftsführer).

Passenderweise am „Tag des Deutschen Brotes“ fanden die Feierlichkeiten zur Eröffnung statt. Viele der Gäste nahmen an der Mühlenbesichtigung teil und ließen sich von den Technikern und Mühlenbauern die Feinheiten der Anlage erklären. Für die anschließende Feier im Mühlenhof war extra ein Zelt aufgebaut worden. Die diesjährige Brotbotschafterin Dorothee Bär und der Wirtschaftsminister von Sachsen-Anhalt, Sven Schulze mussten kurzfristig absagen. Beide sendeten eine Videobotschaften an die Feiernden.

Christof Engelke begrüßt seine Gäste.
Regina Bruckmann, Frank Ifftner, Kevin Bär, Claudio Gallo, Felix und Paul Bruckmann (v.l.n.r.).

Höhepunkt der Feierlichkeiten war der Start der neuen Mühlenanlage. Gemeinsam drückten Mühlenbauer Paul Bruckmann von der MIAG GmbH mit Christopher Engelke und Patrick Engelke – unterstützt von deren Vätern und Kollege Mario Pauluth – den symbolischen Startknopf des neuen Mühlensystems. Damit ist die Große Mühle nicht nur technisch auf dem neuesten Stand, sondern auch für die 11. Generation und die Zukunft bestens aufgestellt.

Christof Engelke (Geschäftsführer Gebr. Engelke) und Paul Bruckmann (MIAG GmbH) freuen sich auf weitere Jahrzehnte Mühlengeschichte.
Mario Pauluth (Obermüller Gebr. Engelke) erklärt Besonderheiten des neuen Mühlensystems.

Mühlenbauer Paul Bruckmann hat die Schlüsselfertige Anlage mit dem Team der MIAG GmbH geplant und gebaut.

Geschäftsführer Norbert Lötz (Harry-Brot GmbH) im Gespräch mit Roland Ermer.

Start des MIAG-Mühlensystems bei Gebr. Engelke
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Die Pioneer Flour Mills in San Antonio

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Historische Mühlen sind in Texas selten, doch gibt es einige erhalten gebliebene Zeugnisse.
2025
4/26/2025
Die Pioneer Flour Mills in San Antonio

Noch vor der Gründung der Vereinigten Staaten begannen spanische Missionare im Gebiet des heutigen San Antonio, Gräben zur Bewässerung (Acequias) und zur Versorgung der Farmer und ihrer Mühlen zu entwickeln. Besonders erwähnenswert sind die Mission San José (gegründet 1720) und die Mission Espada (gegründet 1731), die Teil des San Antonio Missions National Historical Park sind. Dort gibt es rekonstruierte Gräben und erhaltene Mühlsteine zu besichtigen.

Dieser Mühlstein ist in der ehemaligen Mission San Antonio im heutigen Museum Alamo ausgestellt. Er war einer der ersten Mühlsteine in Texas.
Den Mühlstein brachten Siedler von den Canarischen Inseln mit für die Molino Blanco.

Besucher bekommen einen Eindruck in die einfache, aber effektive Technik der ersten Siedler in Texas. Vor allem in den Missionsstationen gab es erste Strukturen für den Anbau und die Vermahlung von Getreide.

Mühlentradition und Innovation seit 1851

Die Pioneer Flour Mills in San Antonio zählt zu den ältesten kontinuierlich betriebenen Mühlenbetrieben westlich des Mississippi. Ihr Erbauer war 1851 der deutsche Einwanderer Carl Hilmar Guenther. Er wurde Mitte des 19. Jahrhunderts in Texas sesshaft und baute nicht nur die Mühle, sondern hinterließ prägende Spuren in der Stadtentwicklung. Bis heute steht im Stadtteil King William das Herzstück seiner traditionsreichen Mühle, die ständig modernisiert wurde und nach wie vor in Betrieb ist.

Die Pioneer Flour Mills steht mitten in der texanischen Stadt San Antonio am Riverwalk im historischen Stadtteil King William.

Carl Hilmar Guenther reiste 1848 aus Europa nach Amerika. Nach der langen Schiffsreise durchlief er mehrere Stationen im Mittleren Westen. Zog den Mississippi hinunter nach Louisiana und kam schließlich nach Texas. Während dieser Zeit versuchte er sich in der Holzwirtschaft, Landwirtschaft und der Getreidemühlenarbeit. Dann ließ er sich 1851 in Fredericksburg, Texas, nieder. Er hatte im neuen Land gelernt: „Man muss die Gelegenheit beim Schopf packen.“ Drei Jahre nach seiner Ankunft tat er genau das und baute mit finanzieller Unterstützung  seiner Eltern 120 Kilometer nordwestlich von San Antonio am Live Oak Creek in Fredericksburg eine Getreidemühle. Die Geschäfte liefen zunächst gut, doch 1858 sorgten eine Missernte und Wassermangel dafür, dass er nur noch wenig Korn mahlen konnte.

Die Familie Guenther kam dank der Mühlen zu Wohlstand und wurde immer größer.
Einer der historischen Mehlsäcke der Pioneer Mühle.

Guenther entschied sich daher, das Unternehmen in eine bessere Lage zu verlegen – an den wasserreicheren San Antonio River. Er erwarb knapp 300.000 Quadratmeter Land unterhalb des Stadtzentrums von San Antonio und errichtete dort seine neue Mühle, die schon bald zu einem Dreh- und Angelpunkt der lokalen Getreideverarbeitung werden sollte.

Pioneer Flour Mills ist weiterhin aktiv und produziert "frisch gebackenen Geschmack“ für ein breites Publikum. Als Teil von C.H. Guenther & Son bewahrt das Unternehmen seine Tradition.
Die Annahme der Mühle. Transportiert wird mit der Bahn und per Lkw.

Wohnhaus und Zeugnis der Familiengeschichte

Parallel zur neuen Mühle begann Guenther ab 1860 mit dem Bau eines Wohnhauses für seine stetig wachsende Familie. Das umgebende Baumaterial entstammte größtenteils der Region: Steine wurden in der Nähe des heutigen Zoogeländes gebrochen, Mörtel aus Flusssteinen hergestellt und das ursprüngliche Dach bestand aus Blech. Hilmar Guenther und seine Frau Henrietta Dorothea Pape zogen hier sieben Kinder groß.

Das Stammwerk in San Antonio - mit dem ehemaligen Wohnhaus und heutigem Café und Museum, dem Guenther Haus - ist trotz seiner Größe fest inder Gemeinde verankert und zieht zahlreiche Touristen an.
Das Café im ehemaligen Wohnhaus ist bei der Bevölkerung sehr beliebt. Nicht nur am Wochenende treffen sich hier Familien und Freunde zum Brunch oder Frühstück oder einfach auf eine Tasse Kaffee und einem selbstgebackenem Kuchen.
Die Kuchentheke im Café des Guenther House.

Über die Jahrzehnte erfuhr das Guenther House verschiedene Umbauten. Besonders ab 1902 prägte Erhard Guenther, Hilmars jüngster Sohn, das Erscheinungsbild entscheidend. Er ersetzte das ursprüngliche Metalldach durch grüne Dachziegel, baute ein zweites Stockwerk mit einer seitlichen Veranda und veränderte auch das Innere umfassend.

Der Salon im Wohnhaus der Familie Guenther ist heute ein Museum und zeigt den Wohlstand der Familie.
Das Klavier wurde aus Deutschland eingeführt.

Heute besteht der sichtbare Teil des Erdgeschosses noch aus den historischen Steinen, während die oberen Etagen jüngeren Datums sind. So entwickelte sich ein Gebäude, das sowohl Familienheim als auch repräsentativer Ausdruck des Mühlenunternehmens wurde.

Von C.H. Guenther & Son zur Pioneer Flour Mills

Die Mühle selbst konnte nach dem Umzug rasch expandieren, da der San Antonio River ausreichend Wasser zum Antrieb bot. Im Lauf der Zeit ersetzte Guenther die Wasserräder und Mühlsteine durch Stahlwalzen und elektrische Energie. Der technische Fortschritt und eine moderne Firmenstruktur führten schließlich zur Umbenennung in Pioneer Flour Mills im Jahr 1898.

In der ehemaligen Bibliothek im Guenther House sind nun Ausstellungsstücke zu sehen, etwa antike Backutensilien, Jubiläumsteller aus Dresdener Porzellan oder silberne Pokale von Erhard Guenther. Auch Fotos der Mitarbeiter und Dokumente aus der Buchführung sind ausgestellt.
Das Mehl der Pioneer Mills wurde vom Militär genutzt und von allen Poststationen in Texas.

1902 übernahm Erhard Guenther, Hilmars jüngster Sohn, die Leitung der Pioneer Flour Mills. Er ließ auch das Familienhaus umfassend umbauen. Die von ihm vorgenommenen Veränderungen verliehen dem Guenther-Haus sein heutiges Aussehen.

Seit den Anfängen legt das Unternehmen Wert auf hochwertige Zutaten und bewährte Herstellungsverfahren. Die Produktpalette umfasst heute Backmischungen, Saucen und andere Konsumgüter, die in vielen Teilen der USA bekannt sind. Die Pioneer Flour Mills in San Antonio sind nicht nur ein eindrucksvoller Beleg für langjährige Mühlentradition, sondern auch ein lebendiges Beispiel dafür, wie ein Unternehmen über Generationen hinweg erfolgreich bleiben kann. Carl Hilmar Guenther legte 1851 in Fredericksburg den Grundstein für ein Mühlenimperium, das rasch in die Großstadt San Antonio übersiedelte und dort bis heute fest verankert ist.

Jedes Jahr und zu Jubiläen gab es die bekannten und beliebten Teller der Pioneer Flour Mills.
Bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges bezog die Mühle ihre Jahresteller u.a. aus der deutschen Stadt Dresden.
In der Ausstellung im Guenther House können Besucher die zahlreichen Jahresteller bewundern.

Das Café und Museum Guenther House

Zwar ist diese Mühle keine reine Museumseinrichtung, doch Besucher können im nahe gelegenen Restaurant „The Guenther House“ und einem kleinen Museum im ersten und zweiten Stock mehr über die Geschichte der Mühle erfahren. In den historisch geprägten Räumen finden sich zahlreiche Erinnerungsstücke aus verschiedenen Epochen des Mühlenbetriebs in einer kleinen Ausstellung.

Ein Schild weist Besuchern den Weg zum Mühlenladen.

Das Guenther House bietet einen anschaulichen Blick auf das Alltagsleben einer Mühlenfamilie vom 19. Jahrhundert bis heute. In Verbindung mit der fortlaufenden Produktion und den innovativen Produkten von Pioneer hält die traditionsreiche Marke ihren Pioniergeist wach – spürbar beim gemütlichen Frühstück in den historischen Mauern des Mühlencafés, in den Regalen des eigenen Mühlenladens sowie in den Supermärkten, wo Pioneer-Mischungen ihren Platz behaupten. Diese Kombination aus lebendiger Vergangenheit und beständigem Wandel macht Pioneer Flour Mills zu einem Herzstück der texanischen Mühlengeschichte.

Im Guenther Hause gibt es einen größeren Mühlenladen mit eigenen Produkten und weiteren Dingen für Haushalt und zum Backen und Kochen.

Die Pioneer Flour Mills in San Antonio
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Der alte Bundestag hat ein Milliarden-Paket beschlossen. Was bedeutet dies für die Mühlenwirtschaft?
2025
4/25/2025
Ohne Mampf kein Kampf

Die Initiative, den Begriff der Verteidigung auf den Zivil- und Bevölkerungsschutz auszuweiten, ging von der Partei Bündnis 90/Die Grünen aus. Vor dem Beschluss des Milliarden-Pakets beschworen viele Redner in der letzten Sitzung des alten Bundestages die Gefahr eines heraufziehenden Krieges. „Die Umstände werden vor allem von Putins Angriffskrieg gegen Europa bestimmt“, so beispielsweise Friedrich März (CDU). „Es ist ein Krieg auch gegen unser Land, der täglich stattfindet. Mit Angriffen auf unsere Datennetze, mit der Zerstörung von Versorgungsleitungen, mit Brandanschlägen (…).“ Merz will sich gegen diese Angriffe mit allem, was ihm zu Gebote steht in der nächsten Zeit zur Wehr setzen. Am 16. März 2025 sprach sich sein Unionskollege Manfred Weber (CSU), Vorsitzender der konservativen EVP–Fraktion im Europaparlament ganz offen für eine Umstellung auf eine Kriegswirtschaft in der EU aus. 

Auch der französische Präsident Macron sieht eine Kriegsgefahr für Europa. Er will an jeden französischen Haushalt ein Überlebensheft aushändigen, damit sich die Bevölkerung auf die unmittelbare Bedrohung vorbereiten kann. Ende März fordert die EU-Administration alle Bürger der Mitgliedsstaaten wgen der Bedrohungslage auf, eine Notration für drei Tage anzulegen. Als der ungarische Außenminister Peter Szijjjarto diese Meldung als Scherz abtun will, betonte die EU den Ernst der Lage. Die bayerischen Grünen fordern für alle Männer und Frauen bis zum 67. Lebensjahr einen verpflichtenden Wehr- oder Gesellschaftsdienst inklusive Musterung in Deutschland. Der Dienst soll „Freiheitsdienst“ genannt werden. Die Bundesgrünen wollen neue Rekrutierungsmodelle und wie der Verteidigungsminister Pistorius eine Musterung aller wehrfähigen Deutschen für den "Dienst an der Waffe".

Friedrich Merz beim Besuch einer Mühle im Jahr 2024. Kann er auch im Falle einer Kriegswirtschaft die Versorgung mit Getreide sicherstellen? (Foto: Sabine Kemper)

Aus der Geschichte lernen

Die Schuldenaufnahme in Milliardenhöhe ist beschlossen, ein großer Teil soll in die Verteidigung und den Bevölkerungsschutz investiert werden. Was bedeutet das für die Mühlenwirtschaft? 

Getreide spielte schon in der römischen Kriegswirtschaft eine zentrale Rolle: Jede Legion war auf zuverlässige Kornvorräte angewiesen, um sowohl auf langen Märschen als auch in Schlachten leistungsfähig zu bleiben. Weizen diente dabei als bevorzugtes Grundnahrungsmittel. Jeder Legionär trug in der Regel einen Ledersack mit seiner täglicher Getreideration, die mithilfe simpler Handmühlen im Feld gemahlen werden konnte. Ohne den daraus hergestellten sättigenden Brei hätten die Legionen kläglich versagt. 

Das Logistiksystem der Römer mit einem Netzwerk aus Straßen, Wasserwegen und Lagern stellte sicher, dass Getreide aus Ägypten und Sizilien rechtzeitig an die Front gelangte. Fiel diese Versorgung aus, drohte Disziplinverlust und damit das Scheitern eines Feldzugs. Schon bei den Römern fungierte Getreide zugleich als Schlüsselfaktor für wirtschaftlichen Aufschwung, militärische Dominanz und innere Stabilität.

Von den Römern, über das Spätmittelalter bis in die Neuzeit gilt Getreide als unverzichtbar für die Kriegswirtschaft. Der Besitz von Kornspeichern und Mühlen spielt oft eine kriegsentscheidende Rolle. Burgen und Städte legen Vorräte an, um Belagerungen zu überstehen. Wer ausreichend Getreide hat, kann Truppen, Pferde und Bevölkerung ernähren und den Feind durch Aushungern zur Aufgabe zwingen.

Im Hundertjährigen Krieg (1337–1453) zwischen England und Frankreich sind Plünderungen von Getreidevorräten an der Tagesordnung. Bei der Belagerung Wiens durch die Osmanen 1529 und 1683 zeigt sich, wie entscheidend Getreide ist, um längere Blockaden abzuwehren. Napoleon I. mobilisierte Anfang des 19. Jahrhunderts 700 000 Soldaten - die größte Armee, die damals jemals eingesetzt wurde in der Militärgeschichte - und zog gegen Russland. Am 14. September 1812 erreichte Napoleon Moskau rechtzeitig zum Winteranbruch. Der Zar hatte die Stadt und alle Vorräte niedergebrannt. Napoleons Soldaten hatten Versorgungsprobleme. Im Dezember befahl Napoleon deshalb den Rückzug. Auf diesem Marsch zurück nach Frankreich durch die Kälte verhungerte und erfrohr der Großteil der Grande Armée kläglich. Eine Niederlage, die das Ende der Herrschaft Napoleons einleitetet.

Teile der Versorgungswege der römischen Legionen sind noch heute zu bewundern. 

Während der Weltwirtschaftskrisen Anfang des 20. Jahrhunderts erweisen sich erneut Nationen, die ausreichend Getreide haben als volkswirtschaftlich widerstandsfähiger. Über Jahrhunderte hinweg war Getreide die Grundlage jeder Kriegsführung und Verteidigung.

Getreide für den Angriff

Nach der Machtübernahme 1933 bereitet das NS-Regime die deutsche Wirtschaft gezielt auf einen kommenden Krieg vor. Bereits in den ersten Jahren gerät die Landwirtschaft ins Visier: Die inländische Getreideversorgung muss gesichert werden. Deutschland soll unabhängig vom Weltmarkt werden. Dazu reorganisiert das Regime die Agrarproduktion, führt Vorschriften für den Anbau von Getreide ein und plante große Lagerkapazitäten. Über das Reichsnährstandsgesetz bündelt es alle Landwirte in einer staatlich kontrollierten Organisation, die Preise, Saatgut und Erntemethoden zentral steuert.

Die Mühlen spielen eine Schlüsselrolle. Zur Koordinierung werden Mühlen zusammengelegt oder staatlich überwacht. Damit soll die Produktion schneller hochgefahren und mögliche Engpässe vermieden werden. Der Staat erläßt genaue Richtlinien, welche Getreidesorten zu vermahlen sind und wie die Verteilung abzulaufen hat. Außerdem werden große Getreidelager aufgebaut, um eine Reserve für Krisenzeiten anzulegen. Der sogenannte Eintopfsonntag oder die propagierte Nutzung von Ersatzstoffen wie Kartoffeln und Rübenmehl zielt darauf ab, das kostbare Getreide zu schonen und es für die Wehrmacht zu reservieren.

Die Preisgestaltung erfolgt durch staatliche Vorgaben. Um die Ernährung der Bevölkerung und der Wehrmacht zu kontrollieren, legt das Regime Preise fest. Landwirte müssen ihr Getreide oft zu diesen vorgeschriebenen, meist niedrigen Preisen abliefern. Sobald der Krieg begann, wurde das System durch Lebensmittelkarten und Rationen verschärft: Jeder Haushalt bekam nur eine begrenzte Menge Brot oder Mehl. Vor allem in den besetzten Gebieten verschärften die Nationalsozialisten die Versorgungssituation gezielt und nahmen Hungersnöte in Kauf, indem sie große Mengen an Getreide requirierten und nach Deutschland transportierten. 

Während des Krieges verschlechtert sich die Ernährungslage in Deutschland zusehends. Die Transporte geraten ins Stocken, und die Landwirtschaft leidet unter Arbeitskräftemangel. Zudem vernichten Luftangriffe Infrastruktur, Lagerhäuser und Mühlen. Die gezielte Bombardierung von Verkehrswegen wie Bahnhöfen und Brücken erschweren den Transport von Getreide an die Front oder in die Städte. All diese Faktoren führen dazu, dass in Deutschland das Getreide knapper wird.

Nach Kriegsende verschärft sich die Lage, da zudem große Ackerflächen verwüstet oder in den Ostgebieten verloren sind. Reparationsforderungen, Demontagen und die Tatsache, dass Millionen Menschen durch Vertreibungen und Flüchtlingsströme versorgt werden müssen, verschlimmert die Versorgungskrise. Für die Zivilbevölkerung bedeutet dies jahrelange Not und Hunger. Erst dank internationalen Hilfsprogrammen und dem Wiederaufbau entstehen wieder verlässliche Strukturen, die die Versorgung mit Mehl und Brot stabilisiert sich langsam. 

Notreserve Getreide

Die älteren erinnern sich, wie ihre Eltern und Großeltern Nahrungsmittel vor dem Hintergrund der Hungersnöte wertschätzten. Die folgenden Generationen wuchsen im Überfluss auf und kaum jemand die Entbehrungen von damals nachvollziehen. Wohl auch ein Grund, dass bisher in den Debatten der Politiker, die sich auf einen Krieg vorbereiten wollen, die Versorgungslage mit Getreide noch keine große Rolle spielt. 

Die Bundesrepublik Deutschland hat keine umfassende „Bundesreserve Getreide“ mehr, wie es sie in früheren Jahrzehnten gab. Dennoch existieren bis heute gewisse Notfallvorkehrungen, die Teil des Katastrophenschutzes und der zivilen Ernährungsvorsorge sind. Zuständig dafür ist in erster Linie das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), während das operative Management über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) erfolgt.

Früher wurden größere Mengen an Getreide in staatlichen Lagern vorgehalten („Bundesreserve“), um die Bevölkerung in Krisenzeiten kurzfristig versorgen zu können. Mit der Liberalisierung der Agrarmärkte in der Europäischen Union und geänderten sicherheitspolitischen Rahmenbedingungen ist dieses Prinzip stark zurückgefahren worden. Heute stützt sich Deutschland stärker auf Handelsbeziehungen und gewerbliche Händler und Verarbeiter, die gewisse Mindestvorräte einlagern.

Im Rahmen der Ernährungsvorsorge gibt es noch Lebensmittel-Notfalllager, die jedoch deutlich kleiner sind als frühere Bundesreserven. Eine feste Menge an Grundnahrungsmitteln wie Getreide, Erbsen, Bohnen oder Kondensmilch wird in dezentralen geheim gehaltenen Speichern eingelagert. Häufig sind dies gewerbliche Lagerorte von Getreidehändlern oder Mühlen, mit denen der Bund entsprechende Verträge schließt.

Umfang und Einkauf

Offizielle, detaillierte Zahlen zur eingelagerten Getreidemenge veröffentlicht die Bundesregierung aus Sicherheitsgründen nicht. In der Vergangenheit nannte man Volumina im Bereich einiger Hunderttausend Tonnen, jedoch deutlich weniger als in Zeiten des Kalten Krieges.

Vor dem Abmarsch sollte die Versorgung sichergestellt sein.

Bei Bedarf kauft die BLE das Getreide über Ausschreibungen an, lagert es für einen definierten Zeitraum und rotiert es nach Ablauf der Haltbarkeit aus. Diese Bestände sollen im Krisenfall die Versorgungslücke überbrücken, bis der Markt wieder funktioniert oder zusätzliche Importe organisiert sind.

Jetzt Handeln

Das System zur Grundsicherung mit Getreide ist als „Starthilfe“ gedacht und deckt im Krisenfall nur einen kurzen Zeitraum ab. Zusammengefasst sorgt Deutschland weiterhin mit staatlich koordinierten Verträgen für einen gewissen Puffer an Getreide. Allerdings fallen die heutigen Bestände vergleichsweise klein aus. Der Mühlenwirtschaft käme in der Bedrohungslage die wichtige Bedeutung zu, für eine längerfristige Versorgung mit Getreide Konzepte zu entwickeln. So müsste beispielsweise die Lagerhaltung an neue Herausforderungen angepasst werden. 

Das milliardenschwere Verteidigungspaket dient militärischen Zwecken sowie dem Zivilschutz.  Die enge Verzahnung von zivilen und militärischen Strukturen rückt Mühlen in den Fokus für einen geplanten Ausbau von Lager- und Produktionskapazitäten für eine ausreichende Vrsorgung mit dem Grundnahrungsmittel Getreide. Mit Technologie und vertraglicher Absicherung mit Landes- und Bundesbehörden können Mühlen die Notfallvorsorge unterstützen. So tragen sie dazu bei, eine stabile Getreide- und Mehlversorgung zu gewährleisten – sowohl im Alltag als auch in Krisenzeiten.

Ohne Mampf kein Kampf
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Bühler AG mit neuem CEO ab 2026

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Ab Januar 2026 soll Samuel Schär neuer CEO der Bühler Group werden.
2025
4/24/2025
Bühler Group mit neuem CEO ab 2026

Die Bühler Group bleibt ihrer langfristigen Ausrichtung als Familienunternehmen treu und plant ab Januar 2026 Samuel Schär als neuen CEO zu ernennen. Der Manager hat an der EPFL in Lausanne Physik studiert und trat mach ersten Berufserfahrungen in der Beratungsbranche vor 20 Jahren bei Bühler ein. Dort baute er den neuen Geschäftsbereich Nanotechnologie auf. Nach anschliessender mehrjähriger Führung des Geschäftsbereiches Grinding & Dispersing wurde er 2013 in die Konzernleitung berufen und verantwortete dort zehn Jahre erfolgreich den Bereich Advanced Materials. Danach übernahm er die Leitung der weltweiten Services & Sales-Organisation.  

Stefan Scheiber - seit zehn Jahren CEO von Bühler  -  wird im nächsten Jahr voraussichtlich der neue Verwaltungsratspräsident der Bühler Group. Stefan Scheiber blickt auf eine 35 Jahre lange, erfolgreiche Karriere bei Bühler im In- und Ausland zurück. Seit 20 Jahren ist er Mitglied der Konzernleitung in verschiedenen Verantwortungsbereichen. Er tritt damit die Nachfolge von Calvin Grieder an. Mit der Generalversammlung 2026 wird Calvin Grieder nach 25 erfolgreichen und prägenden Jahren als CEO, Verwaltungsrat und Verwaltungsratspräsident der Bühler Group zurücktreten.  

Diese Nachfolgeregelung berücksichtigt die Planungen von Urs Bühler. Die 5. Generation der Familie Bühler – Karin, Maya und Jeannine Bühler – führen so die langfristige Inhaberstrategie fort.

Bühler Group mit neuem CEO ab 2026
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Berlin

45 neue Getreidesorten zugelassen

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Die Getreidevielfalt in Deutschland wächst weiter: 45 neue Getreidesorten für die Körnernutzung
2025
4/23/2025
45 neue Getreidesorten zugelassen

Von Winter- bis Sommergetreide reicht die Bandbreite der Neuzulassungen. Besonders umfangreich ist das Angebot bei Winterweichweizen mit 12 neuen Sorten, darunter zwei für den ökologischen Anbau. Auch die Wintergerste wurde mit 14 neuen Sorten stark erweitert. Im Bereich der Sommergerste gibt es sieben neue Sorten sowie zwei weitere, die speziell für den ökologischen Landbau geprüft wurden. Der Sommerweichweizen wurde mit zwei neuen Sorten ergänzt, während bei Sommerhartweizen eine neue Sorte die Anbauvielfalt bereichert.

Neben den bereits erwähnten Winterweichweizensorten wurde eine neue Winterhartweizensorte zugelassen. Der Winterroggen wurde um eine Sorte erweitert, ebenso wie der Winterspelz beziehungsweise Winterdinkel. Zusätzlich stehen Landwirten zwei neue Wintertriticalesorten zur Verfügung.

Innovation in der Pflanzenzüchtung

Mit der stetigen Weiterentwicklung neuer Sorten treibt die Pflanzenzüchtung eine nachhaltige und zukunftsfähige Landwirtschaft voran. Besonders im Fokus stehen hierbei widerstandsfähige Sorten, die sich an veränderte Umweltbedingungen anpassen und so langfristig stabile Erträge sichern.

„Die Landwirtinnen und Landwirte profitieren von einer immer größeren Sortenvielfalt, die ihnen eine maßgeschneiderte Auswahl für ihren Betrieb ermöglicht“, erklärt Dr. Dennis Hehnen, Geschäftsführer des Getreidefonds Z-Saatgut e. V. (GFZS). „Die Nutzung von Z-Saatgut trägt dazu bei, dass diese Innovationen langfristig in der Praxis ankommen.“

Sortenzulassung gilt für zehn Jahre

Die Zulassung der neuen Sorten erfolgt nach den Vorschriften des Saatgutverkehrsgesetzes. Voraussetzung für die Zulassung einer neuen Sorte ist, dass sie im Vergleich zu bereits zugelassenen Sorten eine deutliche Verbesserung in ihren Anbau- und Verwertungseigenschaften zeigt. Hierzu werden die neu gezüchteten Sorten in der nationalen Wertprüfung vom Bundessortenamt auf ihren landeskulturellen Wert geprüft und anschließend vor dem Sortenausschuss verhandelt. Die Zulassung einer Sorte ist Voraussetzung für den gewerblichen Vertrieb von Saatgut.

Die aktuellen Neuzulassungen

Winterweichweizen: Qualitätsgruppe (Züchter)
SU Marathon; B (Nordsaat)
KWS Dottie; B (KWS Lochow)
KWS Friese; A (KWS Lochow)
Loxley; A (Saatzucht Josef Breun)
Sportsman; B (Saatzucht Streng-Engelen)
LG Niklas; CK (Limagrain)
LG Tomjol; B (Limagrain)
WPB Fulco; A (W. von Borries-Eckendorf)
Emmerto; E (Secobra Recherches)
Kumpel; A (Secobra Recherches)
Filius; A (Secobra Recherches)
Intensity; A (Florimond Desprez)
Winterweichweizen Prüfung im ökologischen Landbau
Ed; B (InterSaatzucht)
RGT Zunder; B (R2n S.A.S.)
Sommerweichweizen
Laudatio; E (Deutsche Saatveredelung)
STR Pace; A (Strube D&S)
Winterhartweizen
Berndur (Südwestsaat)
Winterspelz
Rheingold (ZG Raiffeisen eG)
Winterrogen (Silonutzung)
KWS Proaktivor (KWS Lochow)
Winterroggen
SU Fred (Hybro Saatzucht)
Mehrzeilige Wintergerste
KWS Chilis (KWS Lochow)
KWS Agilis (KWS Momont Recherche SARL)
Charmant (Ackermann Saatzucht)
SY Heroo (Syngenta)
SY Colyseoo (Syngenta)
SY Kestrel (Syngenta)
SY Zoomba (Syngenta)
Stella (Saatzucht Streng-Engelen)
SU Yette (Nordsaat)
Zweizeilige Wintergerste
Kitty (Saatzucht Josef Breun)
Osanna (Ackermann Saatzucht)
Mirador (Ackermann Saatzucht)
Annemiek (R2n S.A.S.)
Organa (Nordic Seed Germany GmbH)
Sommergerste
KWS Enduris (KWS Lochow)
Excalibur (Ackermann Saatzucht)
LG Allegro (Limagrain)
LG Baryton (Limagrain)
GT Corella (Saatzucht Josef Breun)
Belladonna (Saatzucht Josef Breun)
Brentano (Sejet Planteforaedling I/S)
Sommergerste Prüfung im ökologischen Landbau
Grandiosa (Cultivari Getreidezüchtungsforschung)
Kosima (Saatzucht Josef Breun)
Wintertriticale
Promiso (Lantmännen Seed B.V.)
Trimobe (Saatzucht Streng-Engelen)
45 neue Getreidesorten zugelassen
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Perfekter Start in die Zukunft

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Die Marke MIAG wurde einst von Bühler übernommen und abgewickelt nun folgt der Neustart.
2025
4/23/2025
Perfekter Start in die Zukunft

Die 2020 gegründete MIAG GmbH setzt auf Herstellung und Vertrieb von Müllereimaschinen und liefert schlüsselfertige Anlagen. Gesellschafter sind Paul Bruckmann, seine Söhne Felix und Robin Bruckmann sowie Frank Iftner. Das junge Team hat die Marke MIAG mit einem modernen Marketing Auftritt und professionellen Corporate Design wieder belebt.

Die Geschäftsführung der Großen Mühle Hasede hatte Modernisierungsbedarf und bereits 2023 mehrere Systemvarianten geprüft. Dazu hatte sie Angebote verschiedener Anbieter eingeholt, bis abschließend 2024 die MIAG GmbH den Auftrag erhielt.

Christof Engelke (Geschäftsführer Gebr. Engelke) und Florian Fritsch (MIAG GmbH) (Foto: Patrick Buhl).

Neues System

Die Mühlenleitung wollte eine Anlage nach neuestem Stand der Technik, die mit höchsten Hygienestandards täglich bis zu 380 Tonnen Weizen energieeffizient verarbeiten kann. Die erste Reinigung und die Netzung existierten bereits. Daher musste die zweite Reinigung, die Vermahlung und die Abtransporte erneuert werden. Dazu kamen Vorgaben zum Explosionsschutz und der Wunsch nach einer Garantie für Leistung und Ausbeute. Der Auftrag umfasste als sogenanntes „Turn-Key-Projekt" eine schlüsselfertige Übergabe.

Im Mittelpunkt des neuen Vermahlungssystems stehen 20 Vierwalzenstühle VWSE, sowie zwei neue zehnteilige Plansichter VPSE mit Kunststoffrahmen. Sie ermöglichen die Produktion der hellen Typenmehle sowie diverser Spezialmehle.  

Die Walzenstühle werden über das neu entwickelte „RollOS“-System gesteuert. Die Anlagensteuerung und die Elektroinstallation übernahm der MIAG-Partner ASB-Automation. Die Anlagensteuerung überwacht Ausbeute, liefert Wartungsinfos und ermöglicht eine lückenlose Rückverfolgbarkeit. Ein Hauptaugenmerk lag auf der Energieeffizienz.

Die MIAG GmbH legt Wert auf Qualität und Zuverlässigkeit und arbeitet mit Partnern, die sich in der Praxis bewährt haben. Darunter ASB-Automation für Elektro und Automation, Horizon Evolving Technology für Dosier- und Wägetechnik, Olocco für Schleusen und Rohrweichen sowie Aerzen für Drehkolbengebläse (teils Delta-Hybrid). In den Maschinen kommen hochwertige Komponenten wie SEW-Getriebemotoren, IFM-Sensoren oder Siemens-Drehstrommotoren zum Einsatz.

Die neuen Schleusenbänke, Plansichter und Walzenstühle in der Großen Mühle (Fotos: Patrick Buhl).

Bauprozess im Detail

Da die Mühle schlüsselfertig erwünscht war, übernahm die MIAG GmbH auch die behördlichen Anträge, die Demontage der alten Anlage und die Sanierung des Gebäudes. Sie verantwortete die mechanische und elektrische Montage, die Automation und die Inbetriebnahme, ebenso wie die Dokumentation (CE-Konformität, ATEX, Betriebsanleitungen usw.).

Eine Herausforderung war das Mühlengebäude. In den ersten vier Stockwerken verlaufen Betonunterzüge, im fünften trägt ein Stahlkonstrukt. Darauf liegen 70 Millimeter starke Holzbohlen, teils mit einer Asphaltbeschichtung und durch den Betrieb abgenutzt. Aus statischen Gründen kam ein Einzug von Betonböden nicht infrage. Also entschied man sich erneut für 70 Millimeter Holzbohlen. Auf der Unterseite befestigte das MIAG-Team Fermacell-Platten, um Fugen und Spalten zu schließen. Auf der Oberseite kam eine Lage OSB-Platten hinzu, die danach mit einer Industriebeschichtung versehen wurde. Sie macht die Böden langlebig und pflegeleicht. Alle weiteren Stöße und Spalten wurden verspachtelt.

Diese Arbeiten dauerten länger als geplant, weil rund 90 Prozent der alten Holzbohlen ersetzt werden mussten. Die Betonunterzüge im ersten Obergeschoss waren auf die Maße der ursprünglichen Walzenstühle ausgelegt. Die neuen, größeren Stühle musste man unter Berücksichtigung der Statik exakt auf die vorhandenen Unterzüge abstimmen. Die Montage verzögerte sich um einen Monat.

Die ersten Walzenstühle trafen Anfang Juni 2024 in Hasede ein (Foto: MIAG GmbH).
Der dreidimensionale Mühlenplan der Techniker der MIAG GmbH.

Montage und Energieeffizienz

Im Juni 2024 begann die mechanische Montage der Anlage, im Oktober war sie fertig. Nach Abschluss der Elektroinstallation im Dezember folgten Drehrichtungstests. Im Januar 2025 lief die Anlage schrittweise an. Unter der Leitung des MIAG-Inbetriebsetzers Florian Fritsch erreichte man Anfang Februar die garantierte Leistung und Ausbeute von 16 Tonnen pro Stunde im Dauerbetrieb. Die Mühle erfüllt alle Anforderungen zum Explosionsschutz und zur Lebensmittelsicherheit.

Der Kunde legte großen Wert auf Energieeffizienz. Daher kam unter anderem das Schraubengebläse Delta Hybrid von Aerzen zum Einsatz. Durch die präzise Berechnung der Mühlenpneumatik, die Verwendung von Frequenzumrichtern an wichtigen Motoren sowie durch die korrekte Auslegung aller weiteren Antriebe konnte ein sehr guter spezifischer Energieverbrauch erreicht werden. Bei einer Leistung von 380 Tonnen am Tag fallen 39,6 Kilowatt pro Tonne Vermahlungsleistung an – bezogen auf den gesamten Lieferumfang aus zweiter Reinigung, Vermahlung und Abtransporte. Da der Kunde zu 100 Prozent Strom aus Wasserkraft bezieht, vereint die Anlage jetzt Nachhaltigkeit mit Wirtschaftlichkeit.

Sicher und wartungsarm

Die Prüfung und Abnahme des Ex-Schutz-Konzepts organisierte MIAG. Zu den gesetzlichen Vorgaben zum Explosionsschutz gehörten die Einhaltung aller relevanten Sicherheitsvorschriften, der Einsatz geeigneter Komponenten sowie Schutzkonzepte für ein sicheres Arbeitsumfeld. Kleinere Wartungen erledigen Mitarbeiter der Mühle selbst. Größere Aufgaben, etwa den Walzenwechsel, übernimmt auf Wunsch das MIAG-Team. Ein umfangreiches Ersatzteilpaket steht jederzeit zur Verfügung. Die Mühlensteuerung enthält zudem eine Wartungssoftware.

Damit die Kunden schnell beliefert werden können, kaufte die MIAG GmbH ein 3 700 Quadratmeter großes Grundstück am Firmenstandort Lonnerstadt und errichtet eine Produktionshalle mit großem Ersatzteillager.

Durch sorgfältige Planung und eine reibungslose Zusammenarbeit konnten alle Ziele des Projekts erreicht wurden. Die Anlage in der Großen Mühle Hasede-Hildesheim ist perfekt angelaufen und bestens für die Zukunft ausgerüstet.

Christof Engelke (Geschäftsführer Gebr. Engelke) und Paul Bruckmann (MIAG GmbH) beschließen den Neubau der Mühlenanlage (Foto: MIAG GmbH)
Christopher Engelke (Gebr. Engelke), Paul und Felix Bruckmann (MIAG GmbH) und Patrick Engelke (Gebr. Engelke) freuen sich über die gelungene Montage.
Felix Bruckmann übernahm mit die Planungen und war oft vor Ort in Hasede (Foto: MIAG GmbH).
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Niedersachsen

150 Jahre Walzenstuhlbau der MIAG Braunschweig

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Die Region Braunschweig nimmt eine herausragende Rolle in der Entwicklung des Mühlenbaus ein.
2025
4/17/2025
150 Jahre Walzenstuhlbau der MIAG Braunschweig

Das Zeitalter der Industrialisierung des Mühlenbaus begann um die Mitte des 19. Jahrhunderts. 1852 hatte der Mühlenbauer Gottlieb Luther zusammen mit dem Müllersohn Anton Carl Peters in Wolfenbüttel die „Erste Deutsche Mühlenbauanstalt“ gegründet. Damit war der Grundstein für die später berühmte Braunschweiger Mühlenbauindustrie gelegt worden.

Walzenstuhl der Firma Amme, Giesecke & Konegen / Braunschweig aus der Zeit um 1900 in der Obermühle in Stadthagen.

Diese Entwicklung führte unter anderem zu einer frühen Einführung neuartiger Mahlverfahren und Müllereimaschinen – zunächst in dieser Region, bald in vielen anderen Teilen Mitteleuropas. Im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts begann sich der Walzenstuhl als Ersatz der alten Mahltechnik mit Mühlsteinen durchzusetzen. Zunächst gestaltete sich diese Entwicklung zögerlich, nach 1900 war sie aber deutlich zu spüren

Walzenstuhl der MIAG als nachgebautes Modell der früheren Firma Seck in Dresden von 1923 in der Wassermühle Liesebach in Räbke.

Wolfenbüttel hatte an der Entwicklung des Walzenstuhls erste Anteile, denn frühe Maschinen dieser Art wurden noch in den 1870er-Jahren unter Luther & Peters sowie von der Mühlenbauanstalt von Julius Kissel gefertigt. 1875 trennten sich die beiden Unternehmenspartner, nachdem Peters 1872 die vom Preußischen Staat zum Verkauf angebotene Gießerei „Königshütte“ in Lauterberg im Harz ersteigert hatte. Diese Firma baute Peters mit seinem in Wolfenbüttel erworbenen „Knowhow“ zu einer Maschinenfabrik und Mühlenbauanstalt um, ergänzt durch eine eigene Mühle als zweites Standbein.

Walzenstühle aus Ungarn

Um diese Zeit kamen auch die ersten Walzenstühle des Konstrukteurs Friedrich Wegmann aus Zürich auf den Markt. Wegmann gilt heute als Vater des Walzenstuhls, nicht weil er diese Technik erfunden hatte, sie aber wesentlich verbessert und vor allen Dingen marktfähig gemacht hat. Ein wesentliches Kennzeichen der älteren Generation der Wegmann´schen Walzenstühle war die Verwendung von Porzellan für die Mahlwalzen. Die damit ausgerüsteten Maschinen benutzte man insbesondere für das Ausmahlen von Grießen. Wegmann selbst war Anteilseigner einer Mühle in Neapel gewesen, die Hartweizen verarbeitete und z. B. Grieße für die Nudel- und Pasta-Industrie lieferte. 1874 übergab Wegmann die Lizenz zum Bau seiner Walzenstühle an die Firma Ganz in Budapest, welche sich schon seit ihrer Gründung 1842 mit der Fertigung von Walzenstühlen und Müllereiwalzen für den ungarischen Markt befasst hatte. Die späteren Walzen von Ganz waren aus speziellem Stahlguss, für den Ganz eine Lizenz aus Amerika erworben hatte.

Walzenboden mit MIAG-Walzenstühlen des Modells „GN“ in der Dreyse-Mühle in Sömmerda, bis 2013 in Betrieb.

Einige weitere Firmen nahmen sich den Walzenstühlen von Wegmann an, montierten sie und lieferten sie an die Mühlen. Zu diesen Firmen gehörte auch die „Königshütte“ unter Anton Carl Peters.

Mit dem Umzug Luthers nach Braunschweig und dem Neuaufbau einer Mühlenbauanstalt für seinen Sohn Hugo bis 1878 legte er den Grundstein für eine außergewöhnlich rasante Entwicklung der Walzenstühle. In den 1880er Jahren ließ sich Hugo Luther die berühmten Walzenstühle von Ganz in Budapest liefern, testete sie im praktischen Betrieb und verbesserte sie. Nachdem er zusammen mit den Gebrüdern Berkenbusch die Mühle Rüningen gekauft hatte – eine bedeutende Wassermühle im Süden Braunschweigs, in der schon sein Vater Gottlieb Luther seine Ausbildung absolviert hatte – richtete er dort 1885 eine Werkstatt für den Walzenstuhlbau ein.

Firmenschild der MIAG von vor 1945 mit dem Zusatz „Dresden“.

Ende der 1880er Jahre kamen die ersten Walzenstühle eigener Konstruktion von Hugo Luther auf den Markt. Dann nahm sich diese Firma einer weiteren in Budapest gemachten Erfindung an: des 1888 von Carl Haggenmacher erfundenen Plansichters. Maßgeblich war hier der Ingenieur Julius Konegen, der zusammen mit den Ingenieuren Ernst Amme und Carl Giesecke im Lutherwerk an der Vervollkommnung dieser neuartigen Siebmaschine arbeitete. Die Mühle Rüningen wurde als erste 1894 in ihrer Mehlsichterei ausschließlich mit Plansichtern ausgestattet.

Firmenschild der MIAG von nach 1945 lediglich mit dem Standort „Braunschweig“.

Kurze Zeit später trat ein Bruch in der Firmengeschichte auf. Hugo Luther hatte sich bei Projekten in Rumänien – unter anderem der Donauregulierung am Eisernen Tor – lange aufgehalten und finanziell ein wenig falsch kalkuliert, sodass ihm die Banken einen Direktor vorsetzten, der im Werk unter anderem auch die Kontrolle über die Entwicklung neuer Maschinen haben sollte. In der Folge traten die drei Ingenieure Amme, Giesecke und Konegen aus der Firma aus und gründeten in unmittelbarer Nähe eine eigene Mühlenbaufirma. In dieser Firma, kurz AGK AG für Amme, Giesecke & Konegen, wurde dem Bau von Walzenstühlen besondere Aufmerksamkeit gewidmet. 1895 erschien das erste Modell, das sich von den Walzenstühlen früherer Bauarten deutlich unterschied. Während die ältesten Walzenstühle horizontal in einer Ebene angebrachte Mahlwalzen besaßen, verfügte der AGK-Stuhl über leicht versetzt übereinander angeordnete Walzen und zeichnete sich damit durch eine deutlich geringere Bautiefe aus.

Aluguss-Schild der MIAG aus der Notproduktion während der letzten Jahre des 2. Weltkriegs.

Zu Beginn der 1920er Jahre entwickelte sich aus dieser Bauart der Walzenstuhl mit im Schnitt diagonal angeordneten Walzen, der die kommenden fast 50 Jahre lang als Grundtypus dieser Maschinengattung galt. Braunschweig hatte zu dieser Zeit bereits den Ruf einer der „Hauptstädte des internationalen Mühlenbaus“.

Firmenschild der MIAG als Aufklebeschild aus den 1950èr Jahren.

In den Jahren 1921 bis 1927 gipfelte diese Entwicklung in der Zusammenführung verschiedener deutscher Mühlenbauanstalten zur MIAG. Dieser Name steht für „Mühlenbau & Industrie AG“ und verkörpert bis heute das Image der weltweit größten Mühlenbauanstalt der Vergangenheit. Nachdem der Inhaber der Frankfurter Mühlenbaufirma Greffenius, Dr. Hugo Greffenius, die Aktienmehrheit der Mühlenbaufirmen Seck in Dresden, AGK in Braunschweig, Luther in Braunschweig und Kapler in Berlin erworben hatte, gründete sich als Dachgesellschaft die MIAG – zunächst mit Sitz in Frankfurt, ab 1922 in Braunschweig.

Firmenschild der Bühler-MIAG als Aufklebeschild von 1973.

Bis 1925 arbeiteten die beteiligten Firmen noch eigenständig; dann erfolgte die Fusion zu einem einzigen Unternehmen mit Verwaltungssitz in Braunschweig, Walzenstuhlbau im ehemaligen Seck-Werk in Dresden-Zschachwitz und Plansichterbau in Braunschweig. 1927 wurden die ehemaligen Kapler-Werke in Berlin sowie die früheren Greffenius-Werke in Frankfurt infolge von Umsatzrückgängen in diesen schwierigen Zeiten stillgelegt.

Werksansicht des MIAG-Werkes in Braunschweig, aus „MIAG-Nachrichten“, 1951.

Bereits kurz nach der Gründung lieferte die MIAG ihr erstes Walzenstuhlmodell mit dem schlichten Namen „GN“ aus – ein Modell, das später zum weltweit meistverkauften Walzenstuhl wurde. Den Urtyp dieses Walzenstuhls hatte noch die Firma AGK als Modell „G“ entwickelt. Parallel dazu wurden auch weiterhin Walzenstühle der ehemaligen Firma Seck produziert. 1928 entwickelte die MIAG das Walzenstuhlmodell „H“ mit einer hydraulisch gesteuerten Drehzahlregelung der Speisewalzen, welche jedoch erst im neuentwickelten Modell „HN“ ab 1934 ihre endgültige Ausgereiftheit erreichte.

Kriegszerstörtes MIAG-Werk in Braunschweig, aus „MIAG-Nachrichten“, 1951.

Der Zweite Weltkrieg markierte eine deutliche Zäsur in der Firmengeschichte. Zum Kriegsende wurde das Stammwerk in Braunschweig größtenteils und das Walzenstuhlwerk in Dresden-Zschachwitz vollständig zerstört. Die Überreste der Anlagen in Dresden wurden anschließend von den Sowjets demontiert, in Woronesch wiederaufgebaut und unter Verwendung von MIAG-Zeichnungskopien wurden dort Walzenstühle für den russischen Markt gefertigt – später auch im wiederaufgebauten Werk in Dresden. 1951 erfolgte die Zentralisierung der Walzenstuhlproduktion in der ehemaligen sowjetischen Besatzungszone im Werk der früheren Firma Wetzig in Wittenberg.

Walzenstuhl-Modell „GN“ der MIAG aus historischem Katalog.

In Braunschweig nahm man nach dem Wiederaufbau des MIAG-Werkes die Produktion der Walzenstühle wieder auf, die nun nicht mehr für den westdeutschen Markt in Dresden stattfinden konnte. Wie zuvor wurden die Modelle „GN“ und „HN“ gefertigt. Das Modell „HN“, nun mit hydraulischer Drehzahlregelung als „HNe“ bezeichnet, wurde uneingeschränkt bis 1971 gebaut.

Walzenstuhl-Modell „HN“ der MIAG aus historischem Katalog.

Im selben Jahr entwickelte die MIAG ein neues Walzenstuhlmodell, doch die Zeiten für die Firma sollten sich ändern: 1972 wurde die MIAG infolge von Umsatzverlusten von der Firma Bühler in Konstanz – der Tochterfirma der Schweizer Firma Bühler in Uzwil – übernommen. Ab 1973 wurde der Firmenname in Bühler-MIAG geändert. Unter Bühler brachte das Unternehmen 1979 das neue Walzenstuhlmodell „MDDK Airtronic“ auf den Markt. Diese Maschine verfügte wieder über horizontal angeordnete Walzen – wie sie die allerältesten Walzenstühle kennzeichneten – sowie über vollständig verkleidete Antriebseinheiten an den Seitenwänden. Dies war die letzte Walzenstuhlentwicklung, die noch den Namen MIAG trug.

Walzenstuhl-Modell „GN“ der MIAG in der Obermühle in Stadthagen.

1989 verschwand der Name MIAG aus dem Firmenlogo, und seitdem trägt der Braunschweiger Produktionsstandort den Namen „Bühler GmbH“.

Was uns heute fehlt, ist ein Museum, in dem anhand von Original-Exemplaren die gesamte Bandbreite der in Braunschweig hergestellten Walzenstühle von den Anfängen bis hin zur modernsten Maschine dargestellt werden kann.

150 Jahre Walzenstuhlbau der MIAG Braunschweig
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Müllereifachtagung 2025 in Osterfeld

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Der Mitteldeutsche Müllerbund e. V. lud zur Müllereifachtagung 2025 ein.
2025
3/27/2025
Müllereifachtagung 2025 in Osterfeld

Die Tagung des Mitteldeutschen Müllerbundes fand vom 21. bis 22. März 2025 bei strahlendem Sonnenschein und frühlingshaften Temperaturen im Atrium Hotel Amadeus in Osterfeld statt. Am Freitag um 13.30 Uhr eröffnete der Präsident Konrad Zitzmann die Tagung. Er stellte den erweiterten Vorstand vor und begrüßte die Aussteller. Rund 30 Firmen hatten bereits am Vortag in den Ausstellungsräumen ihre Stände aufgebaut.

Der Vorstand des Mitteldeutschen Müllerbunds: Vordere Reihe v.l.n.r.: Frank Rolle (C.F. Rolle GmbH Mühle), Alexander Bartsch (Mühle Miltitz), Konrad Zitzmann (Präsident Mitteldeutscher Müllerbund), Hubertus Nitzschke (Geschäftsführer Mitteldeutscher Müllerbund), Manfred Keller (Esmühle). Hintere Reihe v.l.n.r.: Gustav Zitzmann (Mühle Ingersleben), Henrik Wolter (Wolter Mühle), Gerald Hütter (Mühle Zänker), Benedikt Daubel (Bodemühle Redemann).

Die hohe Teilnehmerzahl unterstreicht, wie sehr die Branche den Wissensaustausch und das Netzwerken schätzt – eine Entwicklung, die von der Zulieferindustrie tatkräftig unterstützt wird. Ein zentraler Faktor dabei ist der Vorstand des Müllerbundes, der nicht nur alle Aktivitäten koordiniert, sondern auch als wichtiger Ansprechpartner für Behörden, Fördermittelgeber und politische Entscheidungsträger fungiert.

Brigitte Nitzschke und Anne Rolle-Baldauf nahmen die Gäste in Empfang.
Frank Rolle (C.F. Rolle) hatte die Technik im Griff und sorgte für einen reibungslosen Ablauf.

Ebenfalls ein starkes Signal für die überregionale Zusammenarbeit setzten die Delegierten des Bayerischen Müllerbundes, die zahlreich an der Tagung teilnahmen. Darunter die beiden stellv. Vorstandsvorsitzenden Jürgen Englert (Gründleinsmühle) und Anton Schmid (Schmidmühle, Buchloe), Geschäftsführer Dr. Josef Rampl und vom Getreideausschuss Tobias Gerstmeyr (Bruckmühle).

Dr. Josef Rampl (Geschäftsführer Bayerischer Müllerbund) berichtete über neue Steuerentlastungen bei hohem Stromverbrauch.

Der Getreidemarkt stand im Mittelpunkt des ersten Vortrags. Uwe Langenhan berichtete aus Sicht der Thüringer Erzeugergemeinschaft über die letztjährige Ernte.  Mit einem Durchschnittsertrag von 67,6 dt/ha waren das 3,6 Prozent weniger als 2023. Sinkende Proteingehalte und Ertragsrückgänge bei Weizen und Roggen sind und bleiben problematisch, ebenso die steigenden Düngemittelpreise.

Einstieg nicht verpassen

Er zeigt sich für das laufende Erntejahr zuversichtlich. Der Boden ist gut durchfeuchtet, der Vegetationsstart zügig. Derzeit gibt es noch eine überschaubare Menge günstiger, unverkaufter Ware im Erzeugergebiet. Einige Mitglieder der Erzeugergemeinschaft haben bereits bei guten Angeboten die neue Ernte veräußert. Sein Tipp: Nicht zu lange warten! Müller sollten jetzt mit den Landwirten verhandeln.

Manuel Gehrke (BGN) betrachtete auf Wunsch des Verbandes die Entwicklungen zur Künstlichen Intelligenz (KI) in Mühlenbetrieben. In seiner Genossenschaft ist die KI noch ein junges Thema. Beratungsbedarf gibt es bei klein und leicht gebauten Robotern sogenannten Cobots. Im Gegensatz zu Industrierobotern benötigen Cobots keine Zäune und Schutzräume und deshalb besondere Arbeitsschutzmaßnahmen. Bei der Gefährdungsbeurteilung und dem Kollisionsprotokoll ist der Bewegungsablauf wichtig. Generell sind Kollisionen einkalkuliert, dafür gibt es Grenzwerte (DIN ISO/TS 15066). Der Betreiber muss potenzielle Kontaktstellen bewerten und alle Abläufe berücksichtigen. Gehrke betonte, dass ein Unternehmer, der seinen Cobot programmiert, rechtlich zu einem Hersteller wird und für die Sicherheit und entsprechende Prüfsiegel verantwortlich ist. Zum Abschluss appellierte er an die Müller am Prämienverfahren teilzunehmen. Hier wird von nahezu allen Betrieben der Branche Geld verschenkt, pro Betrieb mindestens 500 €.

Umwelt und Vorsorge

Claudio Antonelle (Bühler AG) zeigte in seinem Vortrag, wie Mühlenbetriebe ihren CO2-Fußabdruck erfassen und verringern können. Allerdings stammt der überwiegende Teil der Emissionen aus den Rohstoffen, während nur ein geringer Teil aus dem Mühlenbetrieb selbst kommt. Antonelle erklärte, dass die Kosten nach Betriebsgröße variieren und das zusätzlich erhältliche Zertifikat in der Regel gut akzeptiert wird.

Die Bühler Group vertraten Claudio Antonelle, Randy Urban und Steffen Schramm.

Paul Wessling von der Müllerei Pensionskasse gab danach Tipps und Infos rund um die Altersvorsorge und der betrieblichen Altersversorgung. Er rechnete vor, dass Lohnerhöhungen oft verpuffen, als Versorgungslohn ausgezahlt aber viele Vorteile bieten. Auch bei Abfindungen sollte man sich vorher bei der Pensionskasse informieren.

Danach stellte Thomas Koch die Neuerungen in der Müllerschule Wittingen vor. Das Labor wurde in den letzten Jahren umfassend modernisiert, unter anderem ein Farinograph mit Unterstützung der Firma Kastenmüller aus Martinsried. Auch die Mühle wurde aufgerüstet: WDW Waagen- und Dosiertechnik GmbH sponserte eine Mischfutter-Dosierstation, der neue Walzenstuhl Diorit MDDY 600 mm von Bühler bietet Raum für Experimente. Swisca stellte Waagen vom Typ Cervo und Floba bereit und Firma Högemann hat dann den Maschinenpark über ein BUS-System verbunden.

Stefan Schmitz präsentierte den Walzenstuhl ROMIL von dem Schweizer Anbieter Swisca.

Michael Sailer von Schwäbische Landprodukte (SLP) aus Tapfheim-Erlingshofen berichtete über die Qualität des Dinkels: Die Spelzen verkauft er vor allem als Tiereinstreu, insbesondere bei Milchvieh. Mit größeren Kunden schließt er Jahreskontrakte ab, die rund 80 Prozent seines Absatzmarkts sichern. Das Jahr 2022 war schwierig wegen hoher Energiekosten. Mutterkorn war lange Zeit kein Problem, doch nun taucht es in neuen Lieferungen wieder auf – allerdings nur im Bio-Dinkel, nicht im konventionellen.

Dirk Paulick von der Paulicks Mühle in Müschen berichtete, wie er einen kleinen Umluftsteinausleser installierte. Im Zuge der Modernisierung seiner Mühle im Jahr 2020 musste er die Reinigung erneuern, hatte aber wegen fehlender Abluft und enger Räume nur begrenzte Möglichkeiten für den Einbau. Er entschied sich für einen Trockensteinausleser D25 von Della Valle, obwohl es ein Risikokauf war. Das Gerät übertraf seine Erwartungen: Es läuft ruhig, verbraucht wenig Energie und ist nach seinen Erfahrungen sehr preisgünstig.

Glück zu

Neues aus der Deutschen Müllerschule Braunschweig (DMSB) trug die pädagogische Leiterin Gabriele Lühr vor. (Lesen Sie dazu das Interview in M+M-Ausgabe 3/4 2025.) Die ehemaligen Schüler Nick Funke und Moritz Steinhauser sorgten mit ihrer Vorstellung des Vereins Glück zu für gute Laune. Seit 1885 gibt es die Studentenverbindung, und das Wohnheim mit elf Zimmern auf drei Etagen wirkt alles andere als verstaubt. Regelmäßige Fußballturniere, Bootsausflüge und Grillabende halten die Stimmung oben.

Moritz Steinhauser und Nick Funke gaben einen spannenden Einblick in den Verein Glück zu an der Deutschen Müllerschule zu Braunschweig.

Am Ende des Tages gab Michal Trchalik (MAGSY GmbH Keisterbach) einen kurzen Einblick zu Magnetabscheidern in Mühlen. Typische Modelle zum Maschinenschutz sind Trommel- und Lagermagnete, während für den Produktschutz Gittermagnete, Pneumatikmagnete und Plattenrohrmagnete zur Verfügung stehen. Auch einfache Stabmagnete für Jacob-Rohre kommen zum Einsatz. Darüber hinaus bietet das Unternehmen zertifizierte Kontrollmessungen direkt im Betrieb an.

Am Abend gab es auf dem traditionellen Müllerball ausreichend Gelegenheit für Gespräche. Die Teilnehmer lobten das Buffet und die Weine aus regionalem Anbau.  

Das Feedback der Austeller war sehr positiv. Vor allem die gute und familiäre Atmosphäre wurde gelobt. V.l.n.r.: Rolf Nagel (FD Waagenbau), Dr. Jürgen Stausberg (Satlog), Christian und Christine Rückert (Rückert Mühlen- und Anlagentechnik), Ulrich Hochmuth (Spezialbürsten Hochmuth), Paul Wessling (Müllerei Pensionskasse), Werner Ohr (Minderleinsmühle), Ellen Schäfer (Hentschke + Sawatzki) und Katrin Häckel (Minderleinsmühle) geben den Daumen hoch für nächstes Jahr.
Aus Martinsried waren Michaela Budau und Maro Bauer von der Firma Kastenmüller angereist.

Am Samstag startete Stefan Schmitz (Swisca) um 9 Uhr das Programm. Er stellte in einem gut verständlichen und unterhaltsamen Vortrag den Walzenstuhl Romil vor. Die mit Aluminium verkleidete Maschine bezeichnen einige bereits als Cyber-Walzenstuhl. (Mehr zum ROMIL siehe M+M-Ausgabe 19 2024 oder www.muehle-mischfutter.de).

Mühlenneubau und Umbau

Paul und Felix Bruckmann von der MIAG GmbH zeigten, wie sie bei der Großen Mühle Hasede (Gebr. Engelke) eine neue 380 t/24 h-Weizenmühle planten und bauten. Die Anlage sollte den neuesten technischen Standards entsprechen, energieeffizient arbeiten und alle Anforderungen an den Explosionsschutz erfüllen. Da die erste Reinigung und Netzung bereits existierten, erneuerten sie die zweite Reinigung, die Vermahlung und die Transporte. Das Projekt war als Turn-Key-Auftrag angelegt: MIAG übernahm die Genehmigungen, die Demontage, die komplette mechanische und elektrische Montage, die Automation sowie Inbetriebnahme und Dokumentation (CE-Konformität, ATEX, Betriebsanleitungen). Im Zentrum des Vermahlungssystems stehen 20 Vierwalzenstühle (VWSE) und zwei 10-teilige Plansichter (VPSE) mit Kunststoffrahmen, um helle Typenmehle und Spezialmehle herzustellen. (Ausführlicher Report zu diesem Projekt folgt in M+M-Ausgabe 7/8 2025).

In den Ausstellungsräumen wurde informiert und diskutiert.

Nach dem Vortrag gönnten sich die Teilnehmer eine kurze Pause. Am Stand von Balaguer zog Hubertus Nitzschke (Mitteldeutscher Müllerbund) gemeinsam mit Kamila Pawelec (Balaguer East Europe) den Gewinner der Verlosung. Die Spannung stieg, als sie in der Lostrommel wühlten und den Namen laut verkündeten: Andreas Korn von der Mühle Umbreit. Er freute sich über den Gutschein für die kostenlose Aufarbeitung von zehn Walzen. Ein fröhlicher Moment, den das Publikum mit Applaus begleitete.

Gewinner der Standverlosung war Andreas Korn von der Mühle Umbreit.  Zusammen mit Hubertus Nitzschke (Geschäftsführer Mitteldeutscher Müllerbund) überreichte Kamila Pawelec (Balaguer East Europe) einen Gutschein für die kostenlose Aufarbeitung von zehn Walzen.

Daniel Kellner erzählte anschließend, wie er und sein Vater Manfred Kellner die Esmühle modernisierten. Zunächst wurde ein dreidimensionaler Scan des Mühlengebäudes durchgeführt. Im März 2024 startete die Demotage. Dann wurden die Böden erneuert und beschichtet. Die Montage startete bereits Anfang April und mit einem Kran wurden die Walzenstühle eingehoben. Die neue Mühle ist wie geplant fertig geworden. An der Modernisierung waren unter anderem die Firmen Bühler, Rückert und Andreas Sputh beteiligt.

KMH, Sallhofer und die MIAG GmbH teilten sich einen Raum. Hintere Reihe v.l.n.r.: Thomas Fendel und Peter Böhmischen (KMH-Kammann Metallbau), Klaus Oberhumer (Geschäftsführer Sallhofer). Vorne v.l.n.r.: Edwin Priewasser und Christine Hollerbach (Sallhofer), Paul und Felix Bruckmann (MIAG GmbH).

Christian Rückert (Rückert Mühlen- und Anlagentechnik, Landshut) zeigte anschließend, wie Klein- und Handwerksmühlen bei Umbauten von einer präzisen Planung mit einem 3D-Scan profitieren. Zwar fallen zunächst Kosten an, doch die genaue Vermessung alter Gebäude zahlt sich bei Planung und Montage schnell aus.  Wer weiter seine nostalgische Technik behält, sollte sich bewusst sein, dass Hygiene, Sicherheit, Produktqualität und immer wichtiger das Erscheinungsbild im Betrieb bei den Kunden zählen. Der Mehrwert solcher Umbauten ist spürbar: gesteigerte Leistung, bessere Ausbeuten, sorgfältige Siebreinigung und höherer Arbeitsschutz.

Mehr Bürokratie

Ein Vortragender fiel aus und Andreas Kurk (ServiceERP) trat spontan ans Rednerpult und nahm dem Plenum zunächst die Angst vor der E-Rechnung. Aktuell müsse niemand E-Rechnungen erstellen, sondern lediglich das Empfangen ist verbindlich notwendig. Doch was ist eine E-Rechnung genau?

Andreas Kurk von ServiceERP informierte am Stand über sein Warenwirtschaftssystem.

Sie enthält strukturierte XML-Daten, die sich mit einem einzigen Klick in das Warenwirtschaftssystem übertragen lassen – eigentlich eine „tolle Idee“, wie Kurk sagte. Seine Botschaft: Keinen Stress, man sollte sich aber langsam vorbereiten.

AmStand von VAS-Software beriet Nils Juhnke Müller zu passgenauen ERP-Lösungen.

Dr. Josef Rampl, Geschäftsführer des Bayerischen Müllerbundes e. V., wies zum Abschluss der Tagung auf neue Steuerentlastungen bei hohen Energiekosten hin. Durch § 9b des Stromsteuergesetzes (StromStG) erhöht sich die Entlastung für das Produzierende Gewerbe in den Jahren 2024 und 2025 von bisher 0,5 Cent pro Kilowattstunde auf 2 Cent pro Kilowattstunde. Dies gilt nun auch für kleinere Mühlenbetriebe, die zuvor nicht profitieren konnten. Er zeigte beispielhaft: Wer im Jahr 2024 etwa 47 500 kWh Strom verbraucht, könnte bei 0,02 Euro/kWh immerhin 950 Euro bekommen. Abzüglich des Selbstbehalts von 250 Euro, bleibe unterm Strich eine Erstattung von 700 Euro übrig. Jedoch muss ein Antrag ausgefüllt werden. Er kann rückwirkend für 2024 gestellt werden – und zwar ab 1. Januar 2025 über www.zoll.de. Hierzu benötigen Antragsteller ein Elster-Organisationszertifikat, Ihre Unternehmens- und Bankdaten sowie eine eigene Berechnung der Entlastung. Der Antrag für 2024 muss spätestens bis zum 31. Dezember 2025 eingehen.

Cord Rüter von der Firma Rüter Maschinenbau.
TeamFröhlich v.l.n.r.: Markus Appel, Lars Fröhlich (Geschäftsführer), Mattia Rossini(SAATI) und Felix Lemme.

Für die Zeit ab 2026 ist eine weitere Entlastung für das Jahr 2025 vorgesehen. Zusätzlich plant die Bundesregierung laut Sondierungspapier eine Entfristung dieser Regelung. Laut Rampl stehen die Entlastungen für zwei Jahre und er hofft, dass es dauerhaft festgeschrieben wird. „Als Mühlenbranche sind wir dankbar, dass die hohen Strompreise abgefangen werden“, so Rampl. Er plädierte in der anschließenden Diskussion für schnellen Bürokratieabbau. Gerade kleinere Mühlen könnten die ständig steigenden Anforderungen bald nicht mehr erfüllen. Die auch politisch gewünschte Mühlenstruktur aus kleinen, mittleren und großen Betrieben kann so auf Dauer nicht bestehen. Interessant sind für ihn auch Zertifikate, beispielsweise bei der E-Mobilität. Stromtankstellen könnten ein interessantes Geschäftsmodell sein. Auch Wasserkraft und Wärme sind für ihn Themen. Nutze man nur 1% der Erwärmung der Gewässer für Wärme, würde das viel Geld einsparen. Rampl fordert Mühlenbesitzer mit Wasserkraft auf: „Sprecht eure Bürgermeister an, ob man etwas tun kann.“ Aussteller und Veranstalter waren sehr zufrieden.

Liste der Aussteller:

Kastenmüller, Bühler, Spezialbürsten Hochmuth, Minderleinsmühle, KMH Kammann, Sallhofer, FD Waagenbau, ServiceERP, Fröhlich, Rückert Mühlen- Anlagentechnik, VAS Software, Rüter, Austus, Hentschke + Sawatzki, Balaguer, Fawema, Satlog, Schütze Verpackungen, R-Biopharm, Müfagro, Müllerei Pensionskasse. RomerLabs, MAGSY Magnetsysteme, MIAG GmbH, Heitling Fahrzugbau, SWISCA.

Müllereifachtagung 2025 in Osterfeld
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Nordrhein-Westfalen

Getreide-Tagung 2025 der Arbeitsgemeinschaft Getreideforschung

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Alle zwei Jahre findet in Detmold die Getreide.Tagung statt.
2025
3/26/2025
Getreide-Tagung 2025 der Arbeitsgemeinschaft Getreideforschung

Der Vortragssaal des Roemer-Hauses war von Beginn an mit etwa 120 Personen gut gefüllt, als Lorenz Hartl, Vorsitzender des AGF-Getreideausschusses, die Teilnehmenden begrüßte. Die Themen seien vielfältig und das Ziel der Tagung, die „Akteure der Kette zusammenzubringen, um den Markt zu bewegen” herausfordernd.

Dass Klimawandel und Einschränkungen bei der Düngung die Produktion von Qualitätsweizen erschweren, betonte Luisa Rölke vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Sie stellte den aktuellen Stand der Backweizen-Initiative vor. Dieser Zusammenschluss von 15 Verbänden, Institutionen und Ministerien aus der Wertschöpfungskette hat sich zum Ziel gesetzt, durch weniger Einsatz von Stickstoffdünger bei der Herstellung von Backweizen THG-Emissionen einzusparen und die Verarbeitung von Getreide mit geringerem Rohproteingehalt zu forcieren. Dazu erfolgt die Forschung und Entwicklung alternativer Qualitätskriterien in Ergänzung zum Rohproteingehalt.

Aus Wissenschaft und Praxis kamen die Teilnehmer nach Detmold (Foto: Franz Pflüger).

Für Til Feike vom Julius-Kühn-Institut können proteinnutzungseffiziente Sorten, die bei geringerem Rohproteingehalt dennoch ein hohes Backvolumen erzielen, ein möglicher Schlüssel sein, um den Backweizen klimaschonender und gleichzeitig effizient zu produzieren. Anhand von Ergebnissen aus landesweiten Sortenversuchen stellte er dar, dass es diese Sorten durchaus gibt und ihr Einsatz gesteigert werden kann. In der Züchtung sollten diese, bisher eher „vernachlässigten” Sorten gefördert werden.

Sicherung der Anbauflächen

Guido Seedler vom Deutschen Raiffeisenverband zeigte mit seinem Marktüberblick, dass nicht nur Klimawandel und Düngemittelbeschränkung, sondern auch sinkende Anbauflächen durch Flächenkonkurrenz zu Ertragsrückgängen beim Weizen geführt haben. Dazu kommen Störungen im internationalen Weizenhandel und sinkende Endbestände weltweit. 2024/25 drohe rein rechnerisch ein Defizit in der deutschen Weizenerzeugung. Seedler betonte, dass Deutschland seine führende Position bei der Erzeugung von hochqualitativen Backweizen zunehmend verliert. „Wir müssen nachhaltiger mehr produzieren”, um am Markt bestehen zu können.

Die Stickstoffnutzungseffizienz kann wesentlich durch die Bodenfruchtbarkeit beeinflusst werden. Dies erläuterte Prof. Dr. Conrad Wiermann von der Fachhochschule Kiel. Ein kontinuierliches Porensystem mit zugänglichen Wasser- und Nährstoffspeichern kann durch geeignete Bodenbearbeitungsstrategien, organische Düngung und vielfältige Fruchtfolgen erreicht werden.

Holger Fechner stellte Ergebnisse aus Landessortenversuchen der Landwirtschaftskammer NRW vor. Es wurden in zwei Jahren und an drei Standorten (5 Versuche) im LSV Winterweizen die einzelnen Sorten bei einem optimalen und einem reduzierten N-Düngeangebot (70%) verglichen. Ein signifikanter Rückgang des Kornertrages und des Rohproteingehaltes wurde festgestellt. Allerdings konnten Sorten identifiziert werden, die unabhängig von der Stickstoffgabe hohe Erträge und Proteingehalte lieferten und somit als besonders N-effizient charakterisiert werden können.

Aufmischeffekte nutzen

Auch in Niedersachsen wurden langjährige Stickstoff-Steigerungs-Versuche beim Winterweizen durchgeführt. Carsten Grupe präsentierte die Ergebnisse. Hier sanken Erträge und Rohproteingehalte ebenso, der Einfluss von Witterungsextremen nahm zu. Grupe wies insbesondere auch auf die Kombinationseignung von Weizensorten hin, um gewünschte Backvolumina zu erreichen.

Für Bayern stellte Dr. Lorenz Hartl Versuchsergebnisse mit drei Düngungsstufen vor. Er benannte Sorten, mit denen sich bei geringen Rohproteingehalten gute Backqualitäten erzielen lassen, sodass Handel und Verwendung auch unter der 13%-Schwelle gerechtfertigt erscheint. Sortenreine oder gezielt mit der Mühle abgestimmte Handelspartien bieten Potenzial, den Qualitätsweizen effektiver zu nutzen und ggf. die Anforderungen an den Rohproteingehalt zu senken. Entscheidend sei aber die kostendeckende Bezahlung der einzelnen Maßnahmen.

Vorbild Dänemark

Wibke Christel vom Dänischen Ministerium für Grünen Wandel erörterte schließlich online zugeschaltet den dänischen Weg im Nährstoffmanagement. Alle landwirtschaftlichen Betriebe müssen hier eine „Düngeerklärung” zur Höhe ihres Stickstoffeinsatzes abgeben. Festgelegte Stickstoffdüngenormen werden vergeben, für Brotweizen ist diese höher als für Futterweizen. Um die Brotweizennorm zu erfüllen, muss ein Vertrag über den Anbau und die Lieferung von Weizen für die Brotherstellung nachgewiesen werden. Dänemark hat durch diese und andere Maßnahmen erreicht, dass kaum noch statistisch signifikant steigende Nitratkonzentrationen nachgewiesen werden. Erträge und Qualitäten in verschiedenen Getreidekulturen haben nicht abgenommen.

Es gibt schon vielfältige Ansätze in der Branche im Bereich Nachhaltigkeit. Norbert Lötz (Harry Brot) und Konstanze Fritzsch (BiGu-Mühlengruppe) stellten nicht nur das gemeinsame Projekt mit dem Düngemittelhersteller Yara zur Reduzierung des CO2-Fußabdruckes (s. M+M 24/2024, S ...) vor, sondern erläuterten auch ein zweites Projekt, das sich auf die Reduktion des Klebers bezieht. Durch eine gezielte Sortenevaluierung und -zusammenstellung sollen die langjährig gewohnten Anforderungen an die Höhe des Mehlklebers Stück für Stück abgesenkt werden. Sortenkombinationen könnten dann die Produktqualität sichern und den CO2-Fußabdruck senken. Herausforderungen wie Auslobung und Kostendeckung bleiben bestehen.  

Michael Haag, ebenfalls von der BiGu-Mühlengruppe, sprach zu Mehl-Anforderungen. Die Wahl der richtigen Mehlqualität ist wichtig für das Gelingen von Backwaren. Auch bei Mehl, das den üblichen Spezifikationen entspricht, kommt es aber zu Reklamationen. Der Herstellungsprozess sollte daher mehr in die Überlegungen mit einbezogen werden, da die unterschiedlichsten Endprodukte verschiedene Anforderungen an das Mehl haben. Die Kenntnis der geforderten Endprodukteigenschaften sollte schon im Vorfeld bei der Zusammenarbeit mit dem Landwirt Beachtung finden. Neue Spezifikationen werden so möglich.

Konstanze Fritzsch von der BiGu-Mühlengruppe (Foto: Franz Pflüger).

Dass das Mehl zum Prozess passen muss, stellte auch Christian Scherpel von Malzers Backstube dar. Für die Herstellung von hochwertigen, langzeitgeführten Brötchen bei Handwerksbäckern sei es entscheidend, ein Mehl zu verwenden, bei dem Kleberqualität und -menge optimal mit den Ruhezeiten, den Teigführungsbedingungen und den gewünschten Endprodukteigenschaften harmonieren. Eine falsche Mehlauswahl könne zu erheblichen Qualitätseinbußen führen, da der Teig den Ansprüchen der Langzeitführung nicht genügt. Der Austausch zwischen Mühle und Bäckerei ist hier entscheidend.

Schnellmethoden, Züchtung und Praxisbeispiele

Im Themenbereich Initiativen und Qualitätssicherung im Erfassungshandel stellte Zaur Jumshudzade das Programm CO2NSERVE von BAT Agrar dar, das Landwirten und Unternehmen THG-Optimierungsmöglichkeiten aufzeigt. Martin Chambert-Loix von Inarix erläuterte die Möglichkeit der Sortenerkennung bei Gerste und Weizen mithilfe von Fototechnologie und KI. Johannes Busch von Evonik präsentierte die Methode AMINONIR® für eine zuverlässige Analytik der funktionalen und ernährungsphysiologisch wichtigen Inhaltsstoffe von Getreide. Mit Partnern der Mühlen- und Backindustrie können hiermit neue Ansätze und Chancen für die Vorhersage der Backqualität und andere Qualitätsmerkmale erarbeitet werden. Thomas Kunte beschrieb schließlich die Ergebnisse von Qualitätsuntersuchungen bei Ireks. Er betonte, dass manche Prozesse hohe Feuchtklebergehalte erfordern, die Sortenwahl wichtiger wird und Ascorbinsäure- und Enzymbehandlung helfen können, schwache Qualitäten zu verbessern. Eine klare Trennung von Rohstoffströmen und die Kommunikation entlang der gesamten Wertschöpfungskette seien wesentlich, um nachhaltiger anbauen zu können.

Die Rahmenbedingungen und Herausforderungen auf Seiten der Züchtung stellte Hubert Kempf von Secobra Saatzucht dar. Derzeit wird die Einstufung der Backqualität mittels nur einer Standardsorte für Qualität kritisch diskutiert, da auch Umweltbedingungen beachtet werden müssen. Als Lösungsmöglichkeit wurde die Einstufung mittels LS-Means-Methode (Grundlage das Backvolumen aller zugelassenen Sorten) vorgeschlagen. Jahreseffekte einer Sorte könnten damit besser abgepuffert werden.

Der letzte Vortrag der Getreide-Tagung zeigte ein erfolgreiches Beispielprojekt, das die gesamte Wertschöpfungskette einbezieht. In der Initiative „Wasserschutzweizen” verzichten Landwirte in Bayern beim Weizenanbau auf die Qualitätsdüngung. Das Getreide wird getrennt von konventionellem Weizen in regionalen Mühlen vermahlen und wiederum an regionale Bäckereien weitergegeben. Das Projekt mit der übergeordneten Zielsetzung Grundwasserschutz wurde mit der Praxis entwickelt, hat feste Kriterien und beinhaltet ein Marketingkonzept für regional erzeugtes Backgetreide mit vermindertem Stickstoffeinsatz. Es soll in Zukunft auch auf Hafer ausgeweitet werden.

Die Getreide-Tagung bietet eine einzigartige Plattform für Experten aus den Bereichen Züchtung, Anbau, Analytik und Verarbeitung von Getreide, um aktuelle Erkenntnisse und Innovationen zu teilen. So wurde am Ende viel diskutiert, wertvolle Kontakte wurden geknüpft und das gemeinsame Verständnis für komplexe Zusammenhänge gefördert – die Grundlage, um Lösungen für die Herausforderungen unserer Zeit zu finden.

Getreide-Tagung 2025 der Arbeitsgemeinschaft Getreideforschung
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Pfeuffer Qualitätskontrolle „Made in Mainfranken“

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Die Pfeuffer GmbH aus Kitzingen in Unterfranken ist ein führender Hersteller von Laborgeräten.
2025
3/18/2025
Pfeuffer Qualitätskontrolle „Made in Mainfranken“

Der Name Pfeuffer steht weltweit in der getreide- und saatverarbeitenden Industrie für zuverlässige Qualitätskontrolle. Den Grundstein für diesen Erfolg legte Firmengründer Franz Pfeuffer im Jahr 1947 mit Erfindungen wie dem Teigvolumenschreiber, Schnelltrockenschränken und einem elektrischen Feuchtemesser. In den 1970er-Jahren folgte die Labor-Sortiermaschine, 1981 verlagerten Klaus und Rosemarie Pfeuffer den wachsenden Betrieb nach Kitzingen und bauten das Unternehmen zu einem Entwicklungs- und Produktionsbetrieb aus. Seit 2000 trieben Frank-Joachim und Lothar Pfeuffer die Internationalisierung voran. 2006 entstand die Pfeuffer Holding GmbH, die unter anderem das Probenahmegeschäft der dänischen Rationel Kornservice A/S übernahm.

Das Pfeuffer-Portfolio umfasst Feuchte- und Temperaturmessgeräte, Laborgeräte sowie Systeme für Probenahme, Probenteilung und Probenaufbereitung. Seine Geräte exportiert das Unternehmen in über 70 Länder. 48 qualifizierte Fachkräfte am Standort arbeiten an Entwicklung, Fertigung und Vertrieb, weitere Partner im In- und Ausland erledigen Wartung und Kundenbetreuung. In Deutschland unterstützt Pfeuffer die Inbetriebnahme seiner Geräte direkt beim Kunden vor Ort, einschließlich Softwareinstallation und Schulung des Personals.

Zukunft der Labortechnik

In Kitzingen spielen moderne Techniken aus der Robotik oder die Künstliche Intelligenz bei Forschung, Produktentwicklung und Prozessoptimierung eine immer größere Rolle. Mühle + Mischfutter wollte von Lothar Pfeuffer wissen, wie er künftig mit seinen Lösungen die qualitätsorientierte und nachhaltige Getreide- und Saatverarbeitung unterstützen möchte.

Geschäftsführer Lothar Pfeuffer legt Wert auf Technik und Tradition. Die landwirtschaftlichen Feuchtemesser im Holzkasten sind seit Jahrzehnten in Mühlen im Einsatz und werden in der Werkstatt in Mainfranken überholt (Foto: Sabine Kemper).

M+M: Neben Einzelgeräten bieten Sie auch Gesamtlösungen für die automatisierte Qualitätskontrolle an. Zu PAC, Ihrer Kombination aus Probenteiler (Vario 2H), Probenreiniger (SLN 3) und NIR-Analysegerät (Granolyser) haben Sie letztens bei LinkedIn einen kurzen Film gepostet. Wieso aktuell dieses Video?

Lothar Pfeuffer: Wir haben 2023 unsere Automatisierung der Eingangsuntersuchung vorgestellt und den Pfeuffer Automation Controller oder kurz PAC 2024 im Markt platziert. Unternehmen der Erfassungsstufe haben mittlerweile das Problem, Personal für die Erntesaison zu finden. Die Automatisierung der Annahme stellt dabei eine wichtige Säule für den reibungslosen Ablauf während der Getreideernte und die Entlastung des Personals dar.

Seit 2024 ist dieAutomatisierung der Eingangsuntersuchung mit dem Pfeuffer AutomationController oder kurz PAC im Einsatz (Foto: Pfeuffer).

Das erfordert auch Zuverlässigkeit und Vertrauen. Daher das Video, um im Detail die Abläufe verfolgen zu können. Damit kann der Interessierte die Funktionsweise sehen und die Eignung für die eigenen Prozesse bewerten. Im Video haben wir daher detailliert den Weg vom Abscheider des Lkw-Probenehmers bis zur Entsorgung der Probe dargestellt. Das dauert etwa vier Minuten ohne einen manuellen Eingriff.

M+M: Sehen Sie im Fachkräftemangel einen Grund für den Trend zur automatischen Probeentnahme?

Lothar Pfeuffer: Die Automatisierung ist ein Megatrend in der gesamten Wirtschaft. Wo möglich und wirtschaftlich darstellbar, muss sie helfen Lücken zu schließen. Sie schafft damit auch die Möglichkeit weniger qualifiziertes Personal einzusetzen oder vorhandenes Personal zu entlasten und Ausfälle zu reduzieren.

Bei der automatischen Probenahme und der nachgelagerten Probenverarbeitung macht es einen Unterschied, ob der Mitarbeiter Probenahme, Teilung, Reinigung und Messung ausführt, oder ob er sich auf Fallzahl und Rückstellmuster konzentrieren kann. Die Verkettung sammelt außerdem alle gewonnenen Qualitätsdaten zentral und überträgt diese in das Warenwirtschaftssystem.

Für die kommende Getreideernte arbeiten wir bereits an einer zweiten Generation von Anlagen. Wir parallelisieren Reinigung und NIR-Analyse und können somit noch schneller Proben bearbeiten. Wir möchten die Annahme und Beprobung möglichst zeitsparend gestalten und Wartezeiten vermeiden. Wir kommen unserem Ziel innerhalb von 90 Sekunden ein Fahrzeug zu bearbeiten, immer näher.

Der Granomat PLUS , ein Ganzkorn-Feuchtemesser,liefert in Mühlen weltweit präzise Feuchte und Schüttdichte (Foto: Pfeuffer).

Außerdem arbeiten wir aktuell an einem wichtigen Thema, das häufig noch manuell bearbeitet werden muss. Nämlich der Erkennung von Käfern mit Hilfe der Künstlichen Intelligenz (KI). Wir wollen die KI-gestützte Käferkennung in die Automatisierung integrieren. Mitarbeiter sollen sofort mögliche Kontaminationen erkennen.

M+M: Letztes Jahr haben Sie erfolgreich einen Ingenieur aus dem Iran angeworben. Arbeitet er jetzt bei Ihnen in Kitzingen und wie sind die Erfahrungen auf beiden Seiten?

Lothar Pfeuffer: Ja, unser iranischer Ingenieur arbeitet noch immer bei uns und ist engagiert in Fußballverein und Feuerwehr. Er ist zu einem wichtigen Mitglied unserer Entwicklungsabteilung geworden und bringt seine vielseitige Expertise in mehrere Projekte ein. Er hat zügig seinen Führerschein gemacht und ist im ersten Jahr schon 10.000 km durch Deutschland gefahren. (Lesen Sie hier unseren Artikel, wie Pfeuffer einen Ingenieur aus dem Iran bekommen hat.)

M+M: Man hört immer, es gibt ein Problem bei Fachkräften aus dem Ausland mit dem Familiennachzug. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?  

Lothar Pfeuffer: Wir haben hier in Kitzingen eine großartige Unterstützung durch das Ausländeramt. Die reagieren sehr schnell und erstellen beispielsweise eine Vorabzusage für die Botschaft. Allerdings ist die politische Situation durch den Gazakonflikt aktuell kompliziert. Da ist Geduld gefragt.

M+M: War der Mangel an Fachkräften auch ein Grund, weshalb Sie sich mit AI und Robotik beschäftigen?

Lothar Pfeuffer: Die Technische Hochschule Würzburg Schweinfurt (THWS) war in der Vergangenheit immer sehr stark auf ihre beiden Zentren fokussiert. Die umliegenden Landkreise hatten es schwer, Kontakt zu Studenten aufzubauen und die Expertise zu nutzen. Die Idee Technologietransferzentren (TTZ) zu gründen, ist in Mainfranken sehr positiv aufgenommen worden und bereits 2022 wurde mit der Themenfindung begonnen. Während am Standort im Grabfeld das TTZ-EMO in der Elektromobilität als Pionier schon einige Jahre erfolgreich arbeitet, ist in Main Spessart der 3D-Druck, in Bad Kissingen die Medizintechnik und in Würzburg die Cybersecurity angesiedelt worden.

Im Landkreis Kitzingen haben sich 25 Unternehmen aus ganz unterschiedlichen Branchen zusammengefunden und die Themen AI und Robotik ins Zentrum des Interesses gerückt. Im Herbst 2024 fanden erste Probevorlesungen der Kandidaten für die Stiftungsprofessur statt. Die Berufung des Institutsleiters ist für das kommende Wintersemester geplant. Dennoch hat bereits der kommissarische Leiter mit einem Team junger Ingenieure einige Aktivitäten auf die Beine gestellt und ein Netzwerk aufgebaut. Der Austausch erfolgt zwischen den Unternehmen und mit den Professoren der Zentren CAIRO (angewandte AI, Würzburg) und CERI (angewandte Robotik, Schweinfurt) der THWS. Der Standort in der ehemaligen amerikanischen Kaserne in Kitzingen ist ideal und ein junges Start-up-Campus Umfeld, das die Region belebt und für Studenten attraktiv macht.

Anagha und Tharun sind Studierende im Masterstudiengang AI am CAIRO der Technischen Hochschule in Würzburg und tauschen sich über ihre Projekte aus (Foto: Pfeuffer).

M+M: Was ist alles im Bereich Robotik und Künstliche Intelligenz geplant und wie sind Sie als Unternehmen beteiligt?

Lothar Pfeuffer: Wir sind als eines der 25 Stiftungsunternehmen über fünf Jahre engagiert und finanzieren die Stiftungsprofessur. Der Freistaat Bayern fördert dann entsprechend Personal, Ausstattung und Unterbringung des Instituts im Rahmen seiner Hightech Initiative. Mit dem Ruf wird der Stiftungsprofessor in das Curriculum integriert und erscheint im Vorlesungsverzeichnis. Allerdings steht die Netzwerkarbeit mit den Stiftern, das Vorbereiten von Forschungsvorhaben und die Beantragung und Betreuung von Forschungsförderung ganz wesentlich im Zentrum der Tätigkeit.

M+M: Gibt es in Ihrem Unternehmen konkrete Projekte oder Forschungsvorhaben, die angedacht sind oder bereits stattfinden?

Lothar Pfeuffer: Nachdem wir im Juli 2024 an einem Company Speeddating teilgenommen haben, konnten wir bereits mehrere junge Interessenten gewinnen, die bei uns als Werksstudenten an Messreihen mitgewirkt haben.

Ein indischer Masterand hat sich für unsere Themenvorschläge besonders begeistert und schreibt gerade seine Masterarbeit bei uns. Sein Thema ist die Identifikation verschiedener Korndefekte mithilfe der KI. Er hat mit einer vorgegebenen Hardwareplattform und einem vorgegebenen Bildersatz ein KI-Modell trainiert, dass präzise die Korndefekte innerhalb des Datensatzes identifizieren kann. Es gibt mittlerweile eine Reihe interessanter Tools, die die wirtschaftliche Umsetzung von bisher manuellen Tätigkeiten innerhalb kurzer Zeit ermöglichen.

Wir arbeiten seit etwa 18 Monaten an einer vollautomatischen Käferdetektion, die es dem Mitarbeiter in der Annahme erlaubt einen Käferverdacht unmittelbar zu erkennen und diesen zu dokumentieren. Hierzu wird eine locker fallende Probe von einer Kamera erfasst und mit Hilfe von KI-Modellen auf Käfer geprüft. Wir hoffen bis zur Ernte 2025 erste Prototypen zu testen.

Zukunftsprojekt beiPfeuffer: Käfer in Getreideproben im freien Fall detektieren. Das KI-Modellmarkiert die erkannten Käfer mit einem roten Kasten und bewertet die Sicherheitder Erkennung (Foto: Pfeuffer).

Eine weitere Studentin aus dem Fachbereich KI erarbeitet zur Zeit statistische Modelle für die NIR Spektroskopie. Diese Modelle möchten wir intern nutzen, um künftig bei Neuentwicklungen unsere Prozesse zu vereinfachen.

M+M: Können auch Ihre Kunden wie Mühlen von der Kooperation mit der Hochschule profitieren? Sind gemeinsame Projekte oder Forschungsvorhaben möglich? Und wie sieht es mit einer Förderung aus?

Lothar Pfeuffer: Wir sind da noch ganz am Anfang. Mit knapp 50 Mitarbeitern sind wir kein großes Unternehmen und Projekte kosten viel Manpower. Grundsätzlich bestehen Fördermöglichkeiten, die jedoch allesamt einen bürokratischen Aufwand und viel Geduld erfordern. Hört man auf die Experten, ändert sich halbjährlich die Welt der Künstlichen Intelligenz. Da sind Vorlaufzeiten von einem Jahr für Forschungsvorhaben noch sehr unflexibel. Daher hoffen wir auf eine Entlastung durch das TTZ, das Vorhaben beschreiben, Anträge formulieren und Projekte dokumentieren soll.

Wenn wir erste Prototypen erfolgreich getestet haben, müssen sich diese im Alltag bewähren. Daher sind wir auf jeden Fall immer an Praxispartnern interessiert, die gemeinsam mit uns Entwicklungen vorantreiben. So hat uns das Unternehmen BAT in Magdeburg ermöglicht, an einem stark frequentierten Standort Erfahrungen mit unserem automatisierten Probenehmer im Realbetrieb zu sammeln. Mehr als 50.000 Fahrzeuge wurden in den vergangenen zweieinhalb Jahren dort automatisiert beprobt.

Der Verkaufsschlager ist der Auto Sample Cleaner(ASC), der vollautomatisch Proben verwiegen, reinigen und zurückwiegen kann (Foto: Pfeuffer).

M+M: Sie sagten, Sie beschäftigen Werksstudenten, auch einige aus Indien. Wie sind Ihre Erfahrungen? Wie hoch ist der organisatorische Aufwand?

Lothar Pfeuffer: Der Einstieg war schwierig. Da gibt es doch einiges zu beachten. Studenten müssen im Semester die überwiegende Zeit studieren. Auf der anderen Seite müssen gerade ausländische Studierende gegenüber den Ausländerbehörden nachweisen, dass sie ihren Lebensunterhalt bestreiten können. Werksstudenten dürfen maximal 20 Wochenstunden neben dem Studium arbeiten. Verfügen Studenten über weitere Beschäftigungen, müssen diese abgefragt und abgeglichen werden. Ebenso kann für eine Masterarbeit eine Vergütung über eine Aufwandsentschädigung gezahlt werden. Der Status ist dann der eines nicht weisungsgebundenen freien Mitarbeiters. Dieser ist von Sozialabgaben befreit. Die Hochschule ist bei diesen Dingen nur bedingt eine Hilfe. Behörden haben oft Sorge in eine Haftungsverpflichtung zu geraten. Ein weiteres Problem sind die Einkommensteuererklärungen. Hier müssen wir oft Unterstützung leisten. Die deutschen Formulare sind für die ausländischen jungen Leute kaum allein zu bewältigen. Hier würden wir uns wünschen, dass die Hochschulen Unternehmen unterstützen und für Werksstudenten Leitfäden herausgeben würde. Auch könnten die Behörden von Beginn an unterscheiden zwischen Studenten und ausländischen Arbeitskräften.

M+M: Wie sieht es aus mit Regularien? Sie müssen technisch immer am Ball bleiben und innovativ sein. Wie bringen Sie sich als Unternehmen ein?

Lothar Pfeuffer: Das ist ganz schön herausfordernd, auch zeitlich. Wir exportieren viele unserer Produkte und stellen uns den internationalen Normen, Standards und Eichvorschriften. Jetzt ist aber beispielsweise die Getreidefeuchte kein einheitlich geregelter Parameter. Im Gegenteil kocht innerhalb der EU jedes Land sein eigenes Süppchen. Im Inland sind wir aktuell an einer neuen Regulierung der Schüttdichte beteiligt. Die seit den 1930ern bekannten Zylinder aus Messing sind weit verbreitet und viele NIR-Geräte und Getreidefeuchtemesser haben diese Funktion integriert. Normativ ist jedoch nur der 1-Liter und ¼-Liter Zylinder in der Reihe ISO 7971 „geeicht“ und für den Handel zugelassen. Ein kompliziertes Verfahren regelt dabei, wie die Schüttdichtenwerte von einem „nationalen“ 20 l Getreideprober auf die kleinen 1-Liter und ¼ -Liter Getreideprober abgeleitet werden. Das ist aufwendig und berücksichtigt nicht den Einfluss der Getreidefeuchte.

Ein Gremium der Physikalisch Technischen Bundesanstalt (PTB) soll das Verfahren vereinfachen. Nach eineinhalb Jahren liegt nun ein erster Entwurf unter der Federführung der Eichverwaltung zur Prüfung bei der PTB. Mit Auswertungen und Messreihen hat unser Unternehmen diesen Weg durch den bürokratischen Dschungel begleitet.

M+M: Wieso ist eine Eichung bei der Schüttdichte nötig? Beim Protein bedarf es doch auch keiner Eichpflicht der Parameter?

Lothar Pfeuffer: Die Entscheidung hierzu liegt beim Regelermittlungsausschuss der PTB. In diesem Gremium wirken neben der PTB die Hersteller und die Eichämter mit sowie die Verbände, die mit Schüttgut zu tun haben, wie der Bauernverband oder der Verband der Müller. Beim Protein war es in den 2000er-Jahren so, dass lange an einem Vorschlag gearbeitet wurde. Nachdem der „fertig“ war, sah man aber keine Notwendigkeit mehr für die Eichpflicht. Private Netzwerke einigten sich anhand damals entwickelter Verfahren auf einen „Modus Operandi“, der das nötige Vertrauen zwischen den Marktpartnern schafft.

Grundsätzlich könnte das auch für die Schüttdichte ein gangbarer Weg sein. Wir sind jedoch als Hersteller aufgefordert, Vorschläge zu erarbeiten. Die PTB und Eichbehörden müssen unsere Vorschläge dann auf Konformität mit den vorliegenden Normen bewerten und sie, wenn sie die Vorgaben erfüllen, zur Entscheidung stellen. Das ist eine große Herausforderung für uns als kleiner Hersteller. Ich hoffe nicht, dass am Ende des Tages ein Verfahren dabei herauskommt, dass zeit- und kostenintensiv ist und regelmäßig verpflichtend durchgeführt werden müsste.

M+M: Im letzten Jahr haben wir zusammen mit dem Bayerischen Müllerbund Mühlen in Chile besucht. Dort haben wir viele Ihrer Geräte in der Annahme und im Labor gesehen. Was würden Sie sagen, sind Ihre besten Produkte und warum?

Lothar Pfeuffer: Wir liefern etwa zwei Drittel unserer Geräte mittlerweile in das Ausland. Schwerpunkt ist dabei die EU. In der Summe exportieren wir jährlich in rund 80 Länder. Eines unserer stärksten Produkte der vergangenen Jahre ist unsere Auto Sample Cleaner (ASC), der vollautomatisch Proben verwiegen, reinigen und zurückwiegen kann.

Wir sehen den Trend, dass langjährige Fachkräfte in den Ruhestand gehen und damit manuelle Verfahren neu bewertet werden. Eine vollautomatische Maschine bringt sehr viel Konstanz in die Qualitätsbewertung. Des Weiteren haben wir mit dem Granomat PLUS einen neuartigen Ganzkorn-Feuchtemesser etabliert, der hervorragende Ergebnisse liefert, wie wir in unseren ausführlichen Erntemessungen zuletzt sehen konnten.

M+M: Kann sich ein Kunde sicher sein, dass er auch in 15 Jahren bei Ihnen ein Ersatzteil bekommt?

Lothar Pfeuffer: Bereits seit vielen Jahren pflegen wir Produkte über einen langen Zeitraum. Ein schönes Beispiel sind die Feuchtemesser im Holzkasten, die vielen Kunden bekannt sind. Unsere landwirtschaftlichen Feuchtemesser sehen wir nach 15 oder 20 Jahren wieder und reparieren diese. Das ist unser Anspruch. Ich glaube, dass dies nicht zuletzt auch für unsere treuen Kunden im Ausland ein gutes Argument ist auf unser langfristig orientiertes Familienunternehmen zu setzen.

Pfeuffer Qualitätskontrolle „Made in Mainfranken“
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29. Mitteldeutsche Müllerei-Fachtagung 2025

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Der Mitteldeutsche Müllerbund e.V. lädt zur Müllerei-Fachtagung am 21. -22. März 2025.
2025
3/17/2025
29. Mitteldeutsche Müllerei-Fachtagung 2025

Die 29. Mitteldeutsche Müllereifachtagung findet vom 21. Bis 22. März 2025 in 06721 Osterfeld, Pretzscher Straße 20 im Atrium Hotel Amadeus statt. Sie beginnt am Freitag um 13.30 mit der offiziellen Eröffnung.

Programm Freitag, 21. März

Ab 10 Uhr: Einlass zur 29. Müllereifachtagung

Ab 12 Uhr: Gemeinsames Mittagsessen (incl.)
13.30 Uhr: Eröffnung der 29. Mitteldeutschen Müllereifachtagung Präsident des MMB, Konrad Zitzmann; Ausstellervorstellung

14 Uhr: Getreidemarkt 2025 – Sicht der Erzeugergemeinschaft (Uwe Langenhan Erzeugergemeinschaft Thüringen)
14.15 Uhr: Qualität des Getreides – Konsequenzen für Mühlen (N. Thurian, Alsleben, angefragt)

Kaffeepause im Ausstellerraum

15.15 Uhr: Neues von der Müllerei Pensionskasse WaG (Paul Wessling, Krefeld)
15.30 Uhr: Müllerschule Wittingen, Neues in der Schulmühle (Thomas Koch, Wittingen)

Kaffeepause im Ausstellerraum


16.30 Uhr: Neues von der BGN (Manuel Gehrke Hannover)
16.45 Uhr: Einbau eines kleinen Unluftsteinauslesers (Dirk Paulik Müschen)
17 Uhr: Magnete/Magnetabscheider in Mühlen (Michal Trchalik MAGSY GmbH Keisterbach)

17.30 Uhr: DMSB – Neues aus Braunschweig (Moritz Steinhauser, Herr Nick Funke DMSB)

Programm Samstag, 22. März

8.45 Uhr: Vorstellung Walzenstuhl Romil (Stefan Schmitz, Swisca AG, Appenzell)

9.15 Uhr: Bau einer neuen MIAG Mühle (Paul Bruckmann, Lonnerstadt)

9.45 Uhr: Mühlen und Naturkostladen mit Bäckerei (Heiner Nestler, Rudolstadt)
Einsparungen in der Mühle (Peter Hirschmann, Bayerischer Müllerbund)

Kaffeepause im Austellerraum

11 Uhr: Umbau einer kombinierten 24 t Mühle (Daniel Kellner,
12 Uhr: Mühlenumbau mit Mehrwert (Christian Rückert, Landshut)
12.30 Uhr: Bau einer Senfmühle (Andrè Schumann Nossen)

13 Uhr: Schlusswort Präsident des MMB
Anschließend nach Anmeldung gemeinsames Mittagessen im Atrium Hotel Amadeus möglich.

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Die Teilnahmegebühr beträgt für Mitglieder des Mitteldeutschen Müllerbundes 160 €, für jede weitere Person 100,-€. Auszubildende und Studenten 60 €. Für Gäste beträgt der Eintritt 190 €., je weiterer Person 150,-€ (Eintritt jeweils inkl. 19% MwSt.)

Der Eintritt beinhaltet das Mittagessen am Freitag, den Müllerball am Abend und den Damenausflug.

Anschrift: Atrium Hotel Amadeus Pretzscher Straße 20 0 6 7 2 1 Osterfeld (Abfahrt A9) Zimmerreservierung im Atrium Hotel zum Vorzugspreis von Doppelzimmer : 105 € und Einzelzimmer : 85 € bis 25.02.2025 ! Nur direkt im Hotel zu buchen - Stichwort „Müllerball“ ! Telefon034422 30100 / Fax 034422 301099;

E-Mail: veranstaltung@atrium-hotel-amadeus.de (Eine kostenfreie Stornierung ist bis zum 18.03.2025 möglich!)

Anmeldung zur Tagung und Anforderung des Anmeldeformulars möglichst bis zum 25. Februar 2025 unter: Mitteldeutscher Müllerbund e.V. 39359 Calvörde, An der Ohre 15 Telefon 039051 325 / Fax 039051 96039 E-Mail: mail@mitteldeutscher-muellerbund.de.

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Niedersachsen

Bauck Mühle erweitert Sortiment

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Die Bauck Mühle bringt ab März 2025 eine neue Reihe innovativer Backmischungen auf den Markt, die höchsten Genuss und Ba
2025
3/16/2025
Bauck Mühle erweitert Sortiment

Mit den vier neuen Sorten Burger Bun Brioche, Hafer-Baguette, Fladenbrot und Pinsa setzt die Bauck Mühle auf Ernährungstrends. Während die Burger Buns Brioche eine glutenhaltige Variante darstellen, richten sich die anderen drei Neuheiten an diejenigen, die eine glutenfreie Ernährungsweise bevorzugen. Die neuen Backmischungen überzeugen mit Bio-Zutaten für abwechslungsreiche Rezeptideen.

Neuheiten im Überblick

• Burger Bun Brioche: Basis für hausgemachte Burger mit fluffiger Textur und leicht süßem Geschmack. Dank Demeter-Qualität ein Highlight für Genießer – von klassisch bis vegan.

Die Brioche ist dank Demeter-Qualität für bewusste Genießer –  klassisch oder vegan.

• Hafer-Baguette: Mild im Geschmack und mit Kruste.

Das Hafer-Baguette ist eine glutenfreie Ergänzung für Grillabende, zum Salat oder einfach zum Frühstück.

• Fladenbrot: Die glutenfreie Backmischung für Fladenbrote punktet mit einer luftig-leichten Struktur

• Pinsa: Durch die Auswahl der Mehle wird der Teig besonders locker und außen knusprig.

Die Pinsa von Bauck ist ein glutenfreier Klassiker.

Bauck Mühle setzt Maßstäbe in der Bio-Backwelt

„Mit unseren neuen Backmischungen bringen wir mehr Kreativität in die Küchen unserer Kundinnen und Kunden“, sagt Hannes Öhler, Leiter Marketing & Kommunikation bei der Bauck GmbH. „Alle Varianten bieten höchste Bio-Qualität und einzigartigen Genuss. Besonders stolz sind wir auf unsere Demeter-zertifizierten Burger Buns Brioche, sowie auf die Kombination von Glutenfreiheit und Geschmack bei den drei anderen Neuheiten. Damit setzen wir neue Maßstäbe in der Bio-Backwelt.“

Die neuen Backmischungen sind ab März 2025 im Bio-Fachhandel, in ausgewählten Supermärkten und im Bauck Onlineshop erhältlich.

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Baden-Württemberg

Wie Pfeuffer einen Ingenieur aus dem Iran holte

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Geschultes Personal und Experten aus dem Ausland gelten als Lösung beim großen Thema Fachkräftemangel.
2025
3/13/2025
Wie Pfeuffer einen Ingenieur aus dem Iran holte

Die Hilferufe gibt es seit Jahren, doch sie werden lauter: Die Wirtschaft in Deutschland brauche unbedingt Fachkräfte aus dem Ausland, um den gravierenden Personalmangel in den Griff zu bekommen. Das Beispiel der Pfeuffer GmbH in Kitzingen zeigt, wie das gelingen kann – und wie hoch die Hürden dennoch sind.

Für Ali Sadeghishahir ist Lothar Pfeuffer nach nur wenigen Monaten so etwas wie ein herzensguter Freund geworden. Für seinen beruflichen Wechsel nach Deutschland „war Lothar sehr wichtig“, sagt der 38 Jahre alte lektroingenieur aus Irans Hauptstadt Teheran über den Firmenchef in Kitzingen. Pfeuffer habe ihm übers normale Maß hinaus Wege geebnet, um in der auf landwirtschaftliche Spezialgeräte spezialisierten Pfeuffer GmbH Fuß fassen zu können.

Seit einigen Monaten arbeitet Sadeghishahir in Kitzingen in seinem angestammten Beruf. Doch der Weg dorthin war steinig. Er begann im April2023, als Pfeuffer im Internet eine Stellenanzeige schaltete, weil er dringend einen Elektroingenieur brauchte. Der Iraner wurde über die sozialen Netzwerke darauf aufmerksam, bewarb sich – und startete damit für sich und Pfeuffer einen wochenlangen Hürdenlauf. „Wir haben auf die Anzeige sehr viele Bewerbungen aus dem Ausland bekommen“, erinnert sich Pfeuffer. Nach zwei Videokonferenzen mitAli Sadeghishahir in Teheran sei klar gewesen: Diesen Experten will er nachKitzingen holen.

Ein Berg von Fragen

Sadeghishahir ließ sich von Pfeuffer aus der Ferne ein Projekt geben, um seine Fertigkeiten zu beweisen: ein Feuchtigkeitsmessgerät für Getreide sollte auf neue Elektronik umgestellt werden. Das habe er vom Iran aus gut machen können, sagt Ali Sadeghishahir. Mit dem Ergebnis überzeugte er Lothar Pfeuffer. Er habe dann erst einmal vor einem Berg offener Fragen gestanden, sagt der Firmenchef: Was muss alles geregelt werden, um eine Fachkraft nach Deutschland zu holen? Wie lässt sich herausfinden, ob die Qualifikation von Bewerberinnen und Bewerbern zum Unternehmen passt? Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Würzburg-Schweinfurt sowie das Ausländeramt in Kitzingen hätten ihm da sehr geholfen, sagt Pfeuffer.

Doch eine Schneise durch den Paragrafendschungel musste sich der Chef von gut 40 Beschäftigten letztendlich selbst schlagen. Das begann damit, dass der Unternehmer ein sogenanntes beschleunigtes Fachkräfteverfahren anleiern musste. Der Paragraf 81a des Aufenthaltsgesetzes regelt, dass auf diesem Weg qualifiziertes Personal aus dem Ausland schneller nach Deutschland geholt werden kann. Sadeghishahir musste seinem späteren Chef zunächst eine Vollmacht erteilen, dieses „Schnellverfahren“ überhaupt beantragen zu können. Außerdem musste der 38-Jährige der deutschen Botschaft im Iran eine Passkopie, Nachweise über seine berufliche Qualifikation sowie eine beglaubigte Übersetzung seiner Masterarbeit vorlegen. Am Ende sei ein dicker Aktenordner voller Dokumente in der für ihn fremden Sprache zusammengekommen, erzählt Sadeghishahir. „Ein bisschen mehr Digitalisierung wäre gut“, urteilt Lothar Pfeuffer über den Papierberg bei der Anwerbung ausländischer Fachkräfte.

411 Euro Kosten – und viel  Zeit

Für den Firmenchef stand im Frühsommer 2023 ein Beratungsgespräch im Ausländeramt an, bei dem er Sadeghishahirs Unterlagen abgeben musste. Im Anschluss wurde zwischen ihm und der Behörde eine Vereinbarung über das beschleunigte Fachkräfteverfahren abgeschlossen. Kosten: 411 Euro. Das Geld sei nicht die größte Herausforderung gewesen, sagt Pfeuffer: „Vielmehr war es all die Zeit.“ Den Aufwand, der dafür notwendig war, würde er aber wieder auf sich nehmen. Der Unternehmer hat wohl auch keine andere Wahl. Denn Fachpersonal im Bereich Elektronik zu finden, sei in Mainfranken „extrem schwer“.

Nach weiterer Korrespondenz mit Ausländeramt und deutscher Botschaft hatte Sadeghishahir vor sechs Monaten schließlich die Erlaubnis vorliegen, nach Deutschland zu kommen. Sein neuer Chef half ihm, in Kitzingen eine Wohnung zu finden. Noch eine Hürde: Der iranische Führerschein werde in Deutschland nur in den ersten sechs Monaten anerkannt, sagt Lothar Pfeuffer. Jetzt muss Sadeghishahir erneut eine Prüfung machen.

Was iranische Bewerber brauchen

Wäre Pfeuffer nicht gewesen, wäre er in den vergangenen Monaten wohl mehrmals an den Hürden in Deutschland gescheitert, ist sich der Elektroingenieur sicher. Es fehle eine zentrale Anlaufstelle, um alle Fragen zu einem Wechsel nach Deutschland zu klären.

Leichter als Sadeghishahir hatte es sein Kollege Nauar Suleiman. Der 38-jährige Softwareentwickler kam 2015 mit einem Studentenvisum von Syrien nach Deutschland. Später sei er über eine Vermittlungsagentur für Ingenieure zu Pfeuffer gekommen, sagt Suleiman. Zwei Vorstellungsgespräche reichten, einen Hürdenlauf durch Behörden hatte er nicht.

Geschäftsführer Lothar Pfeuffer und Elektroingenieur Ali Sadeghishahir arbeiten heute gut zusammen. Dafür mussten sie viele Hürden nehmen (Foto: Pfeuffer).

Jetzt haben sowohl Ali Sadeghishahir als auch Nauar Suleiman unbefristete Arbeitsverträge, sagt der Firmenchef, und seien wertvolle Mitarbeiter geworden. Der Geschäftsführer wählte den Weg über Fachkräfte aus dem Ausland, weil er die Erfahrung gemacht habe, dass Personalvermittlungen für einheimische Fachkräfte nicht die beste Wahl seien. Sie verlangten meist kostspielige Provisionen. Und: Die Gehaltsforderungen seien in der Regel „sehr hoch“.

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